Schräge Aktion in DüsseldorfNudelmesse statt Kirchentag

Ricarda Hinz mit einer Figur von Jacques Tilly zur Kritik am Evangelischen Kirchentag

Ricarda Hinz mit einer Figur von Jacques Tilly zur Kritik am Evangelischen Kirchentag (Foto vom 8.11.2022)

Der 40. Evangelische Kirchentag soll 2027 auf den Oberkasseler Rheinwiesen stattfinden. Was allerdings nicht so sicher ist: Welcher Verein richtet ihn eigentlich aus? Es könnte passieren, dass es die „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ macht. Dann wird der 40. Kirchentag mit einer „Nudelmesse“ eröffnet.

von Colja Schliewa  (cos)

Rund 12 Milliarden Euro Kirchensteuer streicht die Evangelische Kirche pro Jahr ein. Dass die Protestanten für ihren Kirchentag in Düsseldorf noch einen Zuschuss von 5,8 Millionen Euro vom Steuerzahler erhalten sollen, rief wiederum bei vielen Bürgern Protest hervor. Um dem einen Riegel vorzuschieben, gründeten sieben Düsseldorfer nun selbst einen Verein, um den Kirchentag auszurichten.

Stadt bewilligte 5,8 Millionen Euro Zuschuss

Als die Stadt zusagte, einem noch zu gründenden Verein für die Durchführung des Evangelischen Kirchentags einen Zuschuss von 5,8 Millionen Euro zukommen zu lassen, ließen sich die „Piraten“ nicht lange bitten. Im Vereinsregister des Amtsgerichts Fulda findet man neben den Vereinen „38. Deutscher Evangelischer Kirchentag Nürnberg 2023 e.V.“ und „39. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover 2025 e.V.“ seit Ende Oktober 2024 auch den „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“.

Seine Satzung ähnelt den traditionellen evangelischen Vereinen, die in den letztenJahrzehnten Kirchentage durchgeführt und dafür öffentliche Mittel in Millionenhöhe erhalten haben. Allerdings ist von den Vereinsgründern niemand evangelisch. Dafür sind allerdings zwei Vertreter der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ im Vorstand: Der Aktionskünstler David Farago besucht seit zehn Jahren jeden Kirchen- undKatholikentag in Deutschland, um mit einer drei Meter hohen Moses-Figur von Jacques Tilly an das „11. Gebot“ zu erinnern: „Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!“.

Sein Mitstreiter Mario Ickert („Bruder Mayo“) tritt standesgemäß im Piratenkostüm auf und ist unter anderem dafür bekannt, Wasser in Bier verwandeln zu können.

Nur zu gern würde er dieses „Wunder“ beim 40. Kirchentag auf den Rheinwiesen vorführen. „Wir wollen den Düsseldorfer Kirchentag kapern und mit dem Zuschuss ein Fest veranstalten, bei dem im Gegensatz zum gewöhnlichen Kirchentag niemand ausgeschlossen wird“, sagt Mario Ickert. „Neben der evangelischen Kirche werden dann eben auch alle anderen Menschen herzlich gefeiert. Es wird ein richtig gutes Rahmenprogramm geben. Mit viel Livemusik und anderen Künstlern, die uns unterstützen möchten.“

Die Organisatoren der kirchenkritischen Aktion: David Farago (l-r), Ricarda Hinz, Vorsitzende des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes, Ingrid Matthäus-Maier, ehemalige SPD-Politikerin, und Michael Schmidt-Salomon. (Foto vom 09.01.2025)

Die Organisatoren der kirchenkritischen Aktion: David Farago (l-r), Ricarda Hinz, Vorsitzende des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes, Ingrid Matthäus-Maier, ehemalige SPD-Politikerin, und Michael Schmidt-Salomon. (Foto vom 09.01.2025)

Klingt doch nach einem Heidenspaß, oder? Findet die Evangelische Kirche aber alles andere als gut. Deshalb gab's jetzt Post: Ein 500 Seiten starkes Epos des Kirchenanwalts. „Darin hat man uns nahegelegt, unseren Verein sofort wieder löschen zu lassen“, sagt Vereinsmitbegründerin Ricarda Hinz. „Wir werden uns am Freitag bei einer Vereinssitzung darüber unterhalten, wie wir damit umgehen.“

Die Mitglieder gehen nach wie vor davon aus, das Kirchenfest ausrichten zu können. Ein Motto haben die „Piraten“ übrigens auch schon: Der 40. Evangelische Kirchentag soll unter dem biblischen Zitat „Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache“ stehen. Ricarda Hinz: „Passt vor allem gut, weil der Satz aus dem 1. Buch Moses, Kapitel 11 stammt. Das weist wiederum aufs 11. Gebot hin: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!