Ratingen-Angreifer vor GerichtIm Prozess werden irre Briefe verlesen: „Lauterbach ist Werkzeug des Teufels“

Der Angeklagte (r) kommt neben seinem Anwalt Frank Schubert in den Gerichtssaal.

Der Angeklagte (r.) kommt neben seinem Anwalt Frank Schubert am 24. November 2023 in den Gerichtssaal. Im Prozess um den verheerenden Feuer-Angriff auf Einsatzkräfte in einem Hochhaus in Ratingen hat die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe gefordert.

Bei einem Routineeinsatz werden Polizei- und Rettungskräfte plötzlich angegriffen, stehen in einem zerstörerischen Feuerball. Für den Täter fordert die Anklage nun eine lebenslange Haftstrafe.

von Barbara Kirchner  (kir)

Er hat das Leben von neun Menschen zerstört. Polizeikräfte und Feuerwehrleute, die nur helfen wollten, wurden durch den Flammenball von Frank P. (57) lebensgefährlich verletzt.

Die Opfer sitzen ihm gegenüber im Gerichtssaal. Sie wollen Antworten. Doch Frank P. schweigt. Nicht nur das: Er straft seine Opfer durch Missachtung und Gleichgültigkeit. Gestern erklärte ein Psychiater den irren Feuerteufel. Vorab: Frank P. ist voll schuldfähig und die Staatsanwältin forderte lebenslang und die besondere Feststellung der Schuld wegen neunfachem versuchten Mord.

„Der Teufel will unsere Seelen“

Auch mit dem Gutachter hat der Angeklagte nie gesprochen. Doch der konnte seinen Lebenslauf rekonstruieren. Die ersten Jahre war er unauffällig. Er machte eine Lehre und ging zur Bundeswehr.

Gemeinsam mit seiner geliebten Mutter lebte er über 30 Jahre in der Wohnung in Ratingen. In den letzten Jahren radikalisierte er sich, glitt in die Corona-Leugner- und Prepper-Szene ab. Er hasst staatliche Institutionen, lehnt die Obrigkeit ab.

Im Prozess wurden seine irren Briefe verlesen. Da beklagt er: „Was ist auf dieser Welt los? Wir sind doch alles Gottes Kinder. Der Teufel will unsere Seelen. Es wird nur noch gelogen.“ Der Papst, Gesundheitsminister Lauterbach. Sie sind alle „Werkzeuge des Teufels“. Wie auch die Corona-Impfung.

Frank P. zweifelt auch an der Kompetenz der Ärzte. An die Barmer schreibt er, dass seine kranke Mutter gesund sei und er sie pflegen werde. Ohne Medikamente. War das todesursächlich?

Am Tatort fand man die verweste Leiche der Rentnerin. Der Gutachter: „Dass er mit der verwesenden Leiche zusammen lebte, ist kein Hinweis auf eine psychiatrische Erkrankung.“ Das gilt auch für die Verschwörungstheorien, denen er anhängt.

Attentat wurde gezielt geplant

Stattdessen habe er das Attentat sorgfältig geplant. Das Benzin so verteilt, dass er selbst nicht verletzt wurde. Der Gutachter: „Er war ruhig und klar.“ Auch im Knast funktioniert Frank P.. Nur einmal sagte er zur Anstaltpsychologin: „Ich habe den festen Glauben an Gott. Er spricht zu mir.“

Zum Tatzeitpunkt wurde Frank P. per Haftbefehl gesucht. Er sollte eine MPU machen, hatte Geldstrafen offen. Doch das alles ignorierte er. Stattdessen fuhr er neunmal an einem Tag absichtlich zu schnell an einer Blitzeranlage vorbei. Sein Protest gegen Autoritäten und Obrigkeit. Am Mittwoch wird das Urteil erwartet.