Nach Säure-AttackeInnogy-Manager Bernhard Günther erstmals in der Öffentlichkeit
Düsseldorf – Der vor rund einem Jahr bei einem Säureanschlag schwer verletzte Innogy-Manager Bernhard Günther ist erstmals wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Günther stellte am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz die Geschäftszahlen des Essener Energiekonzerns für das vergangene Jahr vor.
Es war ein Auftritt, bei dem die gut 50 versammelten Journalisten den Atem anhielten: Auf Bühne erschien Dr. Bernhard Günther, der Mann, dem vor einem Jahr Unbekannte vor seinem Haus in Haan Säure ins Gesicht geschüttet hatten. Das Signal des mutigen Auftritts: Günther ist wieder da!
Bernhard Günther sieht gezeichnet aus – aber er lebt, und nur das zählt.
Am Mittwochvormittag stellte er bei der Bilanzpressekonferenz die Geschäftszahlen des Essener Energiekonzerns für das vergangene Jahr vor – so als ob nichts gewesen wäre und als hätte es nie einen Anschlag auf ihn gegeben. Und doch ging er kurz auf das Thema ein, wenngleich indirekt.
Vor einem Jahr war der Säure-Anschlag auf Bernhard Günther
Er freue sich, „heute hier zu sein“, sagte der 52-Jährige zu Beginn der Veranstaltung. Das sei „vor einem Jahr alles andere als klar gewesen“.
In der Tat sah es vor ziemlich genau einem Jahr alles andere als gut für den erfolgreichen Manager aus: Der Innogy-Finanzchef war am 4. März vergangenen Jahres nach dem Joggen nahe seines Wohnhauses in Haan bei Düsseldorf überfallen worden.
Zwei Männer warfen ihn zu Boden und übergossen ihn mit Säure – eine feige Attacke, zu dessen Hintergründen noch heute keine Erkenntnisse vorliegen.
Innogy-Chef Bernhard Günther trug Schäden davon
Das Gesicht des Managers zeugt noch von der feigen Attacke. Dass es sich der der Flüssigkeit, die dem Manager ins Gesicht geschüttet wurde, um Schwefelsäure handelt, ahnte er zum Zeitpunkt des Angriffs nicht.
Mit einer Spezialbrille ist ein normales Leben wieder möglich – weil Ärzte seinerzeit grandiose Arbeit leisteten und Günther das Augenlicht retteten. Die Säure, die nach eigenen Angaben „auf der Haut“ brannte, hat Spuren hinterlassen, ein Stirnband verdeckt offenbar großflächige Schäden.
Günther wurde wenige Wochen nach der Tat aus dem Krankenhaus entlassen. Seit dem Herbst 2018 arbeitet er wieder – bislang allerdings ohne öffentlichen Auftritt. Die Täter sind bis heute nicht ermittelt.
Auf die Frage, wie es ihm heute gehe, antwortet er gegenüber der „WAZ“: „Gemessen an den Umständen gut. Aber die Umstände sind natürlich nicht die, die ich mir wünschen würde. Ich habe gelernt, dass Heilungsprozesse nach solchen schweren Verletzungen circa zwei Jahre benötigen. Erst dann weiß man, wie der Endzustand wirklich ist. Das heißt: Bis dahin braucht es Geduld und einen langen Atem. Und Geduld ist nicht unbedingt das, womit wir Manager am reichhaltigsten gesegnet sind.“
Der erste öffentliche Auftritt mache ihm auch klar, „was alles anders ist als vor dem Anschlag.“
Opfer hofft auf Ermittlungserfolg
Die Täter sind bis heute nicht ermittelt. Günther hat aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich das noch ändert: „Ich fände es schwer erträglich, wenn dieser Fall unaufgeklärt bleiben sollte – sowohl von meinem Gerechtigkeitsgefühl her, als auch für die Sicherheit meiner Person und meiner Familie.“