Rund 60 Zentimeter groß, braun-schwarzes Fell und lange weiße Barthaare - Nutrias sind vielfach an Fluss- und Seeufern in NRW zu sehen. Als invasive Art werden sie mit Fallen bejagt - ein Essener Metzger hat eine gute Idee, was man mit dem Fleisch macht.
Keule vom Nagetier gefällig?NRW-Metzger mit ungewöhnlichem Advents-Angebot: „Der Familie nichts sagen!“
Weihnachtsgans oder Schweinefilet – das gibt es in vielen Haushalten an den Adventsfesttagen.
Der Metzgermeister und geprüfte „Fleischsommelier“ Jürgen Bickert aus Essen hat noch eine ganz andere Empfehlung: Geschmorte Keulen von der Nutria. „Das ist herrliches Fleisch, das man sehr schön schmoren kann. Die Keulen sind das Beste.“
Metzgermeister aus Essen: „Einfach machen, der Familie nichts sagen“
Ess-Hemmungen beim Sumpfbiber seien völlig unberechtigt, sagt der Fachmann. Das Fleisch sei zart und sehr schmackhaft. „Da kann nur der eigene Kopf im Weg stehen.“ Deswegen sein Tipp: „Einfach machen, der Familie nichts sagen.“ Seine sei hinterher begeistert gewesen.
Nutrias zählen zu den invasiven Arten, die sich mangels natürlicher Gegner stark ausbreiten und etwa an Seeufern wie am Essener Baldeneysee Vögeln Brutplätze wegnehmen. Sie werden deshalb stark bejagt, es gibt örtlich sogar Aufwandsentschädigungen für Jäger, wenn sie Tiere erlegen. Das Fleisch dann wegzuwerfen, halte er aber für verwerflich. Deshalb verarbeite er es, sagt Bickert.
Unter anderem gibt es in seinem Essener Metzgerladen auch Nutria-Salami oder Ragout im Glas. Viele Kundinnen und Kunden seien neugierig, berichtet der Metzger und Jäger.
Nutrias vermehren sich rasant in Deutschland, sind auf dem Teller aber noch selten. Die aus Südamerika stammenden Tiere sind biologisch mit Meerschweinchen verwandt. Laut Jagdverband bereiten die rund 60 Zentimeter großen Nager auch für den Deich- und den Artenschutz Probleme. Ihre Höhlensysteme gefährden die Stabilität von Deichen und Dämmen.
Ihr Appetit auf Grünzeug ist so gewaltig, dass es anderen Arten wie bestimmten Vögeln an Lebensraum fehlt und manche Fischbestände leiden. Eine Rekordzahl von gut 101 000 Tieren wurde zuletzt in einer Jagdsaison erlegt. (dpa)