Mord an der LandstraßeSteht der Killer auf der Todesanzeige?

So ließ sich Kai G. (28) auf einer Seefahrt fotografieren.

Kaarst/Düsseldorf – Welch doppelte Tragödie für die Eltern!

Zuerst verlieren sie ihren Sohn Daniel ( 35) durch ein grauenhaftes Verbrechen. Und jetzt müssen sie auch noch ertragen, dass der mutmaßliche Mörder ihres Jungen aus der eigenen Familie stammt und als Trauernder sogar in der Todesanzeige steht.

Die Polizei ist sich jedenfalls sicher: Der Killer war Kai G. (28, Name geändert), der Cousin des Ermordeten. Der Haftbefehl gegen ihn wurde am Mittwochabend vollstreckt.

Noch ist unklar, welches Motiv der Sportlehrer aus Kleinenbroich gehabt haben mag und warum es in finsterer Nacht zum Treffen an einer einsamen Landstraße bei Büttgen (K 37) kam.

Daniel Dicke war dort am 11. Dezember um 22.16 Uhr erschlagen neben seinem Audi gefunden worden (EXPRESS berichtete). Kai G. kam ins Visier der Fahnder, weil ein silbergrauer Golf am Tatort gesehen wurde. G. fuhr einen solchen Golf, blieb zunächst auf freiem Fuß.

Ermittlungschef Andreas Nickesen berichtet: „Im Golf des 28-Jährigen fanden wir Blut des Opfers – trotz Reinigungsversuchen mit Benzin. Dabei wurde er an der Schule, an der er unterrichtet, beobachtet. Und ein Gurt fehlt, er wurde abgeschnitten.“ Klebte Blut am Gurt?

Kai G. schweigt, er hat sich eine Anwältin genommen. Die Ermittlungen im Umfeld der Familie gestalten sich schwierig. Die Tatwaffe fehlt, weitere Untersuchungen laufen noch.

Was hat die beiden Cousins verbunden? Sie mochten Sport. Daniel machte Fitnesstraining, spielte Golf, führte ein untadeliges Leben. Kai spielte Tennis im Verein und Golf. Beide feierten gern. Besonders Kai G., der am Wochenende mit seiner Clique oft nach Mallorca zum Ballermann düste.

Freunde schildern ihn als „extrem“, „unkalkulierbar“.

Daniel hatte ein neues schönes Haus in Delhoven, Kai mit seiner Mutter zwei Häuser in Kleinenbroich. Doch Kai soll Geldprobleme gehabt haben. War es Streit um Geld?

Entsetzen auch am Gymnasium, wo G. als Sport-Referendar unterrichtete. Die Schulleitung in einer Mitteilung: „Zur Untersuchung einer Straftat im familiären Umfeld ist in der vergangenen Nacht jemand aus dem Kollegium zum Verhör abgeholt worden. Unser Mitgefühl gilt allen Beteiligten.“

Staatsanwalt Matthias Ridder erläutert: „Es erging Haftbefehl zunächst wegen Verdacht des Totschlags.“

EXPRESS traf den Verdächtigen zwei Tage nach der Tat

von DIMITRI SOIBEL

Kai G. hat einen festen Händedruck. Er ist nett und höflich, als der EXPRESS ihn am 13. Dezember gegen Mittag in Korschenbroich trifft. Es sind zwei Tage nach dem schrecklichen Verbrechen an der Landstraße in Kaarst vergangen.

Der 28-Jährige hat einen athletischen Körper. Er kommt aus dem Haus, in dem die Eltern von Daniel Dicke wohnen. Kurz zuvor sprach er mit den Menschen, denen er nicht mal 48 Stunden zuvor ihren einzigen Sohn genommen haben soll.

Was ging wohl in seinem Kopf vor, als er den Eltern seines toten Cousins gegenüberstand? Das lässt sich nicht erahnen.

Auf EXPRESS-Nachfrage sagt er damals: „Ich bin ein Verwandter von Daniel, will mich aber über den Fall nicht äußern.“ Sein Gesicht zeigte keine Emotionen. Es ist das kaltblütige Gesicht eines mutmaßlichen Mörders.