Prozess in DüsseldorfMit Pistole zur Haar-OP auf der Kö

Der Angeklagte im Gerichtssaal.

Mehmet R. auf der Anklagebank im Düsseldorfer Gerichtssaal.

Der Besuch beim Spezialisten für Haartransplantationen an der Kö, ein Mord auf einer Hochzeitsfeier und ein Schwur auf Blutrache: Das alles spielte jetzt eine Rolle in einem Prozess um eine illegale Waffe in einem Mercedes.

Der Inhaber des Autos, Mehmet R. (47/ Name geändert), ist Mitglied eines libanesischen Familien-Clans. Er selbst ist aber nicht vorbestraft. Dennoch fand man in seinem Mercedes, der mit laufendem Motor auf der Kö stand, eine Pistole mit der entsprechenden Munition.

Seine ungewöhnliche Erklärung dafür: „Ich hatte einen Termin bei einem Haarspezialisten an der Kö und war zu spät dran.“ Sein Vater saß neben ihm im Auto. Er wollte in Düsseldorf einen Freund besuchen.

Prozess in Düsseldorf: Blutrache

Nachdem der Sohn den Papa abgesetzt hatte, parkte er den Wagen. „Ich habe ihn wahrscheinlich in der Eile nicht abgeschlossen und den Motor angelassen.“ Die Polizei inspizierte das Fahrzeug und fand die Waffe in einer Tasche. Vor Gericht beteuerte der Angeklagte, dass die Waffe seinem Vater gehörte.

Und jetzt kommt die Clan-Geschichte, die auch die Waffe erklärt: Die Familie war 2011 zu einer Hochzeit eines verfeindeten Clans eingeladen. Dort töteten zwei Brüder von Mehmet M. einen Sohn des anderen Clans. Sie wurden wegen Mordes verurteilt.

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Mehmet R.: „Die andere Familie schwor Blutrache. Bei uns ist das so.“ Eigentlich wäre der älteste Sohn des eigenen Clans dran gewesen. Aber der ist behindert. Also stand Mehmet R. im Visier der anderen Familie. „Ich war aber sehr vorsichtig und trug immer eine Schutzweste.“

Sein Vater war nicht so vorsichtig. Als er in Haft saß und Ausgang hatte, wurde er verfolgt und niedergestochen. Er überlebte durch eine Not-OP. „Mein Vater lebte seitdem in Panik und schaffte sich diese Waffe an. Ich wusste davon. Nur nicht, dass er sie an dem Tag in Düsseldorf dabei hatte.“

Die Clans hätten sich mittlerweile wieder versöhnt. „Man hat verhandelt und unsere Familie zahlte Blutgeld.“ Doch immer wieder kam es zu Gerüchten, dass Teile der anderen Familie den Frieden nicht akzeptieren wollen. Deshalb war die Waffe immer noch im Besitz des Vaters.

Die Richterin will diese abenteuerliche Geschichte jetzt überprüfen und hat für nächste Woche Freitag den Vater als Zeugen geladen.