Modernste Prothese der Welt„Bionic Bertholt“ und die 10-Millionen-Kunsthand

Die Hand passt sich von selbst dem Telefon an.

Düsseldorf – Er hat einen festen Händedruck. Wie bei einer echten Hand bewegen sich dabei seine Silikon-Finger. Bertholt Meyer ist der erste Deutsche, der die modernste Prothese der Welt trägt. EXPRESS traf ihn bei der Pflegefachmesse Rehacare.

Faszination statt Mitleid. So reagieren jetzt die Menschen, wenn sie seine neue Hand sehen. Sie wollen seine coole Hightech-Prothese anfassen. Sehen, was er mit ihr machen kann. Und das ist eine Menge: Greifen, Gläser hochheben, Computertastatur bedienen oder in der Zeitung blättern.

All das ist für den 36-jährigen Sozialpsychologen aus Hamburg, der in der Schweiz lebt, kein Problem mehr. „Sogar eine Bierkiste kann ich mir dieser Hand hochheben“, sagt Meyer. Seine neue Finger umklammern von alleine die Gegenstände, die er anfasst und passen sich ihrer Form an.

„Ich kam ohne den linken Unterarm zur Welt“, so Meyer. „Früher störten mich die Prothesen immer. Sie sahen wie die Hände von Schaufensterpuppen aus. Man konnte mit ihnen fast gar nichts machen.“

Seit Mai braucht er sich nicht mehr für seine künstliche Hand zu schämen. Sie ist jetzt ein Teil seines Körpers. Um die neue Prothese vom Typ i-Limb der englischen Firma Touch Bionics zu bewegen, liegen zwei Elektroden auf seinem Arm. Wenn er etwas anfassen will und daran denkt, leiten diese die Befehle vom Oberarm an die Prothese weiter.

Insgesamt 24 Griffe kann die Hand. Je nachdem wie er den Muskel im Oberarm anspannt, bewegt sich die Prothese. „Im Prinzip ist es ähnlich wie ein Doppelklick mit der Maus“, erklärt Meyer. „Ich kann die Funktionen so einstellen, dass wenn ich die Muskeln zweimal anspanne, meine Prothese den Glasgriff macht.“

Auch von seinem Smartphone kann die künstliche Hand gesteuert werden. Über eine App kann man sie bewegen. Alle 12 Stunden muss die Prothese an den Strom angeschlossen werden. Nur beim Schwimmen muss er sie wieder ausziehen.

Allerdings hat die Prothese Deutschlands ihren Preis: 10 Millionen kostete die Entwicklung, dazu rund 30.000 Euro Stückpreis. Hinzu kommen die Kosten für die Unterarm-Prothese. Nicht alle Krankenkassen übernehmen diese Kosten.