Die Trauer in Düsseldorf ist groß. Peter Otte, der bekannteste Obdachlose der Stadt, ist tot. Ein Termin für die Trauerfeier steht bereits.
Trauer in Düsseldorf„Kö-Peter“ (†72) ist tot – emotionale Abschiedsworte
Er gehörte zur Königsallee wie Gucci und Prada, war immer präsent und immer streitbar: Peter Otte, Düsseldorfs bekanntester Obdachloser, den alle nur „Peter von der Kö“ oder „Kö-Peter“ nannten. Jetzt ist die Kö ärmer geworden – Peter starb im Alter von 72 Jahren. Und die Obdachlosenhilfe „fiftyfifty“ trauert.
Als ich vor ziemlich genau 22 Jahren zum EXPRESS kam, gehörte „Kö-Peter“ längst zum Inventar der Nobelmeile und war ein Dauerbesucher in der Redaktion. Wann immer ihn irgendetwas in der Stadt aufregte, kam er mit seinen beiden Hunden und schimpfte, wollte einen Artikel.
Kö-Peter ist tot: Mehr als 50 Jahre auf der Straße gelebt
Die hat er auch reichlich bekommen: 2005 erzählte er uns, wie er um ein Haar den „König der Bankräuber“, Jan Zocha, erwischt habe. Immer wieder stand er vor Gericht, weil er schon mal laut geworden war und manchmal nicht nur laut ...
Er, der selbst nicht viel hatte, half vor allem anderen, organisierte Spendenaktionen und Solidaritätskundgebungen. 2015 suchte Peter – nach 50 Jahren auf der Straße – endlich eine feste Bleibe und fand sie in einem Wohncontainer in Dormagen. Dabei hatte er schon vier Jahre vorher im EXPRESS angekündigt, „in Rente“ gehen zu wollen: „Die Königsallee wird mir zu prollig!“
Und 2017 war er dann doch zurück auf der Nobelmeile: „Ich bin wieder hier in meinem Revier.“ So ganz konnte er von „seiner“ Kö doch nicht lassen. Oliver Ongaro, „fiftyfifty“-Streetworker, findet nach dem Tod des Kö-Originals bewegende Worte: „Am Dienstag vor Weihnachten warst du noch bei ‚fiftyfifty‘, hast 100 Brötchen vom Bäcker Hinkel und Aufschnitt von Schinken Toni mitgebracht. Wir haben die Brötchen dann zusammen geschmiert und an arme Menschen verteilt. So warst du, immer bereit zu helfen. Immer bereit, dich einzumischen, wenn es darum ging, sich für die Rechte armer Menschen einzusetzen.”
Die Guten gehen immer zu früh – Termin für die Trauerfeier steht fest
Peter sei „der Obdachlose, der mit Vielen aus der High Society per Du war, der Arme, der auf einer der reichsten Straßen Deutschlands lebte“ gewesen. „Oft sind es die Augen, die etwas über Menschen aussagen. Dein Blick war freundlich, gutmütig, immer ein bisschen Wehmut darin“, erzählt Ongaro. „Als ich dich vor 20 Jahren kennen gelernt habe, warst du oft wütend, fast jähzornig, auf diese Welt. Ich sehe dich auf der Königsallee stehen, den Blick in die Ferne, in dir versunken.“
Und er nimmt emotional Abschied: „Lieber Peter, die Guten gehen immer zu früh. Wir werden dich vermissen, auf der nächsten Protestaktion von ‚fiftyfifty‘, auf der Kö, in Düsseldorf ...”
Mittlerweile steht auch der Termin für die Trauerfeier fest: Wie fiftyfifty mitteilte, soll es am Mittwoch (11. Januar 2023) um 14 Uhr in der Andreaskirche in der Altstadt so weit sein. „Es sind alle eingeladen, die sich von Peter verabschieden möchten“, heißt es. Es werden Spenden für die Finanzierung gesammelt.