„Wir haben es satt!“Bauernaufstand in Berlin: Landwirte und Klimaschützer machen der Ampel Feuer

Ein Traktor mit einem Protestplakat fährt durch die noble Berliner Friedrichstraße.

Gift ist Kacke: Bauern fahren am 21. Januar 2023 protestierend durch die Friedrichstraße.

Bauern-Proteste in Berlin: Zur Grünen Woche protestierten rund 10.000 Menschen für eine gesunde und faire Landwirtschaft und gegen Gentechnik protestiert. Auch für den Klimaschutz machte sich die Demo stark.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Bauernaufstand in Berlin: Nach dem Auftakt der Grünen Woche protestierten unter dem Motto„Wir haben es satt!“ tausende Menschen am 21. Januar 2023 in Berlin gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung und machten der Ampel mächtig Feuer.

In einem langen Zug unter anderem durch die mondäne Friedrichstraße legten Dutzende Traktoren und tausende Menschen den Verkehr in der Hauptstadt lahm und protestierten auch gegen den grünen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir.

Bündnis aus 80 Verbänden protestiert gegen Ampel-Politik

Es waren vor allem Kleinbauern, die sich gegen die Dominanz der großen Agrarkonzerne, gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln. Rund 80 Organisationen hatten sich zusammengetan und unter anderem eine bäuerliche Landwirtschaft, artgerechte Tierhaltung, konsequenten Klimaschutz und gentechnikfreie Lebensmittel.

Neben den Agrarverbänden waren auch sämtliche Umweltschutzverbände wie zum Beispiel Greenpeace, Attac, der Bund oder der Nabu vor Ort. Immer wieder gab es auf der Demonstration auch Solidarisierungen mit dem Kampf gegen den Braunkohleabbau. „Lützi lebt“, stand auf vielen Schildern. Der Schlachtruf „Alle Dörfer bleiben“ hallte auch wieder durch die Hauptstadt.

Aber auch gegen die Krisengewinnler, die am Samstag Rewe-Chef Lionel Souque im Express.de-Interview kritisiert hatte, richtete sich der Protest.

Ein Plakat ruft zur Demonstration am Brandenburger Tor auf.

Aufruf des Aktionsbündnisses zur Klimademo a 21. Januar 2023 in Berlin.

An der Demonstration nahmen nach Polizeiangaben rund 7000 Teilnehmer teil, die Veranstalter sprachen von mindestens 10.000 Teilnehmern.

Am Vormittag hatte das Bündnis Landwirtschaftsminister Cem Özdemir eine Protestnote überbracht. „Wir erwarten deutlich mehr von Agrarminister Özdemir und der Bundesregierung“, erklärte Bündnis-Sprecherin Inka Lange mit Blick auf ein Jahr Agrar- und Ernährungspolitik der Koalition von SPD, Grüne und FDP.

Die Ampel habe in den Augen der Demonstranten längst nicht die nötigen Schritte für eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik unternommen. Brandenburgs Grünen-Agrarminister Axel Vogel zeigte sich im Vorfeld der Demonstration Sympathien für die Forderungen. In einem rbb-Interview sagte er am Samstag, in der Landwirtschaft müsse es ein Umdenken geben.

Rund 80 Prozent der Bäuerinnen und Bauern in Brandenburg und auch in Deutschland würden bisher konventionell wirtschafteten; sie könnten für die Bio-Landwirtschaft nur dann gewonnen werden, wenn sie damit genug Geld verdienten, um ihre Familien zu ernähren und ihre Höfe zu betreiben.

Aber bei vielen Landwirten hat dieses Umdenken längst stattgefunden. Die Bauern bekämen längst den Klimawandel zu spüren, im letzten Jahr machte die Dürre vielen zu schaffen. So fragte ein Landwirt auf seinem Trecker: „Was soll ich verkaufen, wenn ich nichts mehr ernten kann?“