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Die krude Welt des ReichsbürgersWie sich der unauffällige Nachbar Uwe B. (53) radikalisierte

Uwe B. mit seinem Anwalt in Düsseldorf vor Gericht

Der Düsseldorfer Reichsbürger Uwe B. hier mit seinem Anwalt vor Gericht.

Uwe B. (53/ Name geändert) leugnet die Existenz der Bundesrepublik. „Deutschland ist eine GmbH“. Er beschimpft Polizeibeamtinnen und -beamte als „Vaterlandsverräter“, streitet mit dem Amtsgericht, prügelt und baut Bomben.

von Barbara Kirchner  (kir)

Wegen Uwe B. musste ein ganzer Stadtteil in Düsseldorf evakuiert werden. Doch das ist dem Reichsbürger egal. Jetzt steht der Dreher wegen Beleidigungen, Körperverletzung und Bedrohung vor Gericht.

Der Sachverständige bestätigte, dass Uwe B. für die Allgemeinheit gefährlich ist. Deshalb wurde er in die Psychiatrie eingewiesen. Doch wie wurde der früher so unauffällige Nachbar zum Reichsbürger? Und wie radikalisierte er sich?

NRW: Stadtteil in Düsseldorf wegen Reichsbürger evakuiert

30 Jahre war Uwe B. in einer Firma beschäftigt. Ein Einzelgänger. Der Auslöser für seine Radikalisierung war eine Vaterschaftsklage. Er leugnete seine Tochter. Also sollte der Gerichtsvollzieher eine Speichelprobe abnehmen.

Der Beamte tauchte beim Arbeitgeber auf. Doch Uwe B. verweigerte sich. Auch als die Polizei später mitkam. Mit Zwang musste ihm auf dem Gesundheitsamt der Mund geöffnet werden. In der Folge schrieb er dem Gericht und dem Gerichtsvollzieher böse Briefe. Einmal schlug er den Mann sogar nieder, bedrohte dessen Familie. Es hagelte Beleidigungen.

Düsseldorfer Reichsbürger: Waffen und Pass des Deutschen Reichs gefunden

Ein Kontaktverbot ignorierte Uwe B. Der Sachverständige: „Seine Weltsicht wurde immer engstirniger. Eine Tunnelblick-Situation.“ Am Ende verlor Uwe B. seinen Job. Aus dem unpolitischen Nachbarn wurde ein Reichsbürger. Mit Hass auf Behörden und die Polizei. Eine Beamtin beschrieb das vor Gericht: „Das waren bizarre Ideen.“

Bei einer ersten Durchsuchung fanden die Ermittlerinnen und Ermittler Waffen und Munition sowie einen Pass des Deutschen Reichs. Und ein Messer mit Hakenkreuzgriff.

Eine Ausgabe der Zeitschrift Deutsche Polizei über Reichsbürger, die von der Gewerkschaft der Polizei herausgegeben wird, liegt auf einem Tisch.

Ein solcher Pass wurde bei der Durchsuchung der Wohnung von Uwe B. gefunden.

Bei einer zweiten Razzia entdeckten sie zwei selbstgebastelte Bomben. Und einen Abschiedsbrief. „Ich habe nichts mehr zu verlieren.“ Informationen zu den Bomben verweigerte er.Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Als ein Beamter ihn fragte, wie er sich fühle, wenn Menschen sterben könnten, antwortete Uwe B.: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Alles, was passiert, ist die Polizei schuld.“

Der Gutachter glaubt nicht, dass eine Therapie Uwe B. wieder in die Realität zurückbringt. Und deshalb gilt der Reichsbürger auch weiterhin gefährlich. Und so landet Uwe B. jetzt in der Psychiatrie.