Was für ein LebenDer Burger-Prinz von Oberkassel

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Der Prinz und der Flüchtling: Das ungewöhnliche Gespann vom „Burgerprinzen“ arbeitet bestens zusammen.

Düsseldorf – Es ist eigentlich ein ganz schlichter Imbisswagen, der da vor der Oberkasseler Antonius-Kirche am Barbarossaplatz steht – Betreiber Max Lobkowicz nennt ihn „meine Pommesbude“.

Doch der Name deutet schon an, dass dies keine ganz gewöhnliche Burger-Braterei ist: „Prinzenburger“. Warum das? Überraschung! Lobkowicz heißt nämlich mit vollem Namen Maria Maximilian Melchior Carl Prinz Lobkowicz und entstammt einem berühmten böhmischen Adelsgeschlecht!

Erst wollte er Priester werden

Dem Prinzen war verständlicherweise das Burger-Braten nicht in die Wiege gelegt: Sein ursprünglicher Wunsch war es, katholischer Priester zu werden – aber der scheiterte an der Vorgabe, Altgriechisch lernen zu müssen.

Der Adelige, der aus diesem Stand längst keine Rechte und Privilegien mehr ableiten kann, wurde Hotelkaufmann, betreute dann in einem Projekt des Malteser-Ordens Behinderte im Libanon.

Horror-Diagnose veränderte Leben

Aber wie kam es dann zu dieser überraschenden Wende, die ihn nach Oberkassel und in seinen Imbiss-Wagen führte? Das hat mit einem Drama zu tun, dem sich Lobkowicz plötzlich gegenüber sah: Mit 29 Jahren hatte er seine Frau Alina geheiratet. Die beiden bekamen Töchterchen Josephine, und die Idylle scheint perfekt.

Doch dann schlug die Horror-Diagnose wie eine Bombe ein: Krebs! Ein Gehirntumor der besonders heimtückischen Art, den nur drei Prozent der Erkrankten überleben – Lobkowicz schaffte es in einem dreijährigen Kampf.

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Düsseldorf Burger

Die Burger-Bude vor der Antonius-Kirche.

Nachwuchs und Neuanfang

Und er schaffte noch etwas: Trotz Chemotherapie, die ihn eigentlich unfruchtbar hätte machen müssen, bekam er mit seiner Frau zwei weitere Kinder: Melchior (2½) und Augustina (1).

Und der tapfere Mann, dem bis heute ein Teil seines Schädelknochens fehlt, wagte einen Neuanfang: „Die Idee, eine Burger-Bude aufzumachen, keimt schon lange in mir. Sehr intensiv aber seit circa einem Jahr. Anfang des Jahres zog dann Mohammed bei uns ein.“

Und das ist die dritte ungewöhnliche Geschichte des Burger-Ladens: Mohamed kam mit einer der ersten Flüchtlingswelle Anfang 2015 in Deutschland an, lebte in verschiedenen Heimen, besuchte einen Deutsch-Kurs. Noch heute ist er gerührt von der Hilfsbereitschaft der Deutschen: „Wir haben Hilfe gebraucht und sie auch bekommen, nur so hatten wir eine Chance.“

Hilfe für Flüchtlinge

Diese Hilfsbereitschaft war es auch, die ihn Anfang 2016 ins Haus von Familie Lobkowicz verschlägt, als die sich entschied, ein Zimmer mit kleiner Küche und Bad als Wohnmöglichkeit für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. „Und dann hat Max mich angesprochen und gesagt, er bräuchte noch einen zweiten Mann und ich würde ja so gern mit Menschen und Essen arbeiten. Es hat mich dann zwei, drei Wochen Überlegungszeit gekostet, dann hab ich zugesagt.“

Jetzt steht Mohamed seit Mitte September werktags von 11.30 bis 15 Uhr am Barbarossaplatz, donnerstags sogar bis 19 Uhr.

Die vermeintlich seltsame Gemeinschaft aus katholischem Prinzen und muslimischem Geflüchteten scheint zunächst skurril, aber sie funktioniert. „Wir respektieren einander, die eigenen Traditionen und die Religion. Wir lernen jeden Tag etwas von- und über einander.“

Das ist das Adelsgeschlecht Lobkowicz

Die Familie Lobkowicz gehört zu den ältesten hochadeligen böhmischen Adelsgeschlechtern.

Der heutige noch in vielen europäischen Ländern vertretene Zweig des altböhmischen Geschlechts hatte ursprünglich den Familiennamen Popel (deutsch: „Asche“).

Mit der Person von Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowicz wurde seine Adels-Linie 1623 von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsfürstenstand erhoben. Sie nannten sich fortan nur „Fürsten von Lobkowicz“.