Chaos um NRW-AbiMinisterin ist „sehr, sehr sauer“ – Ersatztermin kann abgelehnt werden

Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller erklärt bei einem Pressegespräch im Schulministerium, wie es zu der Technik-Panne bezüglich der Abitur-Klausuren kommen konnte.

Schulministerin Dorothee Feller hat sich am Mittwoch (19. April 2023) zu der Download-Panne beim Abitur geäußert.

Nach der Technikpanne zum deshalb verschobenen Start des Abiturs 2023 in Nordrhein-Westfalen hat sich Schulministerin Dorothee Feller entschuldigt. Der Ausweich-Termin sorgt für neue Probleme.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Eigentlich sollten am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen die schriftlichen Abitur-Prüfungen für 30.000 Schülerinnen und Schüler beginnen. Zum Start standen die Aufgaben in Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik auf dem Plan.

Doch aufgrund eines „massiven technischen Problems“ wurden die Abi-Termine am Dienstagabend um 20.36 Uhr kurzfristig abgesagt und um zwei Tage verschoben. Eine Download-Panne war schuld. Rund 600 von 900 Schulen in ganz NRW konnten die Aufgaben nicht herunterladen.

NRW-Abi: Ersatztermin am 21. April bereitet neue Probleme

Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller (56, CDU) entschuldigte sich am Mittwoch (19. April 2023) bei allen Abiturientinnen und Abiturienten, bei den Eltern und Lehrkräften für die Abi-Panne. Sie wisse, was das für Schülerinnen und Schüler bedeute, die sich punktuell mit eigenem Arbeitsplan auf ihre Prüfungen vorbereiteten, sagte sie in Düsseldorf.

Die Entscheidung, den Start der Abitur-Klausuren zu verschieben, sei sehr schwergefallen. Sie könne verstehen, dass die Lehrkräfte und Abiturienten „so richtig sauer“ seien, sagte die Ministerin. „Das bin ich auch. Sehr, sehr sauer und sehr bewegt.“

Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst (47, CDU) hat sich für die schwere Technikpanne entschuldigt. „Dass die Abiturprüfungen in NRW verschoben werden müssen, darf nicht passieren – ganz gleich, woran es gelegen hat“, twitterte er. Er forderte eine „gründliche Untersuchung der Vorgänge“.

Der Dienstleister zur Übermittlung der Aufgaben, die Firma Gornicus aus Arnsberg, habe einen zweiten Server gehabt. Auch diese B-Lösung habe aber nicht funktioniert. Im Herbst sei der Download mit rund 300 Schulen reibungslos getestet worden. Auch am Dienstagmittag habe bis 11 Uhr das Herunterladen geklappt.

Zu einer der Prüfungen im Fach Chemie habe auch ein Video gehört. Möglicherweise sorgte dies für die Probleme. „Sollte es die Ursache sein, haben wir die Möglichkeit, diese Klausur auszutauschen“, sagt Feller. „Wir prüfen auch einen externen Hackerangriff. Wir werden Konsequenzen ziehen, aber das ist jetzt etwas früh. Wir werden das sauber analysieren. Die Zeit müssen Sie uns geben“.

Rücktritt von Dorothee Feller? „Einer muss dafür sorgen, dass es läuft“

Rücktrittsforderungen, wie sie beispielsweise die Jungen Liberalen erhoben hatten, schob die CDU-Politikerin beiseite: „Einer muss ja jetzt dafür sorgen, dass es läuft. Wir tun jetzt alles dafür, dass das die einzige Störung im Abi 2023 war. Und wir arbeiten mit Hochdruck daran.“

Im Moment laufe das Herunterladen der Abitur-Klausuren für die nächsten Prüfungen gut. Das Ministerium sei ständig im Austausch mit den Schulen.

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Die Schulen seien aufgefordert worden, die Klausuren unter Verschluss zu halten. Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht. Ihr Haus sehe derzeit keinen Anlass, am Freitag neue Aufgaben zu stellen. „Wir gehen davon aus, dass die Aufgaben nicht verbrannt sind“, sagte eine Fachreferentin des Ministeriums.

Bei Twitter kursieren Links zum angeblichen Download der Aufgaben

Derweil kursierten bei Twitter aber auch Links, die den Anschein erwecken, die Abi-Aufgaben seien im Internet offen abrufbar - für jedermann. Softwareentwicklerin und IT-Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann schrieb: „Die Aufgaben liegen offen im Internet in einem Ordner auf einem Server. Es sagt einiges über die Sicherheit des Produktivsystems aus.“

Feller bezeichnete diese angeblichen Aufgaben jedoch als Fälschungen. Dennoch prüfe das Ministerium nun, ob am Freitag andere Klausuren gestellt werden, als es am Mittwoch der Fall gewesen wäre. Feller: „Auch das ist möglich.“

Schulministerin sieht Bahn-Streik nicht als Problem an

Für weiteren Unmut sorgt die Verschiebung der Prüfungen auf Freitag (21. April). Für den Tag wurde von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft ein erneuter Warnstreik angekündigt. „Da gilt grundsätzlich, dass die Schülerinnen und Schüler gucken müssen, wie sie zur Schule kommen. Das Abitur fängt erst um 9 Uhr an. Und mit der Bahn kommen auch nicht so viele“, konterte die Ministerin.

Zudem ist am Freitag der höchste muslimische Feiertag, das Zuckerfest. Wer an den Prüfungen wegen des Zuckerfestes nicht teilnehmen könne, könne nachschreiben, sagte Feller. „Wer aus diesem Grund nicht teilnehmen kann, bekommt eine Bescheinigung zum Nachschreiben und muss nicht zwingend teilnehmen. Aber wir wollten nicht mehr als zwei Klausuren pro Woche haben.“