IS-Flagge im Wagen gefundenZehn Tote in US-Metropole: Auto fährt in Menschenmenge – „Das war teuflisch“

In New Orleans' beliebtem Ausgehviertel feiern Menschen ins neue Jahr. Plötzlich fährt ein Fahrzeug in die Menge. Es gibt Tote und Verletzte.

Die US-Südstaatenmetropole New Orleans (US-Stadt im Bundesstaat Louisiana) ist in der Silvesternacht zum Schauplatz eines mutmaßlichen Terrorakts geworden. Nur wenige Stunden nach Mitternacht raste ein Mann mit seinem Pick-up-Truck durch die feiernden Passantinnen und Passanten im beliebten Ausgehviertel French Quarter und tötete dabei zehn Menschen.

Anschließend soll der Fahrer ausgestiegen und mit einer Waffe geschossen haben. Die Polizei meldete neben der Zahl der Toten auch 35 Verletzte. Der Täter habe sich einen Schusswechsel mit den Polizisten geliefert und zwei von ihnen verletzt. Er kam bei dem Gefecht ums Leben.

Augenzeugen berichteten im US-Fernsehen von Leichenteilen auf Straßen und Bürgersteigen. Viele Menschen seien schreiend geflohen. Videoaufnahmen zeigten Blutspuren auf dem Asphalt und eilig Helfende. Behörden meldeten schnell, dass die Tat als Terrorakt untersucht werde.

FBI sieht Tat in New Orleans als „Terrorakt“ – Angreifer ist tot

Der Vorfall ereignete sich demnach auf der Ecke der beiden Hauptstraßen des French Quarter – Canal und Bourbon Street – in den frühen Morgenstunden des Neujahrstages (Ortszeit).

Der US-Sender CBS News berichtete, dass es sich laut Augenzeugen um einen größeren Wagen gehandelt haben soll, der mit hoher Geschwindigkeit auf der Bourbon Street in die Menge gefahren sei.

Die US-Bundespolizei stuft den Angriff als Terroranschlag ein. Das FBI erklärte am Mittwoch (1. Januar 2025), es habe Ermittlungen wegen eines „Terrorakts“ eingeleitet.

Mutmaßlicher Attentäter ist ein 42-jähriger US-Bürger

Der mutmaßliche Attentäter von New Orleans hatte nach Angaben des FBI bei seinem tödlichen Auto-Angriff in der Neujahrsnacht eine Flagge der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in seinem Fahrzeug.

Die US-Bundespolizei teilte am Mittwoch mit, bei dem Fahrer des Wagens handele es sich um einen 42-jährigen US-Bürger namens Shamsud-Din Jabbar aus Texas. Das FBI arbeite daran, „die möglichen Mitgliedschaften und Verbindungen der Person zu terroristischen Organisationen zu ermitteln“.

Ermittler arbeiten am Tatort, nachdem ein Fahrzeug in eine Menschenmenge auf der Canal und Bourbon Street in New Orleans gefahren ist.

Ermittler arbeiten am Tatort, nachdem ein Fahrzeug in eine Menschenmenge auf der Canal und Bourbon Street in New Orleans gefahren ist.

Im Tatfahrzeug seien auch Waffen gefunden worden, dort und in dem Viertel entdeckten die Ermittler zudem mehrere mögliche selbstgebaute Sprengkörper. Es werde derzeit geprüft, ob diese wirklich hätten gezündet werden können.

Die US-Polizei geht aktuell nicht von einem allein handelnden Täter aus. „Wir glauben nicht, dass Jabbar allein verantwortlich war“, sagte die FBI-Sonderermittlerin Alethea Duncan. Es wird auch nach möglichen Komplizen gesucht.

