Herzlos behandeltGesundheitsamt-Chef klagt auf Wiedereinstellung

Schneitler bei der Arbeit: Während der Schweingerippe impfte das Gesundheitsamt 51.000 Düsseldorfer.

Düsseldorf – 26 Jahre war er Chef des Düsseldorfer Gesundheitsamtes. Angesehen, in ganz Deutschland ein gefragter Experte. Zuletzt etwa, als es um den Kampf gegen die Schweinegrippe ging.

Doch im Frühjahr wurde Prof. Dr. Heiko Schneitler (64) von OB Dirk Elbers vorzeitig in den Ruhestand geschickt. Er soll 2.200 Überstunden abfeiern. Jetzt klagt er auf Weiterbeschäftigung. Schneitler: „Ich kämpfe um Gerechtigkeit und um mein Lebenswerk.“ Tief sitzt bei dem um das Gesundheitswesen so verdienten Mann der Stachel. „Mich nach 26 Dienstjahren einfach wegen meiner Überstunden nach Hause zu schicken, meinen Schreibtisch zu räumen, das habe ich nicht verdaut. Es geht mir nicht um die Überstunden, die ich in den Zeiten der Schweinegrippe bei großem Ärztemangel im Amt geleistet habe. Es geht mir um die für die Stadt und ihre Menschen wichtige Projekte, die begonnen wurden und jetzt zu scheitern drohen. Dazu gehören die Heroin-Ambulanz, Medikamenten-Studien und auch eine Ausstellung über unsere enge Beziehungen zu japanischen Ärzten.“

In das Bild der Enttäuschung passt eine Erklärung der SPD-Fraktion von gestern: „Schlechter Führungsstil des OB, schlechter Umgang mit einem verdienstvollen Mann. Wir haben Verständnis dafür, dass Schneitler klagt.“ Dr. Michael Terwiesche, Jurist für Verwaltungs- und Beamtenrecht: „Einen so renommierten Mann wegen seiner Mehrarbeit abzuservieren, ist rechtswidrig. Schneitler: „Ich würde nicht auf Weiterbeschäftigung klagen, wenn man auf diesen Affront verzichtet hätte. Ich gebe zu: Es tut mir in der Seele weh, wie herzlos der OB es gemacht hat.“

Fachanwalt Dr. Michael Terwiesche zur Rechtslage: „Beamte der Besoldungsgruppe A haben bei Überstunden Anspruch auf eine Mehrarbeitsvergütung. Herr Schneitler gehört als Amtsleiter zur Gruppe B, darf Überstunden zwar machen und abfeiern, aber erhält keine Vergütung. Wegen nicht abgefeierter Überstunden durfte er aber nicht vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden. Das war rechtswidrig.“

Sein damaliger Gesundheitsdezernent Wilfried Kruse (FDP) hatte den Überstunden zugestimmt. Das führte zum Krach zwischen ihm und dem OB. Kruse wurde „gegangen“. Das Verwaltungsgericht hat die Stadt jetzt zu einer Erklärung aufgefordert, will zeitnah entscheiden. Gewinnt Schneitler, will er sofort zurück an den Schreibtisch: „Ich bin Überzeugungstäter, mache freiwillig auch gerne Überstunden.“