Erinnert an SklavereiBauarbeiter in NRW müssen für unfassbaren „Lohn“ schuften

Auf einer Baustelle in Gronau haben Arbeiter für einen Hungerlohn geschuftet. Das Foto vom 4. Juni 2021 zeigt eine Baustelle in Hamburg.

Auf einer Baustelle in Gronau haben Arbeiter für einen Hungerlohn geschuftet. Das Foto vom 4. Juni 2021 zeigt eine Baustelle in Hamburg.

Münster. Da waren selbst erfahrene Mitarbeitende des Zolls entsetzt und fassungslos: Bei der Überprüfung einer Baustelle in Gronau bei Münster stießen die Beschäftigten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) auf sieben Arbeitnehmer aus der Ukraine ohne Aufenthaltserlaubnis: ins Land geschleust, zu Niedrigstlöhnen beschäftigt und ohne jede soziale Absicherung.

Die Kontrolle durch die Zollbeschäftigten der FKS Gronau am Mittwoch (23. Juni) war durch einen entsprechenden Hinweis der Berufsgenossenschaft erfolgt: Als die Zöllnerinnen und Zöllner die Papiere der sieben angetroffenen ukrainischen Männer überprüften, stellten sie fest, dass diese kein Aufenthaltsrecht für die Ausübung einer Erwerbstätigkeit in Deutschland hatten.

NRW: Bauarbeiter zahlen von Dumpinglohn noch Unterkunft

Der Zoll nahm die Männer daraufhin fest. Bei der anschließenden Befragung sagten die Bauarbeiter aus, dass sie ins Land geschleust worden seien und für 4,50 Euro pro Stunde arbeiten würden. Zum Vergleich: Der Mindestlohn im Bauhauptgewerbe liegt derzeit bei 12,85 Euro/Stunde.

Freie Unterkunft und Verpflegung erhielten die sieben Ukrainer nicht, die mussten sie von den 4,50 Euro Stundenlohn bestreiten. Zudem waren sie nicht krankenversichert, von einem Recht auf Urlaub oder einer Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ganz zu schweigen.

Strafverfahren gegen Arbeitgeber eingeleitet

Selbst für die erfahrenen Zollbeschäftigten waren derartig schlechte Arbeitsbedingungen von Arbeitnehmern ohne Aufenthaltserlaubnis eine traurige Besonderheit.

Sie nahmen Ermittlungen gegen den Arbeitgeber auf und leiteten Strafverfahren gegen ihn sowie gegen die sieben Bauarbeiter ein. (smo)