Wutrede vom RKI-ChefWieler wird drastisch: „Täglich hunderte Tote, schlimmes Weihnachtsfest“

Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch Institut (RKI), hat sich in einer Online-Diskussionsveranstaltung unter anderem dafür ausgesprochen, dass Apotheken impfen sollen. Zudem sprach er von einer Notlage.

Dresden. So deutlich haben wir den Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, lange nicht mehr gehört.

Am Mittwochabend (17. November 2021) nahm er an einer mehr als dreistündigen Online-Diskussionsveranstaltung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) teil. „Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht handeln“, warnte Wieler.

RKI-Chef Lothar Wieler: „Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen“

Aus diesem Grund will er das Impf-Tempo durch Corona-Impfungen in Apotheken erhöhen. „Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten“, sagte RKI-Chef Wieler. Deshalb sei er ganz klar dafür, dass unter anderem Apotheker impfen sollten.

Die Booster-Impfungen seien umfänglich. „Je schneller geimpft wird, desto besser.“ Es brauche jedes niedrigschwellige Angebot. „Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“

Zugleich plädierte Wieler für die 2G-Regeln (geimpft und genesen). „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, der Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen.“ Momentan laufe Deutschland auf eine „ernste Notlage“ zu.

Hier die Online-Diskussionsveranstaltung in voller Länge...

Wieler zur Impfkampagne: „Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen [...] nicht gestattet, zu impfen. Wir sind in einer Notlage [...]. Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen.“

Lothar Wieler: „Prognosen sind super düster. Es herrscht eine Notlage“

Wieler rechnete schonungslos vor: Am Mittwochmorgen habe die Inzidenz in Deutschland bei 319,5 gelegen. Innerhalb von 24 Stunden habe es 52.826 Coronavirus-Neuinfektionen gegeben. „Davon werden ziemlich genau 400 Menschen sterben – und daran gibt es nichts mehr zu ändern. Diese Menschen sind ja infiziert. Niemand von uns, der hier sitzt, kann diesen Typen noch helfen.“

Dann erläuterte er die Prognosen intensivpflichtiger Covid-19-Patienten für die kommenden zehn Tage. „Die Prognosen sind super düster. Sie sind richtig düster. Wir halten die im Laufe von zehn Tagen für ziemlich belastbar, die gehen alle steil nach oben.“

Wieler zu Alten- und Pflegeheimen: „Es ist naiv, zu glauben, dass bei hohen Inzidenzen diese Menschen geschützt werden können. Das geht nicht! Dieses Virus ist so ansteckend. [...] Ich bitte sie, diese naiven Gedanken zu vergessen, wir müssen die Inzidenzen senken.“

Diese Maßnahmen fordert RKI-Chef Lothar Wieler

Wielers Fazit fällt nüchtern aus: „Wir haben zu schnell in manchen Bereichen geöffnet. Das entspricht nicht den Empfehlungen des RKI. Da müssen wir jetzt wieder gegensteuern. Clubs und Bars sind Hotspots. Aus meiner Sicht müssen die geschlossen werden.“ Weitere Maßnahmen: Kontakteinschränkungen, höhere Impfquoten und Booster-Impfungen. (mt/bc/dpa)