Düsseldorfer EinzelhandelSargnagel Corona: Immer mehr Modegeschäfte dicht
Düsseldorf – Die Corona-Krise zeigt immer mehr ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft. Viele Branchen haben derzeit schwer zu kämpfen. Nicht alle Betriebe haben es geschafft, den Lockdown im Frühjahr und dessen Nachwehen finanziell zu überleben. Es droht eine Pleite-Welle.
So hat es in der Düsseldorfer Gastronomie schon zu Schließungen bekannter Lokale geführt.
Düsseldorfer Gastro-Szene: Restaurants mussten schließen
Restaurants mit ausgezeichnetem Ruf und zum Teil jahrzehntelanger Tradition sind darunter wie das Robert's Bistro im Medienhafen, das Kikaku – Düsseldorfs ältestes japanisches Restaurant – an der Klosterstraße, die Dorfstube in Oberkassel und in Alt-Niederkassel das Lokal L'Auberge St. Honoré. Bei vielen war die Corona-Pandemie der wirtschaftliche Todesstoß.
Der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes Stadt Düsseldorf/Rhein-Kreis Neuss, Giuseppe Saitta, hatte im EXPRESS schon vor einiger Zeit gewarnt, dass im Herbst eine „große Pleitewelle auf uns zukommt".
Einzelhandel: Modegeschäfte in Düsseldorf geschlossen
Und auch im Einzelhandel sieht es mitunter sehr düster aus. Schon durch den Onlinehandel hatten es viele Unternehmen schwer, mit ihren Ladenlokalen in der Innenstadt zu bestehen. Dann kam Corona. Das Virus gab ihnen wohl den letzten Rest.
Bei Gina Tricot etwa. Die schwedische Modekette „Gina Tricot AB" meldete am 25. Juni 2020 für die deutsche Tochter „Gina Tricot GmbH" am Düsseldorfer Amtsgericht Insolvenz an. Das bedeutete die Schließung aller Ladenlokale in Deutschland (neun Stück mit 35 Festangestellten). In Düsseldorf ist das auf der Flinger Straße schon geschehen. Die Produkte soll es zukünftig nur noch online zu kaufen geben.
Ted Boman, CEO von Gina Tricot AB in Schweden, begründete die Entscheidung mit einem anhaltenden Abwärtstrend und den Folgen der Corona-Krise.
Sarar, Gina Tricot: Läden in Düsseldorf dicht gemacht
Schwer erwischt hat es auch die in Düsseldorf auf der Steinstraße ansässige Modemarke „Sarar Europe GmbH". Das Unternehmen, das auch Stars wie Fußballer Didier Drogba oder Games Of Thrones-Schauspieler Tom Wlaschiha mit Mode aus dem gehobenen Segment einkleidete, ist insolvent, hat alle seine sechs Läden in Deutschland geschlossen.
Grund für die Insolvenz, so das Fachmagazin „TextilWirtschaft", ist nach Angaben einer Sprecherin des vorläufigen Insolvenzverwalters der Geschäftseinbruch aufgrund der Corona-Krise.
Auch der in Ratingen ansässige Modekonzern Esprit ist in finanzielle Schieflage geraten: Für sechs Tochtergesellschaften wurde Ende März 2020 ein Insolvenzverfahren beantragt. Der angeschlagene Modekonzern will rund die Hälfte seiner Geschäfte in Deutschland schließen – insgesamt rund 50 Filialen. Etwa 1100 Stellen in den Läden und der Verwaltung sollen gestrichen werden.
„Ob die bereits seit Jahren bestehenden Liquiditätsprobleme, die sich durch die anhaltende Pandemie deutlich verschärft haben, in den Griff zu bekommen sind, muss sich im Laufe der nächsten Monate zeigen", bewertet die Handelsauskunft Heinrich Tüffers aus Düsseldorf die Lage von Esprit.
„Die zahlreichen Modeketten leiden ohnehin unter dem mit allen Mitteln geführten Wettbewerb von Online-Händlern von Amazon bis Zalando. Einiges wird vom Verhalten der Kunden im Einzelhandel abhängen", so die Handelsauskunft.
Handelsverband NRW: Weihnachtsgeschäft ist entscheidend
„TextilWirtschaft" bat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die Insolvenzen von Mode-Einzelhändlern für das erste Halbjahr 2020 zu ermitteln. „Im ersten Halbjahr wurde über 45 Mode-Einzelhändler ein Insolvenz- oder Schutzschirmverfahren eröffnet. Das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr", so die TW über das Ergebnis. „Der große Schwung steht aber noch bevor."
Carina Peretzke, Referentin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Handelsverbands NRW: „Einige Ketten, die jetzt Insolvenz angemeldet haben, waren zuvor schon angeschlagen."
Was Düsseldorfs Einzelhandel 2020 angeht, ist sie vorsichtig optimistisch gestimmt: „Es laufen derzeit viele Aktionen, damit der Handel wieder gepushed wird. Da passiert einiges. Auch der inoffizielle Sommerschlussverkauf läuft noch. Daher ist es noch zu früh, um sagen zu können, inwieweit sich die Corona-Pandemie auf den Einzelhandel in Düsseldorf ausgewirkt hat. Entscheidend ist das Weihnachtsgeschäft." Auch verkaufsoffene Sonntage, die noch beantragt werden müssen, könnten sich positiv auswirken.