BildungsministerinGebauer will Lehrermangel „unkonventionell“ bekämpfen

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer spricht bei einem Pressegespräch über aktuelle schulpolitische Themen.

NRWs Schulministerin Yvonne Gebauer, hier am 6. August in Düsseldorf, möchte auch zukünftig unkonventionelle Wege bei der Bekämpfung des Lehrermangels gehen.

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer möchte bei der Bekämpfung des anhaltenden Lehrermangels zukünftig unkonventionellen Wege gehen.

Düsseldorf. Unterrichtende Pensionäre, Seiteneinsteiger und weitere Sonderprogramme haben nach Angaben des Schulministeriums in Nordrhein-Westfalen 5362 zusätzliche Einstellungen seit 2017 ermöglicht. Allein die Zahl der Lehrkräfte, die ihren Ruhestand verschoben haben oder schon als Pensionäre ans Lehrpult zurückgekehrt sind, hat sich demnach von 2016 bis 2020 auf 1014 Beschäftigungen mehr als verdoppelt. Zudem seien fast 1000 Seiteneinsteiger für die Grundschulen gewonnen worden - darunter 219 speziell für Englisch an Grundschulen.

NRW-Schulministerin Gebauer: „Pragmatische und unkonventionelle Wege gehen“

„Wir werden weiterhin pragmatische und unkonventionelle Wege gehen, um unsere Schule zu unterstützen“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

„Auch nach der Pandemie werden wir die Anstrengungen gegen den Lehrermangel entschieden weiterführen.“ Bislang seien vier Maßnahmenpakete aufgelegt worden, um die Versorgung zu verbessern.

Dazu zählt die seit Mai 2020 bestehende Möglichkeit, Lehrern auf schwer zu besetzenden Stellen einen Gehaltszuschlag zu gewähren. Bisher konnten nach Angaben des Ministeriums 137 Lehrkräfte mit einem Bonus von 350 Euro brutto im Monat gewonnen werden.

Der Sonderzuschlag wird für zweieinhalb Jahre gewährt. Das Programm soll vor allem eine Entscheidung zugunsten der unattraktiveren Schulstandorte, Brennpunktschulen und Mangelfächer beflügeln.

NRW setzt beim Lehrer-Einsatz auf Flexibilität

Mehr Flexibilität beim schulform- und laufbahnübergreifenden Einsatz hat demnach ebenfalls einige Engpässe beseitigt: So haben bereits über 1000 eigentlich für die Sekundarstufe II ausgebildete Lehrkräfte das Angebot angenommen, zunächst in der Grundschule oder Sekundarstufe I zu arbeiten - mit der Garantie, anschließend eine ihrer Qualifikation entsprechende Stelle antreten zu können.

Die Möglichkeit, Lehrkräfte mit einem allgemeinen Lehramt im Gemeinsamen Lernen in der Sekundarstufe I zu beschäftigen, habe zu über 1300 Einstellungen geführt. Zudem seien den Bezirksregierungen im vergangenen Schuljahr insgesamt 800 und zum kommenden Schuljahr weitere 650 Stellen zugewiesen worden - im Vorgriff auf den prognostizierten Mehrbedarf an Gymnasien zum Schuljahr 2026/27.

Bis dahin könnten sie anderen Schulformen bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden, hieß es aus dem Ministerium.

Koalitionsvertrag von CDU und FDP gibt 105-prozentige Lehrerversorgung vor

Zusätzlichen Unterricht habe abgesehen davon auch die zum Schuljahr 2020/21 geschaffene Möglichkeit für Lehramtsanwärter gebracht, über ihren Ausbildungsunterricht hinaus freiwillig bis zu sechs Wochenstunden zusätzlich zu erteilen - mit Vergütung der Mehrarbeit.

„Zum Stichtag 30. Juni erteilten landesweit 545 Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter zusätzlichen Unterricht“, teilte das Ministerium mit. Zum Jahresende 2020 waren nach Angaben des Schulministeriums über alle Schulformen verteilt mehr als 4000 Lehrerstellen in NRW nicht besetzt. Die Quote der vollständig besetzten Stellen hatte demnach über 97 Prozent gelegen.

Der Koalitionsvertrag von CDU und FDP gibt „eine 105-prozentige Lehrerversorgung“ als mittelfristiges Ziel vor. Laut Modellrechnungen der Kultusministerkonferenz bis 2030 werden viele Schulen in Deutschland in den nächsten Jahren weiter mit Lehrermangel zu kämpfen haben.

Besonders angespannt bleibt die Lage demnach vor allem in der Sekundarstufe I. Gebraucht werden der Prognose zufolge vor allem Mathe-, Chemie-, Physik- und Musiklehrer. Ein Überangebot gibt es hingegen für die Gymnasien. (dpa)