„Katastrophal“Beliebtes Wuppertaler Geschäft muss wegen Klima-Debatte schließen

Konfetti-Monty-Franke

Das Wuppertaler Geschäft Konfetti muss Ende März schließen. Bis dahin zählt für Betreiber Monty Franke nur der Ausverkauf.

von Sebastian Oldenborg  (so)

Wuppertal – Überall prangen Plakate mit fetten Prozenten: 20, 50, sogar 70 Prozent! Alles muss raus bei Konfetti. Aus traurigem Grund.

Das Wuppertaler Geschäft für Partyartikel, Schul- und Schreibwaren hat zum 1. Januar 2020 die Insolvenz eröffnet – Ende März soll nach fast 25 Jahren Schluss sein.

Ein Grund für die Pleite: die Kima-Debatte! Plastik und Feuerwerk, früher zwei zentrale Stützen des Geschäfts, sind nicht mehr gefragt. Teilweise wird Inhaber Monty Franke (39) sogar angefeindet.

Konfetti-Monty-Franke-Plastik

Seit Beginn der Klimadebatte gehen Plastikartikel kaum noch. Monty Franke bleibt auf den Artikeln sitzen.

Konfetti in Wuppertal: Feuerwerksgeschäft zum Jahreswechsel eingebrochen

„Dieses Jahr war es ganz katastrophal“, blickt Franke, der seit 1998 bei Konfetti arbeitet und den Laden 2009 übernommen hat, aufs Silvestergeschäft zurück.

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Normalerweise machte der Laden in zweieinhalb Tagen mit dem Feuerwerksverkauf fast zehn Prozent seines Jahresumsatzes. Jetzt wurden vier Tonnen Böller weniger verkauft. Im Lager stapeln sich noch die Kisten – und das, obwohl Franke in weiser Voraussicht im Vorfeld schon nur ein Drittel der üblichen Menge nachgekauft hatte und seit Jahren auch auf umweltschonende Produkte wie Feuerwerksbatterien aus Maisstärke setzt.

Wuppertaler Laden-Betreiber im Internet angefeindet

Doch die Klima-Debatte beeinflusse die Kunden in Wuppertal (Hier lesen Sie mehr: Raser und Rotlichtsünder ausbremsen – Neue Super-Blitzer gehen in Wuppertal an den Start) , erzählt der 39-Jährige. Viele würden bewusst weniger kaufen, um im Freundes- und Bekanntenkreis nicht als diejenigen dazustehen, die am meisten Knaller gekauft haben.

Wie kritisch das Thema ist, merkt Franke auch im Internet. Dort versuchte er einerseits, den Verkauf zu bewerben, andererseits, die Kunden aufzuklären. Doch die Reaktionen in sind teilweise krass. „Wir wurden schon sehr angegangen“, erzählt er.

Shitstorm-Konfetti

In Facebook-Kommentaren werden Monty Franke und sein Team teilweise hart angegangen.

Konfetti in Wuppertal pleite: Plastikartikel gingen seit Klima-Debatte kaum noch

Auch Plastikartikel gehen seit 2019 kaum noch. Franke: „Wir haben sonst in der Woche zehn bis 20 Päckchen Strohhalme verkauft, auch die riesen Mallorca-Strohhalme – jetzt ist das, ich will nicht sagen gegen Null, aber es sind vielleicht noch drei bis fünf. Da ist schon was weggebrochen.“

Klima und Plastik allein sind aber nicht Schuld am Konfetti-Aus – sie waren vielmehr der Höhepunkt einer ganzen Reihe unglücklicher Entwicklungen: die Bauarbeiten am Döppersberg, die Auswirkungen auf das Geschäft an der Morianstraße hatten. Ein Brand in einer Lagerfläche für Schultaschen (Franke: „Da waren wir leider unterversichert“). Der Diebstahl durch mehrere Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum.

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Aus nach 25 Jahren: So geht es für Konfetti in Wuppertal weiter

Jetzt ist das Aus nach fast 25 Jahren beschlossen. Ende März soll Schluss sein, die Kündigungen sind raus. Das siebenköpfige Team setzt nun den absoluten Fokus auf einen guten Ausverkauf. Dieser sei extrem wichtig, meint Monty Franke.

Kein Wunder: Schließlich hat er noch einen sechsstelligen Warenwert im Lager, darunter auch Saisonware. „Wir müssen es jetzt ja auch schaffen, Weihnachten zu verkaufen“, sagt er.

Wie das klappen soll? Mit Rabatten. „Wir haben mindestens zehn Prozent auf alles“, erklärt der Konfetti-Betreiber. Auf einige Waren gebe es sogar 70 Prozent. Dazu kommen zusätzliche Rabattaktionen.

Konfetti-Feuerwerkskoerper

Im Konfetti-Lager stapeln sich noch Feuerwerkskörper der vergangenen Jahre.

Bis jetzt werde der Ausverkauf sehr gut angenommen, es gebe ein unheimlich tolles Feedback von nahezu allen Kunden. Franke sagt aber auch: „Die Leute sind sehr traurig, waren auch erst schockiert, dass wir schließen.“

Konfetti in Wuppertal: Neustart mit neuem Konzept?

Doch wenn der Ausverkauf gut läuft, muss es vielleicht kein Ende für immer sein. Im Hintergrund arbeitet das Team bereits an neuen Ideen, um für einen möglichen Neustart gewappnet zu sein.

Man wolle sich dann etwa auf Schultaschen spezialisieren, auch beim Feuerwerk in eine andere Richtung gehen – weg von der Masse, hin zum gezielten Feuerwerk für private Events wie Hochzeiten. Auch Ballongestaltung und Dekoration für Ereignisse wie Babypartys oder Taufen sollen ausgebaut werden.

Monty-Franke-Schulsachen

Schulartikel gehören zum Kerngeschäft des Wuppertaler Ladens Konfetti. Bei einem möglichen Neustart soll das auch so bleiben.

„Vom Schreibwaren-Bereich wollen wir uns trennen“, erklärt Franke, der für einen möglichen Neustart auch noch Investoren sucht. Zudem gebe es noch weitere Ideen, die das Team gerne umsetzen würde.

Franke: „Wir wollen gerne wiederkommen.“ Dafür muss aber zunächst der Ausverkauf funktionieren…