In NRW müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht bald keine Maske mehr tragen, zum 2. November wird die Maskenpflicht auf Sitzplätzen im Klassenraum abgeschafft. Das stößt auf Kritik.
„Hochgradig riskant“Unterricht ohne Maske in NRW – Aufstand gegen die Ministerin
Düsseldorf. Das NRW-Schulministerium hat am Donnerstag, 28. Oktober, eine Mitteilung herausgegeben, die vor allem in Grundschulen auf Kritik stößt: Am Sitzplatz entfällt ab 2. November die Maskenpflicht.
Zur Begründung hieß es, an den Schulen gebe es keinen übermäßigen Anstieg bei den Corona-Infektionen. Gleichzeitig steige die Impfquote, bei Lehrkräften liege sie sogar über 90 Prozent.
NRW: Maskenpflicht in Schulen fällt ab 2. November
„Die bisherige Entwicklung der Pandemie hat gezeigt, dass unsere Schulen sichere Orte sind. Alle Schülerinnen und Schüler werden engmaschig und mehrfach die Woche getestet und unsere strengen Vorgaben für die Hygiene und den Infektionsschutz gelten selbstverständlich weiterhin“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut Mitteilung.
„Wir geben unseren Kindern und Jugendlichen damit ein weiteres und wichtiges Stück Normalität zurück“, sagte die FDP-Politikerin. Sie bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihren Beitrag, den sie zur Eindämmung der Pandemie und zum Schutz der Älteren geleistet haben.
Kritik an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer wegen „Masken-Erlass“
Die Maskenpflicht entfällt, solange die Schülerinnen und Schüler in Klassen- oder Kursräumen auf festen Sitzplätzen sitzen.
Lehrervertreter aus NRW reagierten zurückhaltend bis äußerst kritisch auf die Entscheidung aus dem Schulministerium. „Die Maske auf dem Sitzplatz abnehmen zu können, bedeutet ohne Zweifel eine Erleichterung. Allerdings gilt es, die Situation weiterhin genau zu beobachten. Denn das wichtigste Ziel muss sein, möglichst allen Schülerinnen und Schülern kontinuierlich Unterricht zu ermöglichen“, sagte der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung NRW, Stefan Behlau.
Doch die Kritik überwiegt. Nach EXPRESS.DE-Informationen herrscht vor allem in den Lehrerzimmern der NRW-Grundschulen Unverständnis: Grundschüler sitzen nicht 45 Minuten auf einem Platz, was bei Schülern an weiterführenden Schulen vielleicht eher vorausgesetzt werden kann“, sagt eine Grundschullehrerin, die anonym bleiben möchte.
Grundschul-Lehrer: Kritik an Ministerin Gebauer in Elternbrief
Auch in Elternbriefen, in denen die Eltern von Grundschülern über die Abschaffung der Maskenpflicht informiert werden, wird der Beschluss kritisiert. So wird in einer Mitteilung einer Grundschule im Rheinland empfohlen, „dass die Kinder bitte auf freiwilliger Basis die Masken auch auf dem Platz weitertragen“.
In dem Brief, der EXPRESS.de vorliegt, heißt es weiter: „Wir wissen natürlich um die Vorteile eines Wegfalls am Platz, halten aber den Zeitpunkt für zu früh. Sie entscheiden und wir hoffen das Beste.“
Noch deutlicher wird der Verband Lehrer NRW. Er kritisiert die Entscheidung als „hochgradig riskant“. „Die Infektionszahlen steigen aktuell rasant – und zwar ganz besonders unter Kindern und Jugendlichen. Mitten in diese gefährliche Entwicklung hinein die Maskenpflicht im Unterricht aufzuheben, setzt alle am Schulleben Beteiligten einem hohen Risiko aus“, sagte der Vorsitzende, Sven Christoffer.
Auch der NRW-Philologenverband, der die Gymnasiallehrer vertritt, nannte die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt riskant.
„Präsenzunterricht ist wichtig und notwendig. Und die Infektionszahlen steigen rasant. Experten warnen vor dem Fall der Maskenpflicht an Schulen. Es darf im Sinne der Schülerinnen und Schüler nicht wieder einen Herbst und Winter mit Distanz- und Wechselunterricht geben“, sagte die Vorsitzende Sabine Mistler. Das Ende der Maskenpflicht komme zu früh. (mit dpa)