Zu Fuß von Boston nach New York, 560 Kilometer in elf Tagen – ein unfassbares Pensum. Andrea Kruse aus Dormagen hat dieses Abenteuer in diesem Jahr gewagt.
Elf Tage fürs LebenFrau (37) aus NRW läuft von Boston nach New York – „vor Bären und Schüssen gewarnt“
Für viele Menschen ist eine Rundreise durch die USA ein Lebenstraum. Ein großes Land voller Gegensätze: Natur, Großstädte, Strand. Andrea Kruse (37) aus Dormagen hat sich den Traum erfüllt – jedoch auf eine ganz besondere Art und Weise.
Denn die zweifache Mutter hat mit fünf weiteren Frauen die Strecke von Boston nach New York, was 560 Kilometer sind, in elf Tagen zu Fuß absolviert. Im Schnitt sind das also mehr als 50 Kilometer pro Tag – ein wahrer Kraftakt, der sich am Ende aber umso mehr gelohnt hat. EXPRESS.de hat mit der 37-Jährigen über ihre Liebe zum Extremen, ihrem USA-Abenteuer und ihre weiteren Pläne gesprochen.
NRW: 37-Jährige aus NRW läuft von Boston nach New York
Andrea Kruse ist promovierte Biochemikerin, arbeitet jedoch bereits seit zehn Jahren in der Sportindustrie. Während ihres Studiums suchte sie einen Ausgleich zu der geistig-anspruchsvollen Arbeit im Labor – und fand sie im Laufsport.
„Dieses Hobby begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich habe irgendwann mit 10-Kilometer-Läufen angefangen, der Halbmarathon und schließlich der erste Marathon. Ich liebe es einfach, mich und meinen Körper immer wieder diesen extremen Herausforderungen zu stellen“, erzählt die Dormagerin gegenüber EXPRESS.de.
Das Unternehmen Falke, für das die 37-Jährige Botschafterin ist, kam schließlich mit der Idee auf sie zu, die Strecke von Boston und New York zu Fuß zu absolvieren.
Sie sagte zu, hatte vor dem Start des Abenteuers jedoch auch ihre Zweifel: „Wir bekamen die Routen für die einzelnen Tage und da habe ich mich als erfahrene Läuferin schon erstmal gefragt, wie wir das schaffen sollen. Im Schnitt mussten wir jeden Tag einen Ultramarathon hinter uns bringen. Da hatte ich schon meine Bedenken.“
Läuferin aus NRW: Elf Tage lang jeweils ein Ultramarathon
Doch in Absprache mit ihrem Mann ließ sich Andrea Kruse letztendlich auf die spannende Reise ein. Sie und die fünf weiteren Frauen schliefen die elf Tage lang in einem Camper, den das Team drumherum während der Reise zu den verschiedenen Checkpoints fuhr, auf engstem Raum.
„Da habe ich mir auch meine Gedanken drüber gemacht, über dieses Camper-Leben. Aber wir haben uns alle sehr gut verstanden und wollten diese Herausforderung als Team bewältigen“, sagt die 37-Jährige.
Und dann ging es los: Start auf den Straßen Bostons, einer Großstadt in Massachusetts, hinein in die blanke Natur. „Dieser Kontrast ist etwas Besonderes und macht diese Abenteuer für mich aus. Du beginnst im Trubel und bist kurze Zeit später plötzlich mitten im Wald und siehst keinen Menschen mehr. Das ist sehr spannend“, sagt die Extremsportlerin.
Die ersten Tage verliefen weitestgehend reibungslos, die Frauen schafften ihre Tagesziele an Kilometern und verbrachten die Abende zusammen in ihrem Camper. Der siebte Tag war jedoch eine ganz besondere Herausforderung.
Denn an diesem Tag mussten die sechs Läuferinnen die größte Etappe von 61 Kilometern zurücklegen. Mit mehr als 3000 Höhenmetern wurde außerdem gleichzeitig der höchste Punkt Connecticuts erklommen.
Sportlerin aus NRW: Zieleinlauf in New York war ein „unbeschreibliches Gefühl“
Während dieser Etappe war die 37-Jährige mit einer weiteren Teilnehmerin zwischenzeitlich alleine in einem Wald unterwegs – und die Situation war nicht ganz ungefährlich.
„Wir haben viele Bären-Warnschilder gesehen und haben immer wieder Schüsse gehört. Wanderinnen und Wanderer haben uns gewarnt, da dort zu dem Zeitpunkt die Jagdsaison lief – das war schon ein mulmiges Gefühl“, gesteht Andrea Kruse.
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Nach vier weiteren Tagen war das Ziel, New York, dann jedoch geschafft. Die Frauen wurden mit Trommeln, Rufen und Bannern der US-amerikanischen Falke-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern empfangen – „ein unbeschreibliches Gefühl“ sei dies für die Läuferin aus NRW gewesen. Nach dem Zieleinlauf gab es abends noch eine Party, zwei Tage später ging es für sie wieder in den Alltag zu ihrer Familie in Dormagen zurück.
Ein wahres Abenteuer, das Andrea Kruse nicht mehr missen möchte – und daher ein emotionales Statement zu ihren Erfahrungen abgibt: „Etwas so Verrücktes zu wagen, bringt einem einfach so viel positive Energie und neue Erfahrungen. Aber auch neue Freundschaften. Bewegung tut gut, nicht unbedingt in dem Maße, in dem ich den Sport betreibe. Aber ich kann jedem Menschen nur empfehlen, vor allem nach den vergangenen beiden Corona-Jahren, in denen wir viel Zeit vor Bildschirmen verbracht haben, herauszugehen und neue Dinge zu erleben.“