Unwetter in AustralienSchwere Überschwemmungen: Zehntausende Menschen auf der Flucht

28.02.2022, Australien, Lismore: Eine Frau trägt ein Baby, während Menschen mit kleinen Booten durch das Hochwasser fahren. Sintflutartiger Regen hat die schweren Überschwemmungen im Osten Australiens weiter verschärft.

Australien, Lismore: Eine Frau trägt ein Baby, während Menschen mit kleinen Booten durch das Hochwasser fahren. Sintflutartiger Regen hat die schweren Überschwemmungen im Osten Australiens weiter verschärft. Das Foto wurde am 28. Februar 2022 aufgenommen.

Nach Jahren der Dürre und Buschbrände erlebt der Osten Australiens wegen des Wetterphänomens La Niña derzeit einen außergewöhnlich feuchten Sommer. Die Folge: schwere Überschwemmungen, die Zehntausende in die Flucht treiben. Es gibt bereits Tote.

In der Ukraine herrscht Krieg, in Australien machen jetzt Meldungen von schweren Überschwemmungen an der Ostküste besorgniserregende Schlagzeilen. Es sind bereits zehntausende Menschen auf der Flucht.

In weiten Teilen der Bundesstaaten Queensland und New South Wales galten nach tagelangen heftigen Regenfällen am Dienstag, 1. März 2022, Hochwasserwarnungen.

Australien, Gympie: Das Foto vom 28. Februar 2022 zeigt Überschwemmungen in Gympie, 170,7 Kilometer nördlich von Brisbane, in Queensland.

Australien, Gympie: Das Foto vom 27. Februar 2022 zeigt Überschwemmungen in Gympie, 170,7 Kilometer nördlich von Brisbane (Queensland).

Neun Menschen kamen bereits in den Fluten ums Leben, die Behörden befürchten weitere Tote. Verzweifelte Menschen suchten auf Dächern und Brücken vor den Wassermassen Schutz. Tausende mussten von Rettungskräften in Sicherheit gebracht werden.

In den Hochwassergebieten hat es eine Woche lang stark geregnet. In einigen Gebieten fiel ein Meter Niederschlag. Mehrere Flüsse sind über die Ufer getreten. Ganze Städte stehen unter Wasser.

Australien: Überschwemmungen treiben Menschen in die Flucht

Besonders schlimm ist die Lage in Lismore im Bundesstaat New South Wales. Da die Deiche der Stadt gebrochen sind, wurden die 43.000 Einwohner aufgefordert, die Stadt zu verlassen. In Lismore kam nach Polizeiangaben zuletzt eine etwa 80-jährige Frau ums Leben, deren Leiche von Polizisten in einem Haus gefunden wurde.

Überschwemmung in der Stadt Lismore im Nordosten von New South Wales.

Überschwemmung in der Stadt Lismore im Nordosten von New South Wales. Für den Südosten von Queensland und Gebiete im Norden von New South Wales gilt eine Unwetterwarnung,

Das australische Militär hat zwei Helikopter in das Hochwassergebiet geschickt, um die Rettungsarbeiten zu unterstützen. Bei einem spektakulären Rettungseinsatz brachte die Besatzung zwei Menschen in Sicherheit, die auf das Wellblechdach ihres Hauses geflohen waren. Der Sender ABC zeigte live, wie sich ein Retter auf das Dach abseilte und die beiden an der Winde des Hubschraubers festschnallte.

Australien: Menschen versuchen, sich mit Booten in Sicherheit zu bringen

„Wir haben gesehen, wie Menschen stundenlang auf Dächern festsaßen, wir haben gesehen, wie Kinder gerettet wurden, wir sehen Menschen, die auf Brücken gestrandet sind“, sagte der Regierungschef von New South Wales, Dominic Perrottet.

Bei den Rettungsdiensten gingen viel zu viele Hilferufe ein. Viele Menschen waren selbst mit Booten unterwegs, um ihre Nachbarn in Sicherheit zu bringen. In Lismore musste die Parlamentsabgeordnete Janelle Saffin schwimmend ihr Haus verlassen. „Wir gingen auf die Veranda und hielten uns an den Dachsparren fest“, sagte sie der Zeitungsgruppe, „Nine Newspapers“.

Dieses vom Fraser Coast Regional Council zur Verfügung gestellte Foto zeigt vom Hochwasser eingeschlossene Gebäude  in Maryborough.

Australien, Maryborough: Dieses vom Fraser Coast Regional Council zur Verfügung gestellte Foto zeigt vom Hochwasser eingeschlossene Gebäude in Maryborough. Sintflutartiger Regen hat die schweren Überschwemmungen im Osten Australiens weiter verschärft.

Die Anwohnerin Danika Hardiman wurde am Montag aus ihrer Wohnung im zweiten Stock gerettet. Als sie aufwachte, hatte das Hochwasser schon ihren Balkon erreicht. Hardimnan und ihr Partner schafften es, aufs Dach zu klettern und wurden schließlich von „zwei Typen in einem Boot“ gerettet, wie sie der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Lage in Lismore sei „schrecklich“. „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Boot, das an den Dächern der Menschen vorbeifährt.“

Warnung vor schweren Überschwemmungen auch in Sydney

In Grundschulen und Gemeindezentren wurden Notunterkünfte eingerichtet. Am Flughafen von Ballina harrten etliche Menschen in der Abflughalle aus. Auf dem Weg zum Flughafen sei er an „großen Wasserseen“ auf beiden Seiten der Autobahn vorbeigefahren, berichtete der freiwillige Helfer Travis Lavdaras.

Rund um die Stadt Grafton standen Häuser bis zum Dach unter Wasser, ganze Straßen waren weggespült. Auch in der Millionenmetropole Sydney weiter südlich regnete es am Dienstag stark, der Wetterdienst warnt vor schweren Überschwemmungen.

Nach mehreren Jahren der Dürre und klimabedingter Buschbrände erlebt der Osten von Australien wegen des Wetterphänomens La Niña derzeit einen außergewöhnlich feuchten Sommer.

Die Regierungschefin von Queensland, Annastacia Palaszczuk, sagte am Montag, in einigen Regionen habe es in den vergangenen Tagen so viel geregnet wie normalerweise binnen eines ganzen Jahres. (dpa, jba)