New Orleans' Polizeichefin: „Das war teuflisch“

Schon am frühen Morgen hatte die Polizei das Geschehen als „sehr absichtliches Verhalten“ bezeichnet. „Er versuchte, so viele Menschen zu überfahren wie möglich“, sagte New Orleans' Polizeichefin Anne Kirkpatrick in einer ersten Einschätzung. Später ergänzte sie: „Das war nicht nur ein Terrorakt. Das war teuflisch.“

Louisianas Gouverneur Jeff Landry nannte das Geschehen beim Nachrichtendienst X eine „fürchterliche Gewalttat“. „Bitte beten Sie gemeinsam mit Sharon und mir für alle Opfer und Ersthelfer vor Ort“, schrieb er und rief dazu auf, den Bereich der Tat zu meiden.

Rettungskräfte waren mit einem massiven Aufgebot vor Ort. Laut einem Reporter des Senders WWLTV ließ die Polizei Restaurants und Bars auf der Bourbon Street räumen und sperrte auch die Hauptstraße des Viertels weiträumig ab.

Großeinsatz in beliebtem Ausgehviertel

Der Vorfall ereignete sich laut Polizei um 3.15 Uhr am Morgen in einem Teil der Stadt, den bei vielen Events Zehntausende besuchen. Im French Quarter feiern die Menschen im März auf Balkonen und in den Straßen den berühmten Karneval Mardi Gras, auch ein Jazz-Festival im späten Frühling zieht dort die Massen an.

Das FBI untersucht die Gegend an der Orleans Street und der Bourbon Street bei der St. Louis Cathedral im French Quarter, nachdem am 1. Januar 2025 ein Fahrzeug in eine Menschenmenge auf der Canal und Bourbon Street in New Orleans gefahren ist.

Das FBI untersucht die Gegend an der Orleans Street und der Bourbon Street bei der St. Louis Cathedral im French Quarter, nachdem am 1. Januar 2025 ein Fahrzeug in eine Menschenmenge auf der Canal und Bourbon Street in New Orleans gefahren ist.

Der Tatort, die Hauptstraße Canal Street und die kleinere Bourbon Street, ist an Neujahr auch weit nach Mitternacht noch sehr belebt. Unklar war noch, wie der Täter Absperrungen und Poller umfahren konnte, um in die Bourbon Street einzubiegen.

Mehr als 300 Einsatzkräfte seien bereits zu Silvester in dem Viertel gewesen, berichteten US-Medien. Die Polizei ergänzte am Mittag, dass mehr als 400 Ermittlerinnen und Ermittler vor Ort an der Aufarbeitung der Tat beteiligt seien.

Im French Quarter gab es schon mal einen ähnlichen Vorfall

Schon 2017 hatte es im French Quarter einen ähnlichen Vorfall gegeben. Ein Autofahrer war beim Karneval in die Zuschauermenge eines Umzugs gerast. Er sei „stark alkoholisiert“ gewesen und habe zwei Autos gerammt, bevor er in die Menge gefahren sei, hatte damals Polizeichef Michael Harrison vor Journalisten gesagt. 28 Menschen waren verletzt worden, fünf von ihnen schwer.

Am Abend des 1. Januar sollte die Stadt zudem traditionell den „Sugar Bowl“ ausrichten, ein Football-Spiel mit College-Mannschaften, das ebenfalls Zehntausende Menschen aus dem ganzen Land anzieht. Es wurde wegen der Tat um einen Tag verschoben.

Trauer in der Politik

„Mein Herz geht an die Opfer und ihre Familien, die einfach nur feiern wollten“, teilte US-Präsident Joe Biden mit. „Es gibt keine Rechtfertigung für jegliche Art von Gewalt und wir werden keinen Angriff auf die Gesellschaft unseres Landes tolerieren“, erklärte er.

Auch sein designierter Nachfolger Donald Trump drückte Trauer aus. „Unsere Herzen sind mit allen unschuldigen Opfern und ihren Lieben, inklusive der mutigen Beamten der Polizei in New Orleans“, schrieb der Republikaner auf seiner Online-Plattform Truth Social. Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats, Liz Murrill, wählte bei X harsche Worte und schrieb vom „brutalen, absichtlichen Abschlachten unschuldiger Menschen“. (dpa, afp)