Düsseldorf – Jean-Louis ist gerade mal zwölf Jahre alt, aber schon ein Millionär.

Das hat er seinem berühmten Vater zu verdanken. Der verstorbene Malerfürst Jörg Immendorff hatte ein Vermögen vererbt.

Doch so ganz freiwillig wollte Witwe Oda dem unehelichen Spross des Kunstprofessors dessen Pflichtteil nicht rausrücken. Erst musste der Junge (mit Hilfe seiner Mutter) Oda Jaune verklagen.

Dienstag traf man sich erneut vor Gericht. Denn Jean-Luis' Anwalt Lothar Böhm will genau wissen, wie hoch das Vermögen von Immendorff zum Zeitpunkt seines Todes war. Doch das wird schwierig. Denn hinter den Kulissen tobt eine Schlammschlacht um Schätzungen und windige Galeristen.

Der Nachlass besteht aus 539 Gemälden, 147 Skulpturen, 1.767 Zeichnungen und 4.000 Grafiken. Wie viel sie wert sind, darüber gibt es Streit. Ein Immendorff-Spezialist aus Köln schätzte beispielsweise die Skizzen auf höchsten 50 Euro pro Stück. Tatsächlich bot er sie selbst auf Anruf von Böhm's Sekretärin für 1.400 Euro an.

Lothar Böhm: „So etwas macht misstrauisch.“ Odas Anwalt hielt dagegen. Viele Kunstwerke seien im Preis verfallen. Sie könne auch nur die Zahlen übernehmen, die die Experten ihr nennen. Außerdem sind viele Dinge auch für sie noch äußerst dubios. So schloss Immendorff kurz vor seinem Tod mündliche Verträge über Millionen ab. Deren Klärung liege bei Gericht.

Ebenfalls im Streit befinde man sich mit Helge Achenbach. Odas Anwalt: „Der führt uns an der Nase herum.“ Viele Bilder seien auch verschwunden. „Wir wüssten auch gern, wo die stecken.“

Die Richterin machte schließlich einen Vergleichsvorschlag. Ihrer Meinung nach sei die Million für Jean-Luis auch das, was dem Jungen am Ende zusteht. „Doch vielleicht will er als Sohn ja neben Geld auch einige Kunstwerke seines Vaters?“

Darüber wird sicherlich außergerichtlich noch diskutiert. Im Mai will die Richterin entscheiden, ob Oda Jaune alle Auskunft über das Vermögen ihres Mannes erteilt hat.