Vorgezogener Frühjahrsputz in der Rheinaue: Der riesige See wird in einem Mammut-Projekt entleert und entschlammt.
Bonner RheinauenseeRiesen-Karpfen für teures Umweltprojekt aus dem Wasser gezogen
In der Badewanne den Stöpsel ziehen, ist kein Problem – aber in einer „Wanne“, die 15 Hektar groß und im Durchschnitt 1,50 Meter tief ist? Genau das passiert gerade in Bonn. Im bekannten Rheinauensee wird seit einigen Tagen das Wasser abgelassen – für eine dringend erforderliche Seesanierung. Dabei werden auch manche Fischarten umgesiedelt.
Am Mittwoch (12. Januar 2022) haben Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und zahlreiche Experten über die spektakuläre Mammut-Aktion informiert.
Bonner Rheinauensee: Situation der Fische und Wasservögel verbessern
„Es ist ein ganz wichtiges Vorhaben, auch für die Umwelt in unserer Stadt“, erklärte Dörner. Die Qualität des Rheinauensees hatte sich zunehmend verschlechtert. So explodierte das Algenwachstum in heißen Sommern regelrecht. Dörner: „Die aufwendige Sanierung soll das Gewässer langfristig in einem stabilen und nährstoffarmen Gleichgewicht halten und die Situation der Fische und Wasservögel verbessern.“
Ein wichtiger Baustein ist die vollständige Entschlammung des Sees, weil der Schlamm zu viele Nährstoffe enthält. Dazu wurde vor einigen Tagen zunächst im östlichen Teil des Rheinauensees „der Stöpsel gezogen“. Dazu wurden Schieber zum Rhein hin geöffnet. Im März und April wird der westliche Teil folgen.
Bonner Aue: Seehälften nacheinander geleert und entschlammt
Die Fische ziehen während der Sanierung in die jeweilige andere Seehälfte. Wie viele das genau sind, konnten die Experten nicht sagen. Nur, dass es nicht Kilogramm, sondern Tonnen sind. Dass die beiden Seehälften nacheinander geleert und entschlammt werden können, ist übrigens einem kleinen Wall auf dem Seegrund unterhalb der Bonner Südbrücke zu verdanken.
Dr. Klaus van de Weyer, Geschäftsführer des Gutachterbüros Lanaplan erläutert: „Mit dem Sanierungskonzept verfolgen wir drei unterschiedliche Ziele. Zum einen soll das Erscheinungsbild des Sees aus landschaftlich-ästhetischer Sicht deutlich verbessert werden, indem der Algenbewuchs verringert wird. Dies verbessert auch die Nutzbarkeit des Sees für die hier ansässigen Bootsverleihe. Und wir wollen ein ökologisch stabiles Gewässer ohne Tiersterben herstellen.“
Zu letzterem könnten auch die Besucherinnen und Besucher einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie Enten, Gänse und Nutrias nicht füttern.
Große Karpfen sind im Bonner Rheinauensee ein Problem
Im Rheinauensee in Bonn dominieren Flussbarsch, Sonnenbarsch und Schleie. Aber auch Hecht, Brasse und Karpfen kommen vor. Bei einem Tauchgang vergangene Woche wurde sogar ein großer Wels im Rheinauensee entdeckt, berichtete Stefan Staas vom Büro Limnoplan (Fisch- und Gewässerökologie).
„Besonders die großen Karpfen sind ein Problem“, erklärte Staas. Sie würden abgefangen und in andere Gewässer gebracht, weil sie sonst die geplante neue Bepflanzung im See abfressen würden. Auch nicht-heimische Arten wie Sonnenbarsch und Marmorgrundel müssen raus, weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden.
Laut Sprecherin Andrea Schulte wurden insgesamt bereits rund 200 größere Fische aus dem Rheinauensee geholt. Darunter ein 40-Kilo-Karpfen und ein 1,20 Meter großer Wels. Auch Brassen, Schleie, Hechte und Giebel waren dabei. Die Karpfen und Welse werden in ein Fischerei-Gewässer bei Hennef gebracht.
Sanierung des Rheinauensees in Bonn kostet rund 4,8 Millionen Euro
Ist das Wasser raus und der Schlamm entfernt, wird auf dem Grund des gereinigten Rheinauensees Sand aufgebracht. Die 15 Zentimeter dicke Schicht dient künftig den neu zu pflanzenden Makroalgen (Armleuchter-Algen) als Substrat und als Lebensraum für Mikroorganismen. An den Überläufen und Ablässen ersetzt ein Sandflies den Sand.
Anfang Mai soll die Sanierung abgeschlossen und der gesamte See wieder mit Wasser gefüllt sein. Weiterhin wird die Ufermauer saniert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro.
Der Freizeitpark Rheinaue ist seit seiner Gründung zur Bundesgartenschau 1979 zu einem Wahrzeichen der Stadt und zu einem stark besuchten Naherholungsgebiet gewachsen. Der Park liegt im geografischen Herzen Bonns und ist mit 160 Hektar fast so groß wie die Innenstadt. Über den 15 Hektar große Auensee führen sechs Pontonbrücken.