In Düsseldorf sind kurz hintereinander zwei Obdachlose erfroren. Zwei Kältetode, die vermeidbar gewesen wären.
Kältetod in Düsseldorf Obdachloser Horst am Rhein gefunden
Horst und Rudolf. Beide über 60 Jahre alt, beide obdachlos in Düsseldorf - und beide sind jetzt tot. Die Decken und Pappen, unter denen sie nachts Schutz suchten konnten der Winterkälte nicht standhalten. Innerhalb weniger Tage sind Horst und Rudolf an unterschiedlichen Stellen auf Düsseldorfs Straßen erfroren.
In der Altstadt kannte man Horst. Und so häuften sich in den vergangenen Tagen die Fragen nach ihm von Menschen, die ihm Lebensmittel bringen wollten. „Wo ist er?“
Kältetod in Düsseldorf: Obdachloser unterkühlt am Rhein gefunden
Horst ist tot. Er wurde zufällig am Rhein in einem Rosengarten in der Nähe der Tonhalle von einem Arzt am 2. Dezember gefunden. Der verständigte sofort den Rettungsdienst, die Sanitäter stellten bei Horst eine Körpertemperatur von 27 Grad fest, später ist er im Krankenhaus gestorben.
Auch Rudolf war einsam, er hat allein an der Witzelstraße geschlafen. Eine Anwohnerin hatte einen Streetworker der Wohnungslosenhilfe informiert, der umgehend zur „Platte“ - dort, wo Rudolf seine Sachen und seinen Schlafplatz hatte - gefahren ist. Auch Rudolf war stark unterkühlt, mit einer Körpertemperatur von unter 30 Grad. Und auch Rudolf hat es leider nicht geschafft. Er ist am 26. November im Krankenhaus gestorben
Trauer um Obdachlose in Düsseldorf: „Macht uns fassungslos“
„Wir trauern um Horst und Rudolf. Wir sind schockiert und traurig, dass Menschen in einem so reichen Land wie unserem auf der Straße sterben. Hilfsorganisationen informieren unermüdlich, dass bereits bei Temperaturen unter 10 Grad Lebensgefahr besteht, wenn man draußen schläft“, erklärt die Obdachlosenhilfe „Fiftyfifty“ in Düsseldorf.
„Obwohl Menschen zweimal richtig gehandelt haben und den Krankenwagen gerufen haben, sind doch zwei Menschen gestorben. Uns machen diese Tode auch so fassungslos, weil sie vermeidbar gewesen wären.“
Düsseldorf: Rund 200 Menschen leben auf der Straße
In Düsseldorf leben etwa 200 obdachlose Menschen dauerhaft auf der Straße. „Die Stadt hat schon einiges unternommen. Sie hat auch uns nach Ideen zur Verbesserung gefragt“, sagt „Fiftyfifty“-Mitarbeiter Johannes Dörrenbächer. „Ideal wäre es, wenn die Atmosphäre in den Notschlafstellen so angenehm wäre, dass die Menschen gerne hingehen - ohne Angst vor Gewalt und Diebstahl zu haben.“
Horst und Rudolf hatten Vorbehalte. „Den beiden wurde immer angeboten, in den Unterkünften zu übernachten“, weiß Miriam Koch, Leiterin des Amtes für Migration und Integration. „Ich habe die Träger der Wohnungslosenhilfen und Einrichtungen jetzt in einer Gesprächsrunde gebeten, mir Bedarf und Ideen zu nennen.“
Auf Obdachlose achten: Stadt Düsseldorf sendet Appell an alle Bürger
Dabei wurden Taxigutscheine empfohlen, mehr Tageseinrichtungen und Streetworker gefordert. Koch: „Wir versuchen als zusätzliche Tageseinrichtung ein leerstehendes Ladenlokal in der Heinrich-Heine-Allee zu bekommen. Die Rheinbahn ist immer bereit, da mitzuziehen. Gespräche laufen.“
Notschlafstellen gibt es an der Graf-Adolf-Straße, mit 80 Plätzen für Frauen, Männer und Paare. Zudem auf der Querstraße, Grupellostraße und Erkrather Straße. Koch: „Derzeit sind 30 Plätze frei. Die Kapazität ist da.“ Ihr Appell an alle Bürger: „Wenn Sie jemanden auf der Straße sehen, dem es nicht gut geht, rufen Sie die 112. Besser einmal mehr als zu wenig.“