Versprechen vor dem TodJulia aus NRW verliert wichtige Personen  – jetzt wird sie zur Lebensretterin

Julia Schmitz liegt mit ihrer Freundin Alex im Krankenbett.

Julia Schmitz (r.) begleitete ihre Freundin Alex, die im Januar an Brustkrebs starb, bis in den Tod.

Julia Schmitz verlor zwei gute Freundinnen wegen einer Krebs-Erkrankung. Auf dem Sterbebett gab sie ein Versprechen, das sie nun zur Lebensretterin machen könnte.

von Niklas Brühl  (nb)

Julia Schmitz (32) aus Bornheim im Rhein-Sieg-Kreis hat ihre gute Freundin Kerstin verloren. Sie verstarb an ihrer Blutkrebs-Erkrankung am 26. Juni 2018.

Auf ihrem Sterbebett musste Julia ihr etwas versprechen: sich bei der DKMS zu registrieren, um so vielleicht irgendwann mal ein Leben einer erkrankten Person retten zu können – so wie es sich Kerstin auch gewünscht hätte. Julia Schmitz befolgte den letzten Wunsch ihrer Freundin und kurz Weihnachten 2022 war es dann tatsächlich so weit. Sie spendete Stammzellen – nun erzählt sie ihre emotionale Reise.

Julia (32) aus dem Rhein-Sieg-Kreis bekleidet Freundin bis zum Tod

Für die 32-Jährige war es eine schwere Zeit, ihre Freundin Kerstin bis zu ihrem Tod zu begleiten. „Höher, besser, weiter – darum geht es im Leben nicht“, sagt Julia Schmitz heute. „Doch ich habe früher auch so gelebt. Seit Kerstins Erkrankung haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich habe meine Werte und Normen neu aufgestellt und sehe das Leben mit anderen Augen. Es ist wichtig, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.“

In der Zwischenzeit ist mit Alex eine weitere Freundin Julias an der Krankheit verstorben. „Oft fühle ich mich machtlos, wenn es um das Thema Krebs geht. So viele, auch junge Menschen, kämpfen tagtäglich gegen die Krankheit. Ich kann da sein, eine gute Freundin sein, aber am Ende des Tages habe ich keinen Einfluss auf den Verlauf“, sagt die 32-Jährige.

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Umso schöner war dann im Dezember 2022 die Nachricht, dass sie einer krebserkrankten Person mit ihrer Stammzellenspende eine neue Chance schenken könnte.

Die Empfängerin ist eine Frau aus den USA – mehr weiß die Bornheimerin bislang nicht. Aber: „Vielleicht ist sie eine Mutter so wie ich. Und so wie Kerstin. Als sie an Blutkrebs erkrankte, war ihre Tochter noch nicht einmal 5 Monate alt.“

Stammzellenspenderin aus NRW: „Gefühl hat mir unheimlich viel gegeben“

Sie habe während ihrer Spende viel an ihre verstorbene Freundin gedacht. Julia erzählt: „Sie hat immer zu mir gesagt: ‚Man muss das Leben tanzen!‘ Das ist seitdem auch mein Lebensmotto. Und ich hoffe, dass die Empfängerin meiner Stammzellen dies auch bald wieder tun kann – das Leben tanzen.“

Auch wenn der Eingriff kein Spaziergang gewesen sei, wolle sie vor allem für ihren kleinen Sohn ein Beispiel sein: „Es war sehr anstrengend – aber dennoch ein kleiner Aufwand, mit dem man so viel erreichen kann. Was will ich mehr?“

Julia Schmitz aus Bornheim mit ihrem kleinen Sohn.

Julia Schmitz aus Bornheim mit ihrem kleinen Sohn.

Nachdem sie zwei wichtige Menschen wegen der Krankheit verloren hatte, gab ihr die Stammzellenspende neuen Mut: „Hier konnte ich jemandem Hoffnung schenken, dessen Weg vielleicht schon aussichtslos erschien. Dieses Gefühl hat mir unheimlich viel gegeben. Ich schicke meiner Empfängerin nicht nur meine Stammzellen, sondern unfassbar viel Liebe, Hoffnung und Kraft.“

Und so wie Julia sollten es noch viel mehr Menschen machen: Wer sich ebenfalls als Stammzellenspenderin oder Stammzellenspender registrieren möchte, kann dies unter dkms.de tun.

„Lasst uns gemeinsam etwas gegen Krebs tun. Wenn wir alle ein bisschen über unseren Tellerrand hinausschauen und etwas selbstloser sind, wird die Welt ein kleines bisschen besser“, sagt die Bornheimerin, die dem letzten Wunsch ihrer guten Freundin damit nachkommen konnte.