„Just Spices“-Gründer im Interview:„Von Gewürzen hatten wir erst keine Ahnung“

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Ohne Kenntnisse hat "Just Spices" begonnen. Jetzt haben Ole Strohschneider und seine Kollegen über 140 verschiedene Gewürzmischungen und über 100 Reingewürze im Angebot.

Düsseldorf – Start-up-Unternehmen bereichern mit ihren Ideen unser Leben. Um die Menschen dahinter – die Visionäre und Durchstarter – geht es diese Woche bei der „Düsseldorfer Start-up-Woche“.

Ole Strohschnieder (33), Florian Falk (30) und Bela Seebach (33) haben mit „Just Spices“ die Gewürz-Welt erobert. Und machen Mut zum Mut!

Gewürze brauchen auch immer Charakter

EXPRESS: Wie kamen Sie auf die Idee, „Just Spices“ 2012 zu gründen?Ole Strohschnieder: Wir waren im Supermarkt und da ist uns ausgefallen, dass die Gewürz-Welt in Deutschland total unemotional ist. Bei Schokolade oder Kaffee kennt jeder die großen Marken, aber bei Gewürzen nicht. Deswegen haben wir eine Gewürz-Firma gemacht, auch wenn wir davor keine Ahnung von Gewürzen hatten und da ganz naiv reingegangen sind. Angefangen hat das im Partykeller von Florian.

Wir haben 140 verschiedene Gewürze bestellt und die dann zusammengemischt und abgefüllt. Anfangs haben wir eher Gewürz-Mischungen für Großkunden, wie Sterne-Köche, Hotels und Gastronomie gemacht. Die bunten Dosen gibt es erst seit 2014. Mittlerweile haben wir über 140 Gewürzmischungen, über 100 Reingewürze und eine eigene Produktion.

…und die Gewürze können mittlerweile auch Kunden im Supermarkt kaufen.Genau. Wir wollten das auch für den Endverbraucher machen. Und dafür haben wir dann eine kleine Weltreise gemacht. Wir waren in Mexiko, Indien, in den USA und in Italien und haben dort mit den Leuten Gewürzmischungen entwickelt. Ein typischer Texaner hat uns dann zum Beispiel erzählt, wie er Fleisch fürs Barbecue marinieren würde. In Indien wurde uns gezeigt, was wirklich zu einem Kichererbsen-Curry gehört.

Und so kam das auch mit den Gesichtern, die ja immer die Dose zieren. Wir dachten, dass Gewürze Charakter brauchen und wir haben uns dann überlegt, wie jemand aussehen könnte, der zu dem Gewürz passt.

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EXPRESS-Reporterin Anne Tafferner im Gespräch mit „Just Spices“-Gründer Ole Strohschnieder (33).

„Start-ups haben oft dieses Unbedarfte und machen einfach“

Sie sind drei Gründer. Wie haben Sie zueinander gefunden und was haben Sie gemacht, bevor sie „Just Spices“ gegründet habt?Florian ist der Grund, warum wir hier in Düsseldorf sind. Ein echter Ur-Düsseldorfer. Wir haben zusammen in Dortmund International Management studiert, danach war er kurz in einer Beratung, aber das hat ihm keinen Spaß gemacht. Bela kommt gebürtig aus Kassel und hat auch mit uns studiert. Zwischendurch hatte er eine Salat-Bar, aber das hat nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat. Und ich komme gebürtig aus Hannover, habe fünf Jahre in Köln gelebt und hatte mal einen Frozen Yogurt-Laden. Das hat aber nicht geklappt, der ist pleitegegangen.

Ich bin aber froh, dass ich das gemacht habe und auch, dass ich es nicht mehr mache, weil es gut für die Entwicklung war. Wir haben uns also alle kurz in eine andere Richtung bewegt und dann zusammen gefunden. Auch wenn wir drei sehr unterschiedlich sind und eine gesunde Streit-Kultur haben. Das war aber auch wichtig für den Erfolg.

