Auch Dr. Carola Holzner, vielen besser bekannt als Doc Caro, ist nun ins Ahrtal gereist, um dort nach der verheerenden Flutkatastrophe mit anzupacken. Ein Helfer, mit dem sie spricht, räumt dabei mit einem Gerücht auf.
Doc Caro packt im Ahrtal anFlut-Helfer räumt endlich mit einem dummdreisten Gerücht auf
Duisburg/Dernau. Während der Corona-Pandemie ist Dr. Carola Holzner zu einem wichtigen Gesprächspartner in vielen Talk-Shows geworden, nun will sie ihre Bekanntheit für etwas Gutes einsetzen: Die Notfallmedizinerin und Influencerin packt im Ahrtal fleißig an und rührt die Werbetrommel für weitere freiwillige Helfer.
Holzner arbeitete als leitende Oberärztin in der Zentralen Notaufnahme Nord des Universitätsklinikums Essen, seit Mitte 2021 ist sie am Heliosklinikum Duisburg tätig. Vier Wochen nach der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz ist die Ärztin nun in die Region gereist, um zusammen mit vielen tausenden Helferinnen und Helfern, die weiterhin im Einsatz sind, den Ahrtalern bei den Aufräumarbeiten und beim Wiederaufbau unter die Arme zu greifen.
Doc Caro besucht das Ahrtal: „Ja, es sind Kriegszustände”
Doc Caro, der auf Instagram rund 60.000 Menschen folgen, nutzte ihre Bekanntheit, um zu weiterer Hilfe aufzurufen. Auf der Social-Media-Plattform schildert sie aber auch eindringlich ihre eigenen Eindrücke vor Ort. So ist sie etwa sichtlich bewegt von den riesigen Schäden.
„Es ist einfach krass zu sehen, dass einfach halbe Häuser weg sind. Oder nicht mehr vorhanden“, sagt sie in die Kamera. Völlig verwaiste Ruinen, zerstörte Hauseingänge, ruinierte Wohnzimmer, in denen einst das Leben der Menschen stattfand – all das zeigt Doc Caro bei einem Streifzug durch die Trümmer Dernaus. „Ja, es sind Kriegszustände. Wer etwas anderes behauptet, war nicht hier“, teilt die Medizinerin in einer Story.
Doc Caro hilft beim Putzen von verschlammten Weinflaschen
In Dernau, in dem kleinen Ort, der am beliebten Rotweinwanderweg liegt und weitgehend geprägt vom Weinbau ist, hilft sie derzeit auf einem Weingut beim Putzen von Flaschen, die durch die Flut völlig mit Schlamm und Dreck überzogen sind. Die Winzer der Region machen aus dieser Not eine Tugend: Sie verkaufen die Erzeugnisse als „Flutwein“, Menschen können mit dem Kauf dieser „Unikate” gleichzeitig etwas Gutes tun.
„Nie war es so sinnvoll, Wein zu trinken“, sagt Doc Caro.
Zuvor machte Doc Caro auf das Helfershuttle in der Grafschaft aufmerksam, dort versammeln sich jeden Tag freiwillige Helfer, etwa zwischen 1000 und 3000 Menschen, die im Tal wichtige Arbeiten verrichten. Weil die Helfer ein großes Verletzungsrisiko haben, werden auch Ärztinnen und Ärzte gesucht. „Dafür brauchen wir dich“, sagt Doc Caro.
Vor Ort wurde dafür eine Sanitätsstation aufgebaut. Man müsse aber kein Arzt sein, um zu helfen. „Einfach mit anpacken“.
Flutkatastrophe im Ahrtal: Helfer räumt mit Gerücht auf
Caro spricht auch mit Helfern vor Ort, darunter etwa Marc Ulrich vom Helfershuttle. Der erklärt, dass noch immer jede helfende Hand gebraucht wird. Und räumt mit einem scheinbar weit verbreitenden Gerücht auf: „Entgegen der Meinungen, dass es hier im Ahrtal schon wieder ganz gut aussieht. Das ist absolut nicht so. Es ist an vielen Ecken noch absolut katastrophal. Wir brauchen deshalb wirklich jede Hand. Jeder, der sich irgendwie freimachen kann oder am Wochenende einfach nur einen Tag kommt, wir können jede Hand ganz dringend gebrauchen“, sagt Ulrich.
Das Shuttle bringe die Menschen dann dorthin, wo am dringendsten Hilfe gebraucht wird. Doc Caro ergänzt: „Ahrtaler glücklich machen, das ist die Hauptsache.“
Flutkatastrophe: Krisenstab weist Kritik der Helfer zurück
Woher die Gerüchte stammen, es sehe im Ahrtal wieder ganz gut aus, sagt Helfer Marc Ulrich nicht. Auch auf der Homepage des Helfershuttles wird mit den „Fakenews” aufgeräumt: Man sei weiterhin im Dienst und freue sich über jeden, heißt es dort.
Tatsächlich sind es noch immer Tausende, die vor Ort den Menschen unter die Arme greifen. Zuletzt gab es immer wieder Beschwerden von ihnen über mangelnde finanzielle Unterstützung ihrer Arbeit, bessere Regelungen. Viele von ihnen – Bauern, Handwerker, Unternehmer – reisen mit eigenen Fahrzeugen und Gerätschaften in das Katastrophengebiet.
Der Krisenstab für das Katastrophengebiet im Ahrtal hat diese Kritik zuletzt zurückgewiesen. „Das Zusammenspiel funktioniert wirklich hervorragend“, sagte der Leiter des Krisenstabs, Thomas Linnertz, am Freitag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Es geht darum, den Menschen hier im Tal zu helfen. Es gibt keinen Wettbewerb zwischen Menschen in Uniform und Menschen in Traktoren oder in Lkws.“ Die Bundesregierung will noch in diesem Jahr 16 von insgesamt 30 Milliarden Euro Fluthilfe auszahlen. (mg)