Uerige-Baas Michael SchnitzlerIch habe den schönsten Job der Welt

Lecker Fässchen: Michael Schnitzler sitzt mittendrin.

Düsseldorf – Der Uerige. Er gehört zu Düsseldorf wie der Schlossturm und der Rhein. 152 Jahre alt. Trotzdem immer jung - mit „lecker Dröppke“, Fassbrause und Whisky. 20 000 Hektoliter im Jahr werden hier produziert. Teilweise mit uralten Geräten, teilweise mit Hightech wie im Atomkraftwerk.

Chef („Baas“) im Haus ist Michael Schnitzler (45), echter Braumeister, Diplom-Ingenieur für Braukunst und Ur-Düsseldorfer. Im EXPRESS spricht er über den Job, die Altstadt, Tradition und die Rivalitäten zu Köln.

Brauereichef in der Düsseldorfer Altstadt. Gibt es was Schöneres?

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Nein. Deswegen habe ich ja erst eine kaufmännische Lehre gemacht – bei der Spatenbrauerei in München. Und jetzt habe ich den schönsten Job der Welt.

Hätten Sie was anderes machen können?

Jederzeit. Mein Vater hat gesagt: Guck, dass du was Vernünftiges machst. Das hat mich eigentlich noch mehr hier gehalten. Ich war 6, als wir in den Uerige gezogen sind. Seitdem bin ich hier. Mit 7 Jahren Unterbrechung in Bayern – als Entwicklungshelfer.

Brauen Sie denn noch selbst?

Wenn wir was Neues kreieren, bin ich dabei. Wir machen das meistens händisch mit dem Erbsensuppenkessel in der Küche. Ein Sud wäre 70 Hektoliter, um mal was zu versuchen, wäre das ein bisschen viel.

Wollen Sie alles besser können?

Nein, wir haben 100 Mitarbeiter, die viele Dinge besser können als ich - deswegen sind die ja hier. Aber die Auswahl von Hopfen zum Beispiel ist Chefsache. Wir haben ein Hauptprodukt, das ist 90 Prozent das leckere Dröppke, das muss ich können.

Wann haben Sie zum ersten Mal Bier getrunken?

Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich habe mit 10 Jahren schon im Sudhaus geputzt, da habe ich sicher mal genippt.

Und heute gibt’s jeden Tag Freibier?

Nein. Man muss alles in Maßen nehmen. Wer 5 Kilo Joghurt am Tag isst, stirbt aber auch nicht glücklicher als einer, der jeden Tag 25 Uerige trinkt.

Auf der nächsten Seite spricht Michael Schnitzler über die Altstadt und die Rivalitäten zu Köln.

Würde der Uerige auch in Berlin oder München funktionieren?

Glaube ich nicht. Es gibt ja diesen Slogan Bier braucht Heimat. Der ist zwar abgedroschen, weil der Heimatbegriff so dehnbar ist und Düsseldorf plötzlich auch Haan und Korschenbroich ist. Aber der Uerige hat was mit der Stadtgeschichte zu tun, hier direkt neben dem Rathaus. Und wir haben diese Besonderheiten, das geht schon mit den Tabletts los. Ein Kölner Köbes kann sie nicht balancieren wie der Düsseldorfer, er braucht einen Henkel.

Apropos Köln: Ihr könntet ja auch Kölsch brauen?

Für uns eine Kleinigkeit, der Brauer muss nur die Röstmalzgabe verschlafen.

Macht es Sie stolz, dass sogar die Stadt mit einem Uerige-Köbes wirbt?

Stolz ist so ein komisches Wort. Aber ich freue mich über die Anerkennung, etwa weil wir die ersten waren, die auf den Deckel Düsseldorf-Altstadt geschrieben haben.

Apropos: Teilen Sie die Sorgen vieler Düsseldorfer um die Altstadt?

Wenn man Häuser möglichst gewinnmaximierend verpachten will, machen viele Ansiedlungen Sinn. Wenn man schaut, was passt ins soziale Umfeld, was passt in den Kontext, muss man mal überlegen, ob manch andere Entscheidung nicht sinnvoller wäre. Monokultur wie auf der Bolkerstraße halte ich für schlecht, aber das gehört halt auch dazu.

Wohnen Sie selbst noch hier?

Nein, in Flingern. Das hat sich mit der Familie so ergeben.

Wie finden Sie einen guten Köbes?

Ich bin ein Fan von Ausprobieren. Köbes als Lehrberuf gibt es nicht, der Charakter spielt eine große Rolle. Dennoch ist jeder anders. Bei den Gästen hat auch jeder seinen Lieblingsköbes. Das ist genau so ein bunter Querschnitt wie unsere Uerige-Mitarbeiter.

Sind Sie ein guter Chef?

Ich hoffe nicht, dass das alle sagen. Dann läuft was falsch. Aber ich denke, wir gehen vernünftig und respektvoll miteinander um. Man darf auch Fehler machen. Ich mache ja auch welche.

Wie ist das Verhältnis zu den anderen Hausbrauern?

Unaufgeregt kollegial. Man hilft sich auch mal untereinander.

Sie sind der siebte Baas. Ihr Sohn ist jetzt zwei und wird der Achte...

Ich hoffe, Ole wird auch was Vernünftiges! Manni Breuckmann meint „Ole Schnitzler, Schlagersänger“, der geht auf die Bühne. Ich hoffe, Manni Breuckmann hat Unrecht.

Wann wird das Bier wieder teurer?

Das hat mich im mündlichen Abitur schon mein Englischlehrer gefragt. Deswegen habe ich nur eine 1 minus bekommen. Ist schwer zu sagen...