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Nach Besuch von Kanzler ScholzAuto-Firma ist insolvent – alle Bänder in NRW stehen still

Bundeskanzler Olaf Scholz spricht bei einem Bürgergespräch in der Handelskammer im Rahmen des Bürgerfests zum Tag der Deutschen Einheit.

Bundeskanzler Olaf Scholz (hier spricht er bei einem Bürgergespräch in der Handelskammer im Rahmen des Bürgerfests zum Tag der Deutschen Einheit 2023)

Mitte August besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz das E-Auto-Werk von Neapco Europe in Düren. Nun stehen die Produktionsbänder dort still. Der Grund: Lieferengpässe. Die luxemburgische B-On hat als Eigentümer und Auftraggeber einen Insolvenzantrag gestellt. Der Hersteller strebt eine Neuausrichtung an.

von Martin Gätke  (mg)

Noch vor einigen Wochen wirkte es so, als sei alles in Ordnung: Als Bundeskanzler Olaf Scholz das Werk von Neapco in Düren besuchte, war sogar noch die Rede davon, dass die Produktion hochgefahren werden könne. Es seien genügend Aufträge da. E-Autos, das ist auch für Kanzler Scholz ein wichtiges politisches Thema, er versprach zuletzt einen Schub beim Ausbau von E-Ladestationen.

Der Kanzler beobachtet interessiert den Bau von E-Motoren, sitzt lächelnd in einem E-Nutzfahrzeug – eigentlich schien alles gut zu laufen in Düren.

B-ON stellt Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen

Doch nun stehen die Bänder im Werk still, laut Medienbericht schon seit zwei Wochen. Der Grund: Lieferengpässe für wichtige Bauteile. Das habe den Eigentümer, die Firma luxemburgische B-ON, jetzt in die Knie gezwungen.

Neapco: Olaf Scholz in einem der Autos der Firma in Düren (2023).

Neapco: Olaf Scholz in einem der Autos der Firma in Düren (2023).

Die B-ON GmbH hat am vergangenen Freitag (15. September 2023) einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen gestellt. Von der Insolvenz sind 78 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei B-ON selbst sowie die rund 170 Mitarbeitenden des Dürener Neapco-Werkes betroffen, die dort den Streetscooter für B-ON produzieren. Unter anderem die Deutsche Post fährt mit den Fahrzeugen.

Laut WDR-Bericht haben die Mitarbeitenden und sogar der Geschäftsführer im Neapco-Werk in Düren nur über Dritte von der Insolvenz erfahren. Die IG-Metall, der Betriebsratsvorsitzende und die Geschäftsführung von Neapco habe mit dem Insolvenzverwalter vereinbart, dass die Beschäftigten zunächst weiter zur Arbeit erscheinen sollen.

Nun zeigt man sich optimistisch, dass die Produktion noch diese Woche wieder anläuft, die fehlenden Bauteile seien da. 180 Streetscooter-Fahrzeuge sollen bald ausgeliefert werden.

Mitarbeiter kontrollieren Mitte August ein montiertes Elektrofahrzeug im Werk von Neapco Europe in Düren.

Mitarbeiter kontrollieren Mitte August ein montiertes Elektrofahrzeug im Werk von Neapco Europe in Düren.

Der vorläufige Insolvenzverwalter, Dr. Dirk Wegener, erklärt dazu in einer Mitteilung von Dienstag: „Die Produktion soll kurzfristig wieder aufgenommen werden. Hierzu haben wir bereits erste Gespräche mit Kunden und Lieferanten geführt, die in den nächsten Tagen intensiv fortgesetzt werden.“ Ziel sei es weiterhin, „B-ON als führenden Anbieter von e-Mobility-Lösungen in Europa zu etablieren“, unterstrich Jörg Hofmann, Managing Director von B-ON.

B-ON: Aussichten waren noch im Frühjahr gut

Streetscooter, dessen Entwicklung 2010 an der Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen startete, wurde im Januar 2022 von der Deutschen Post an B-ON verkauft. Damals hieß das Unternehmen noch Odin Automotive. Im vergangenen Februar lief die Produktion des Elektro-Lieferwagens wieder an.

Nach einem schwierigen ersten Jahr für den Streetscooter-Eigner waren die Aussichten bei B-On eigentlich gut: Nach eigenen Angaben habe man bereits Verträge und Absichtserklärungen über die Lieferung von rund 11.000 Fahrzeugen, hieß es im Frühjahr – man führe Verhandlungen über weitere 30.000 Fahrzeuge. In dem Werk in Düren können im Jahr 30.000 Fahrzeuge gebaut werden.