Die Mühlenstraße mit dem angrenzenden Lieferplätzchen und der Liefergasse – speziell für Düsseldorfer war dies einmal einer der beliebtesten Teile an der „längsten Theke der Welt“. Heute ist das Viertel eines der größten Sorgenkinder der Altstadt.
Düsseldorfer AltstadtDie längste Theke wird immer kürzer
Überall herrscht Leerstand, es schließt eine Traditionskneipe nach der anderen. Das „Mühlenviertel“ wirkt wie von der „längsten Theke“ abgesägt.
„Zwiebel“. „Till Eulenspiegel“. „Oranjeboom“. „Pille“. „Pinte“. „Wolke“ – sie alle sind längst Geschichte. Und nun machte im Dezember mit der „Kneipe“ noch ein weiteres Kult-Lokal dicht.
Immer mehr Kult-Lokale machen dicht
Früher floss das Altbier rund ums Lieferplätzchen in Strömen. Während die Touristen sich auf der Bolkerstraße verirrten, feierten hier die Düsseldorfer. In Kneipen, von denen jede einfach einzigartig war. Echte Institutionen, die das Gesicht der Düsseldorfer Altstadt definierten, die den Ruf als „längste Theke der Welt“ mitbegründeten.
Wo sich die Düsseldorfer von den 1970ern bis in die späten 90er die Klinken in die Hand gaben, sind heute nur noch eine Handvoll dieser Altstadt-Unikate übrig: Im „Julio“ auf der Mühlenstraße, bei der Eröffnung 1974 erste Guinness-Kneipe in NRW, trinkt man immer noch das schwarze Bier von der Grünen Insel, während man knöcheltief in Erdnussschalen steht.
Im „Papidoux“ auf der Liefergasse treffen sich immer noch die Heavy Metal-Fans zum gemeinsamen Headbangen. Und auch das „Naseband's“, mittlerweile auch schon seit zehn Jahren am Lieferplätzchen, soll noch in diesem Monat wiedereröffnen.
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Ansonsten eröffnet rund um die Mühlenstraße“ nicht gerade viel. Und das hat seinen Grund.
Verkehrsexperiment haben Folgen
Seit geraumer Zeit dient die Mühlenstraße als Testobjekt für verschiedene Verkehrsexperimente. Als Zugang zum Burgplatz soll sie autofrei werden. Etliche Parkplätze fielen bereits Car-Sharing- und Fahrradstellplätzen zum Opfer. An der Einfahrt zur Mühlenstraße wurde eine Schranken- und eine Hubpolleranlage installiert.
Weil sie allerdings nicht nur für den Lieferverkehr, sondern auch für Rettungsdienste äußerst wichtig ist, ist eine komplett autofreie Mühlenstraße nur schwer realisierbar. Weil noch niemand weiß, wie die zukünftige Situation genau aussehen wird, hält sich so mancher Verpächter leerstehender Objekte noch zurück, auch die Gastronomen warten noch ab.
Irgendwann werden die Kneipen dort auch wieder öffnen. Fragt sich nur, mit welchen Konzepten. Eines ist jedenfalls klar: In der ehemaligen „Zwiebel“ wird nie wieder so geflippert und Mau-Mau gespielt, wie früher. Und in der ehemaligen „Kneipe“ wird der „Stress“ – ein antialkoholischer Tabasco-Shot, den so ziemlich jeder Düsseldorfer damals als „Mutprobe“ trinken musste, in Vergessenheit geraten.
Gastro-Experte Markus Eirund drückt es so aus: „Am Beispiel der Mühlenstraße kann man genau beobachten, wie die längste Theke der Welt immer kürzer wird.“