Die NASA warnt: Der im Februar neu entdeckte Asteroid „2023 DW“ könnte auf der Erde einschlagen, es werde weiter beobachtet und gerechnet. Tag für Tag verglühen kleinere Brocken aus dem All meist unbemerkt in der Erdatmosphäre. Das Beispiel „Tscheljabinsk“ zeigt, dass Asteroiden jedoch immer eine Gefahr bleiben.
Warnung vor Asteroiden-EinschlagKnall, Panik, 1500 Verletzte: Wenn die Gefahr aus dem Nichts kommt
Es ist ein Szenario, vor dem Astronomen schon seit Langem warnen: Bei einem neu entdeckten Asteroiden besteht nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa die „sehr kleine Möglichkeit“, dass er 2046 auf der Erde einschlagen könnte. Die genaue Flugbahn könne noch nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden.
Der Asteroid „2023 DW“ ist einer der übriggebliebenen Brocken aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems. Die Menschheit wäre ohne sie womöglich nicht entstanden – ist aber auch durch sie bedroht: Asteroiden brachten möglicherweise die Grundlagen allen Lebens zur Erde - ein Einschlag heute aber könnte verheerende Folgen haben.
Asteroiden: Zwei Beispiele zeigen, wie groß die Gefahr ist
Schutzlos ist die Menschheit allerdings nicht, denn die Flugbahnen könne vorausberechnet werden.
In unserem Sonnensystem existieren nach Angaben der US-Raumfahrtagentur Nasa über eine Million bisher bekannte Asteroiden, von denen mehr als 20.000 sogenannte Near Earth Objects (NEO) sind, die während ihres Umlaufs unsere Erdumlaufbahn kreuzen.
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Was solche Brocken anrichten können, zeigen zwei bekannte Ereignisse: Am 30. Juni 1908 fegt - wahrscheinlich - die Druckwelle einer Asteroidenexplosion Millionen Bäume in Tunguska in Sibirien auf einer Fläche fast so groß wie das Saarland um.
Mit Blick auf dieses Ereignis rufen die Vereinten Nationen später den 30. Juni zum Internationalen Asteroidentag aus.
Im Februar 2013 explodiert ein etwa 20 Meter großer und 66.000 Kilometer pro Stunde schneller Asteroid über der Millionenstadt Tscheljabinsk am Ural. Der Asteroid dringt in die Erdatmosphäre ein, zieht beim Verdampfen einen Schweif hinter sich her und explodiert mit grellem Lichtblitz und lautem Knall über der Metropole.
Das Fatale: Der Brocken aus dem All kommt ohne Vorwarnung. Rund 1500 Menschen werden bei der Explosion am 15. Februar 2013 gegen 9.20 Uhr Ortszeit verletzt, meist von zersplitterndem Fensterglas. Ein Millionenschaden entsteht.
Asteroiden: „Größtes Einschlagsevent in den letzten 100 Jahren“
„Tscheljabinsk ist das größte Einschlagsevent in den letzten 100 Jahren und in der neueren Geschichte das Schädlichste“, sagt der Leiter der Asteroidenabwehr bei der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, Richard Moissl. Zum Vergleich: Der als Dinosaurierkiller bekannte Asteroid vor gut 60 Millionen Jahren hatte eine Größe von zwölf Kilometern.
Viele Menschen hätten bei der Explosion von Tscheljabinsk panisch reagiert. „Die Leute konnten ja sonst was denken, was da für eine Katastrophe über sie hereinbricht“, sagt Moissl, der mit seinem Team in Frescati bei Rom sitzt. „Der kam von uns aus gesehen von der Tagseite und da sind wir bis zu einem gewissen Grad geblendet. Wir werden da durch die Sonne und das atmosphärische Streulicht gestört.“
Mit herkömmlicher Technologie oder Teleskopen auf der Erde habe man da einen Fleck, an dem man sehr schlecht Asteroiden beobachten könne.
Asteroid über Tscheljabinsk: Hätte man ihn früher bemerkt, hätte man warnen können
Hätte man die Ankunft früh bemerkt, hätte man die Menschen warnen können. Es hätte weniger Panik gegeben und wohl auch weniger Schäden, etwa weil man Fenster vorsorglich hätte öffnen oder sichern können. Das Ereignis von Tscheljabinsk sei ein Weckruf gewesen, sagt Moissl. Politik und Öffentlichkeit sei das Gefahrenpotenzial von Asteroiden bewusster geworden. „Das wurde damals noch nicht in dem Maße ernst genommen wie das jetzt der Fall ist.“
Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems befinden sich dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie können aber durch unterschiedliche Effekte auch in das innere Sonnensystem und so auch in die Nähe der Erde gelangen.
Asteroiden: 100 Tonnen pro Tag kommen auf der Erde runter
Am Nachthimmel sind ständig leuchtende Objekte zu sehen - Staub und kleinere Gesteinsbrocken aus dem All, die in der Atmosphäre verglühen. Die Gesamtmasse, die auf die Erde runterkommt, wird auf 100 Tonnen pro Tag geschätzt. Größere Brocken können nach wie vor eine Gefahr darstellen. Ab einer Größe von etwa 20 Metern greifen Warnprotokolle, sagt der Chef-Koordinator der Asteroidenabwehr.
Bei der Überwachung von Asteroiden sehen Fachleute noch immer Lücken. Moissl zufolge laufen die Beobachtungen derzeit noch fast ausschließlich von der Erde aus. „Wir brauchen in der Zukunft weltraumbasierte Teleskope, um ein besseres Frühwarnsystem zu haben“, sagt er. „Wir müssen Beobachtungslücken schließen.“ Die ganz dicken Brocken seien nicht das Problem.
„Was schon eine existierende Bedrohung ist, das ist eben der Größenbereich von 20 bis 40 Metern“, sagt Detlef Koschny, Asteroiden-Experte der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Bei einem 40-Meter-Objekt über einer größeren Stadt müsste man diese evakuieren – und in diesem Größenbereich kenne man nur ein paar Prozent der möglichen Kandidaten. Angst und bange müsse den Menschen aber zurzeit nicht sein. (dpa/mg)