Ein totes Kalb sorgt in Schleiden für Wirbel. Besitzer Simon Breuer ist überzeugt, dass das Tier von Wölfen gerissen wurde.
Schlimmer VerdachtEifel-Landwirt findet „abgelutschtes“ Gerippe seines Kalbes
Ein etwas unscharfes Foto zeigt ein Schottischer Hochlandkalb, es ist erst wenige Stunden alt und stakst noch auf unsicheren Beinen umher – kurz darauf ist es tot.
Besitzer Simon Breuer (40) fand die Überreste des Kalbes auf seiner Weide in Schleiden-Schöneseiffen. „Der Kadaver war regelrecht abgelutscht, als hätte jemand Spareribs gegessen“, erzählt er am Mittwoch (27. April 2022) gegenüber EXPRESS.de.
Totes Kalb in der Eifel: Für Besitzer ist klar, dass es Wölfe waren
Für Simon Breuer, der gemeinsam mit seinem Bruder in der Eifel einen 120 Hektar großen Biohof im Nebenerwerb führt, ist klar: Das waren Wölfe – mindestens zwei! „In unserer Region sind bereits acht Wölfe heimisch geworden und es kommt immer häufiger zu Rissen“, erklärt er. Zwei davon würden im Duo seit einigen Wochen auch bei ihnen in der Gegend für Unruhe sorgen.
Was dem Vater dreier Töchter (1, 3, 5) besonders große Sorgen macht: Das zwei Tage alte Kalb wurde am 10. März 2022 nur zirka 100 Meter vom Wohnhaus der Familie tot aufgefunden. Ein Bekannter, der sich mit Wölfen auskennt, habe ihm gesagt, dass es 100-prozentig ein Wolfsriss sei. Simon Breuer: „Würden Sie Ihre Kinder da im Sommer noch draußen zelten lassen?“
Wolfsbeauftragter eingeschaltet – ernüchternde Antwort des LANUV
Nach dem Fund der Überreste des Schottischen Hochlandkalbes hatte ein Wolfsbeauftragter den Fall dokumentiert und alle Infos an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) geschickt. Am 19. April 2022 erhielt Simon Breuer die Antwort des LANUV: „(...) Nach dem Zustand des Kadavers zu urteilen, liegt der Todeszeitpunkt schon länger zurück und die Todesursache bleibt somit unklar. (...)“
„Ich kann anhand von Fotos und durch Zeugen widerlegen, dass das nicht stimmt“, so Simon Breuer wütend. Er fühle sich nicht ernst genommen und sogar als schlechter Viehhalter denunziert. Er habe das Kalb, das am 8. März auf der Weide, auf der sich ein Offenstall befindet, geboren worden sei, am 9. März noch lebend gesehen. Breuer: „Gerade, wenn die Kühe ihre Kälber kriegen, schaue ich mindestens fünfmal am Tag nach ihnen!“
Der 40-Jährige und sein Bruder halten unter anderem 16 Schottische Hochlandrinder, die das ganze Jahr draußen leben. „Ich nehme meinen Hof und die Tiere sehr ernst“, stellt der Nebenerwerbs-Landwirt, der hauptberuflich Wirtschaftsingenieur ist, klar. Seit dem Tod des Kalbes treibe er die Herde nun jeden Abend in den Stall.
Ein Wolfsnachweis in Schleiden bestätigt: Rotwildkalb gerissen
Erst Ende Februar hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) einen Wolfsnachweis in Schleiden bestätigt, nachdem im Januar in der Dreiborner Hochfläche ein getötetes Rotwildkalb gefunden worden war.
Bei Simon Breuers Kalb habe sich durch reine Sichtbegutachtung anhand des Kadaverzustandes (Grippe und etwas Fell) aber keine eindeutige Todesursache mehr feststellen lassen. „Auch eine Probenentnahme durch das LANUV machte keinen Sinn mehr“, erklärt LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann. Es werde in solchen Fälle immer dazu geraten, den Kadaver tierpathologisch untersuchen zu lassen.
Deitermann: „Diese Entscheidung obliegt aber dem Tierhalter. Es bleibt daher für uns leider ein ungeklärter Todesfall. Die Einkategorisierung ‚Keine Bewertung möglich‘ heißt aber nicht, dass es kein Wolf gewesen sein kann.“ Es bleibe offen, da man weder Beweise für noch gegen einen Wolf finden konnte. Daher erhält Simon Breuer auch keine Entschädigung für das tote Kalb.