Mord an der LandstraßeEXPRESS enthüllt: Darum tötete Kai G. seinen Cousin

Der Tatort bei Büttgen. Angehörige und Freunde hatten Grablichter und eine Namenstafel aufgestellt.

Kaarst/Düsseldorf – Der Mord an der Landstraße bei Büttgen am 11. Dezember 2013 – ein Fall voller Rätsel. Der verhaftete Kai G. (28, Name geändert) soll seinen Cousin Daniel Dicke (35) erschlagen haben. Was bislang als mögliches Motiv verschwiegen wurde: Der Aushilfssportlehrer hat seine Anstellung im Gymnasium Willich mit gefälschten Semesterbescheinigungen erschlichen.

In der Anklageschrift wird vermutet, dass Daniel davon wusste und G. sich bedroht fühlte …

Wäre das rausgekommen – so vermuten die Ermittler, hätte G. seine berufliche Existenz verloren und seine Freundin möglicherweise auch. Denn dazu kommt, dass sein Cousin gewusst haben kann, dass G. seine Sport-Schülerinnen anmachte und heimlich halbnackt in der Umkleide fotografierte. Beides zusammen – so steht es in der Anklageschrift – könnte der Auslöser für die Bluttat geworden sein. G. schweigt.

Die gefälschten Semesterbescheinigungen: Kai G. soll an der Bergischen Universität Wuppertal Sportwissenschaften studiert haben. Er galt als der „ewige Student“, der schon auf 17 Semester kam, obwohl das Studium nur sechs Semester dauert (ein Semester ist ein Halbjahr). Er war selten da, erinnert sich ein Studienkollege.

Neben diesen Motiven gibt es Indizien, die Kai G. belasten: das Blut des Opfers, das im Golf von G. gefunden wurde. Dazu fehlt e der Fahrergurt – er wurde herausgeflämmt. An ihm können (wie im Sitzpolster) Blutanhaftungen gewesen sein. Es gibt Zeugen, die einen Golf am Tatort sahen.

Diese Hinweise führten schließlich zum Tatverdacht gegen G., der nach dem Mord mit dem Wagen weitergefahren war. Er stand oft vor dem Haus der Eltern des Opfers.

Auf 172 Seiten werden in der Anklage 87 (!) Zeugen und fünf Sachverständige genannt. Der Täter soll Daniel Dicke neben dem Auto schwere Schlag-Verletzungen im Gesicht und am Hinterkopf beigebracht haben, an denen er schließlich verstarb. Eine Tatwaffe wurde bislang nicht gefunden.