Fast blinde Frau unter den OpfernSchlüsseldienst-Betrüger zockt Hilflose in NRW ab
Düsseldorf – Schlüssel vergessen? Ausgesperrt? Das ist vielen schon passiert. Und dann kommt der Schlüsseldienst. Doch Ben D. (29, Name geändert) entpuppte sich am Ende nicht als Retter, sondern als Abzocker. Ursprünglich wurde in mehr als 100 Fällen gegen ihn ermittelt. Wegen zehn besonders dreister Vorgänge stand er jetzt vor Gericht – wegen Wucher und Betrugs.
- NRW: Schlüsseldienst-Abzocker vor Gericht
- „Schlüsseldienstler“ prellte fast blinde Dame
- Weitere Verfahren gegen Ben D. in Köln und Duisburg
NRW: So arbeitete der betrügerische Schlüsseldienst
Wie der Anwalt von Ben D. erklärte, hatte das Vorgehen System: Sein Mandant arbeitete wie so viele seiner Kollegen mit einer Firma zusammen, die im Internet gut aufgestellt war. Man versprach schnelle und zuverlässige Öffnung von Türen und tauchte in allen Regionen in den Suchmaschinen als erster Eintrag auf.
Die Telefon-Zentrale, die die Anrufe von Kunden annahm, leitete die Einsätze an Kollegen vor Ort weiter. Der Jurist: „Da sitzen überall Handwerker in kleinen Pensionen und warten auf Einsätze. Dafür müssen sie 75 Prozent der Einnahmen abtreten. Und es wird ihnen empfohlen, besonders hoch abzurechnen.“
Düsseldorf: Betrüger zockt fast blinde Frau um knapp 1000 Euro ab
Und so kassierte Ben D. pro Türöffnung zwischen 1400 und 2355 Euro. Auf Diskussionen ließ er sich nicht ein und berechnete zum Beispiel für einen neuen Türzylinder allein über 1000 Euro, obwohl die Materialkosten zwischen 50 und 80 Euro betrugen. Den entsetzten Kunden erklärte er: „Das ist der Preis pro Millimeter Länge des Zylinders.“
Besonders dreist: Mit einer fast blinden Dame vereinbarte er 189 Euro für die Türöffnung und trug ins EC-Lesegerät 1080, 87 Euro ein. Die hilflose Dame konnte das nicht erkennen und unterschrieb …
Betrüger setzt Ausgesperrte in NRW massiv unter Druck
Eine Hausfrau beschrieb das Vorgehen von Ben D. so: „Er setzte mich unter Druck, wollte unbedingt einen neuen Zylinder im Angebot einbauen. Den könne man digital erfassen lassen. Außerdem übernehme die Gebäudeversicherung die Kosten.“
Tatsächlich bezahlte die 46-Jährige für ein einfaches Schloss am Ende 1100 Euro. Weil ihre Kinder ins Bett mussten und quengelten, Ben D. sich Zeit ließ, gab sie am Ende nach.
Das Gericht verurteilte Ben D. zu zwei Jahren und zwei Monaten Knast. Und in Duisburg und Köln warten weitere Verfahren auf ihn.