Raus aus sozialem AbseitsMariam (16) und ihr neues Glück in Düsseldorf

Mariam ganz jeck bei ihrem umjubelten Auftritt der Nachwuchskarnevalisten von Pänz in de Bütt im Goldenen Ring.

Düsseldorf – Sie war sechs Jahre alt, als sie vor 2003 mit ihren Eltern von Georgien nach Deutschland zog. Mariam Margvelashvili (16) sprach damals kein Wort Deutsch.

Heute ist sie eine Musterschülerin auf dem noblem Görres-Gymnasium, ein junger Star im Düsseldorfer Karneval und ein Teenie-Star in ihrem Heimatland, das die Überfliegerin stets feiert, wenn sie auf Besuch ist.

Trotz Leben mit Hartz IV: In Düsseldorf fand Mariam ihre neue Heimat – und die Basis für eine bessere Zukunft. Sie tanzt, als würde sie nichts anderes tun. Spielt Klavier zum Niederknien und singt sich in die Herzen des Publikums.

Wenn Mariam Margvelashvili auf der Bühne steht, ist ihr der Jubel sicher. Sogar im Karneval wird sie gefeiert, ist seit zwei Jahren Sängerin bei „Pänz en de Bütt“.

Ihr prominenter Pate ist Kinderliedermacher Volker Rosin, der ein richtiger Fan von ihr ist. Klavierstunden, Tanzstunden im Verein – all das kostet aber Geld. Geld, das sich die Eltern vom Mund absparen. Sie leben von Hartz IV.

Mariam: „Meine Eltern wollten damals weg aus dem Chaos in Georgien, sie sahen keine Zukunft mehr für mich, wollten uns eine bessere Versorgung sichern.“

Vor allem auch, weil ihr Vater Giorgi Margvelashvili (55) gesundheitlich stark angeschlagen war. Der frühere Basketballprofi war in einem Armeeeinsatz von einem Auto angefahren worden, lag danach drei Monate im Koma.

Etwas später, wieder ein Schicksalsschlag: Beim Kampf für die Unabhängigkeit Georgiens erlitt er schwere Kopfverletzungen, lag wieder im Koma. Seitdem ist er arbeitsunfähig. Seine Frau Naira (57) pflegt ihn.

Wegen der Pflege ihres Mannes kann die frühere Lehrerin und Regieassistentin beim Fernsehen in Deutschland nicht arbeiten gehen. Die Familie lebt jetzt von Sozialgeld (355 Euro), 184 Euro (Kindergeld) und Grundsicherung (357 Euro).

Mariam: „Trotzdem geben meine Eltern mir jeden Cent. Aber es macht mich manchmal traurig, weil mir lieber wäre, sie gäben es für sich aus.“

In Markenklamotten und teurem Design-Smartphone sieht man sie nicht. Was für sie nicht immer einfach war. Mariam: „Besonders an der Schule. Öfter wurde ich geärgert und gefragt, warum ich keine Markensachen trage. Ob ich arm wäre“, erzählt sie.

„Ich habe mich früher auch oft geschämt, Mitschüler mit nach Hause zu nehmen. Wir wohnen in einer sehr kleinen Wohnung in Derendorf. Manche Mitschüler wohnen in großen Häusern mit vielen Zimmern. Ich hatte bis zu meinem 16. Geburtstag keines, schlief im Wohnzimmer. Bis meine Eltern mir ihr Schlafzimmer schenkten und jetzt im Wohnzimmer schlafen.“

Doch die ehrgeizige und fröhliche Schülerin kämpfte sich durch – in einem Land, dessen Sprache sie anfangs nicht beherrschte. Das brachte ihr Respekt von den Mitschülern ein. „Ich habe mittlerweile liebe Freunde gefunden.“ Und Eltern, die sie über alles lieben.

Ihr Ziel hat sie fest im Blick: „Zuerst ein gutes Abi. Meine Eltern haben für mich alles aufgegeben. Ich möchte, dass sie stolz auf mich sind und ich später einen guten Beruf habe, vielleicht im Business Management oder als Produzentin. Ich möchte irgendwann in der Lage sein, ihnen ein schönes Leben ohne Geldsorgen zu ermöglichen.“

Neben all den Hobbys lernt sie deshalb in jeder freien Minute für die Schule. Mit dem Ergebnis, dass sie hervorragende Noten mit nach Hause bringt. Mariam: „Manchmal sitze ich bis ein Uhr nachts am Schreibtisch. Aber das tue ich gern. Ich habe ja ein Ziel.“