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Rassismus-DebatteShitstorm wegen Aufgabe in Siegburg: Jetzt reagiert der Schulbuch-Verlag

Schüler stehen am ersten Schultag nach den Sommerferien in Bayern vor dem Unterricht auf.

Durch eine Aufgabenstellung im Philosophieunterricht hat ein Gymnasium in Siegburg ein Shitstorm über sich ergehen lassen müssen. Das Symbolfoto wurde am 14. September 2021 in einer Schule in München aufgenommen.

Das Gymnasium Alleestraße in Siegburg macht gerade von sich reden – allerdings nicht auf positive Art und Weise. Denn es gab einen Sturm der Entrüstung aufgrund einer Aufgabenstellung im Philosophieunterricht.

Wegen einer Aufgabenstellung im Philosophieunterricht ist für das Gymnasium Alleestraße in Siegburg ein Shitstorm entstanden. Im Unterricht der Schule im Rhein-Sieg-Kreis wurde das Themenfeld „Eine Ethik für alle Kulturen? – Problemeröffnung im Spannungsfeld zwischen Kulturrelativismus und Universalismus“ besprochen.

Die skandalöse Aufgabenstellung dazu lautete: „Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deinem Tischnachbarn oder deiner Tischnachbarin. Welche Konflikte seht ihr darin?“

Shitstorm für NRW-Gymnasium: Schulbuch-Verlag reagiert

Der kritisierte Schulbuchverlag will laut Medienbericht nun auf den Shitstorm reagieren. In einem für März vorgesehenen Neudruck des Schulbuchs werde die Fragestellung ausgetauscht, sagte eine Verlags-Sprecherin der „Kölnischen Rundschau“. Sie bedauere die durch die Aufgabe für den Philosophie-Unterricht ausgelöste Rassismusdiskussion.

Die Redaktion sei nach erneuter Prüfung der Ansicht, dass die Darstellung „unnötig zugespitzt und klischeehaft“ sei.

Schule in Siegburg: Eltern gehen wegen Aufgabenstellung auf die Barrikaden

Die Föderation Türkischer Elternvereine NRW (FÖTEV) reagierte zuvor bestürzt auf die Schulaufgabe und wendete sich mit einem offenen Brief an die NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer. In dem emotionalen Brief hieß es unter anderem: „Die Aufgabenstellung beinhaltet, dass die besagte türkische Familie ihre Tochter nicht nur ohne ihr Einverständnis verheiratet, sondern sich zudem auf illegale Weise gesellschaftliche Vorteile einschleicht, also ‚Schmarotzer‘ sind.“

Durch dieses Vokabular, welches dem von Rechtspopulisten gleiche, verfestige sich diese Art von Klischees in den Köpfen der Schülerinnen und Schüler. FÖTEV-Vize-Chef Ali Sak ergänzte gegenüber Bild: „Eine Lehrperson kann Fehler machen, klar. Aber wenn sich die Schulleitung nicht explizit von der Aufgabenstellung distanziert, sehen wir in der Schule in Zukunft keine Basis für ein respektvolles Miteinander.“

NRW: Schule äußert sich zu Shitstorm

Das Siegburger Gymnasium äußerte sich zu dem Vorfall auf seiner Homepage: „Heute fegte ein Shitstorm über unsere Schule, der uns sehr getroffen hat. Uns wurde Rassismus und Diskriminierung vorgeworfen.“ Bei der gestellten Aufgabe habe der Eindruck entstehen können, dass Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt werden würden. „Dies ist nicht der Fall, und es wird auch niemals der Fall sein. Dennoch entschuldigen wir uns bei allen, die sich dadurch verletzt fühlen könnten. Selbstverständlich war das weder die Absicht der Schule noch eines einzelnen Lehrers.“

Die Lehranstalt stehe für Offenheit, Toleranz und Vielfalt. „Sollte sich jemand wegen seiner Herkunft, sexuellen Orientierung oder Zugehörigkeit zu einer Minderheit benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlen: Wir sind da, und wir werden gemeinsam dagegen kämpfen. Immer und für jeden“, heißt es am Ende der Stellungnahme.

Skandal-Aufgabe: Bezirksregierung nimmt Schule in Schutz

Die Bezirksregierung Köln nahm die Schule am Montag (14. Februar) in Schutz. Die Aufgabenstellung sei aus einem zugelassenen Schulbuch mit dem Titel „Zugänge zur Philosophie“ übernommen worden. Man bedaure, „dass ein im Unterricht verwendetes Material ohne jeglichen Kontext und vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen den Weg in die sozialen Netzwerke gefunden“ habe.

Es sei in der Unterrichtsreihe gerade nicht um Vorverurteilungen und das Schüren von Ressentiments gegangen, sondern ganz im Gegenteil um die „Entwicklung eines kultursensiblen eigenen Sach- und Werturteils im Horizont philosophischer Ansätze“. (nb/dpa)