Die Start up-Kultur boomt ja. Wie schätzen Sie das Ganze ein?Ich finde den Umbruch gut, dass da was passiert und sich Leute was trauen. Ich glaube zwar, es ist mit einem riesen Risiko verbunden. Also realistisch gesagt waren wir in der Anfangsphase so oft davor, den Laden zu schließen. Glücklicherweise wendet sich das Blatt irgendwann nach einer gewissen Zeit. Man sagt ja auch nicht ohne Grund, dass es nach zwei Jahren von zehn Start-ups sieben nicht mehr gibt. Trotzdem finde ich es cool, dass Leute Themen anfassen und sich zeitgemäß überlegen, was man machen kann.

Ich glaube auch, dass Innovationen aus Konzernen heraus schwierig sind. Start-ups haben oft dieses Unbedarfte und machen einfach. Konzerne hätten vorher eine Marktforschung gemacht und einen Beirat gefragt und am Ende hätten sie viel Geld ausgegeben und es doch gelassen.“

Erfolg aus Düsseldorf: Drei Freunde gründeten das Start-up „Just Spices“

Das Düsseldorfer Start-up-Unternehmen „Just Spices“ wurde 2012 von Ole Strohschnieder (33), Florian Falk (30) und Bela Seebach (33) gegründet. Vorher studierten die drei Freunde International Management in Dortmund. Heute gibt es über 140 Gewürzmischungen und über 100 Reingewürze in bunten Dosen.

„USA ist ein sehr interessanter Markt für uns“

Welche Herausforderungen gibt es in so einem Start-Up?Keiner von uns hat vorher ein Unternehmen geführt, wo 100 Leute arbeiten. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, auch die Team-Kultur am Leben zu erhalten. Eine weitere Herausforderung ist Innovation. Das können wir gerade gut, aber das ist auch wichtig, dass wir das beibehalten.

Und „Stay fast“, das macht uns aber auch aus. Also wir waren schnell, aber man muss auch mit Wachstum schnell bleiben. Je größer man wird, desto schwieriger ist es glaub ich, Sachen schnell umzusetzen. Jetzt gibt es halt Prozesse, was es vorher nicht gab, aber das ist auch gut, weil dann die Qualität am Ende besser ist.

Und Ihre Ziele?Es kommen immer neue Ziele dazu. USA ist ein sehr interessanter Markt für uns. Von der Internationalisierung machen wir derzeit Deutschland, Österreich, die Schweiz und USA. Denn der Food-Markt in Amerika ist wie der Deutsche, nur ein Jahr voraus. Wenn man also heute in LA ist, dann essen die Leute, wie wir in der Zukunft. Avocados zum Beispiel waren da schon vor drei Jahren ein Thema.

Die USA können wir also mit unserem Büro in LA super als Trendbarometer nutzen, um zu sehen, was so als nächstes kommt. Dann werden wir weiterhin Aktionen wie Adventskalender oder Gewürzboxen für Kinder machen. Und es gibt noch genug Luft nach oben im Supermarkt und Online-Bereich, wo wir noch wachsen wollen.

„Mittlerweile schätze ich Düsseldorf sehr“

Sie haben fünf Jahre in Köln gewohnt und sind jetzt seit einem Jahr in Düsseldorf. Wie gefällt Ihnen die Stadt?Am Anfang ist es mir schwer gefallen, nach Düsseldorf zu ziehen. Mittlerweile schätze ich Düsseldorf sehr. Ich liebe den Carlsplatz, gerade Samstags zum Essen, Einkaufen oder Wein trinken. Das hat Köln nicht und generell wenige Städte in Deutschland.

Den Viktualienmarkt in München mag ich auch nicht so wie den Carlsplatz. Und ich mag das Wasser. In Köln haben die den Rhein vergessen, schön zu machen. Das ist in Düsseldorf schöner. Ich fühle mich hier sehr wohl.

(exfo)