„Schwer zu ertragen“Virologin kritisiert aktuelle Corona-Politik – und sieht große Gefahr

Zahlreiche Menschen gehen am verkaufsoffenen Sonntag durch die Innenstadt - manche tragen Mundnasenschutz gegen das Coronavirus.

Zahlreiche Menschen gehen am verkaufsoffenen Sonntag durch die Innenstadt - manche tragen Mundnasenschutz gegen das Coronavirus. Nach knapp zwei Jahren ist in großen Teilen Deutschlands die Maskenpflicht im Einzelhandel entfallen

Der Wegfall der Corona-Maßnahmen wird vor allem von Experten und Expertinnen kritisch gesehen. Virologin Isabella Eckerle wurde nun auf Twitter emotional. Und warnte vor einem gefährlichen Kontrollverlust.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Als eine der Topvirologinnen war Isabella Eckerle in der Pandemie eine gefragte Expertin. Die 42-Jährige leitet das Zentrum für Neuartige Viruserkrankungen in der Abteilung für medizinische Fachgebiete an den Universitätskliniken in Genf und ist somit eine der führenden deutschen Wissenschaftlerinnen im Kampf gegen das Corona-Virus.

Aber welcher Kampf? Die neuen Regelungen der Ampel-Regierung kommen vielen wie eine Kapitulation vor dem Corona-Virus vor. Und die Virologen und Virologinnen werden leise.

Virologin Eckerle: „Nicht gut, Infektionsgeschehen laufen zu lassen“

Auch Eckerle hat sich zurückgezogen, wie sie am 5. April 2022 in einem emotionalen Post gestand. „Zustand der Welt im Moment schwer zu ertragen. Forschung & Familie helfen abzulenken. Medienanfragen lehne ich seit einiger Zeit alle ab. Was soll man zu SARS-CoV2 und COVID19 noch sagen? Natürlich ist es nicht gut, das Infektionsgeschehen jetzt einfach laufen zu lassen“, schreibt sie frustriert auf ihrem Twitter-Kanal.

Eckerle mahnt, dass uns die Kontrolle auch über die Zahlen entgleitet. „Die Fallzahlen werden immer weniger verwertbar. Noch einigermaßen sinnvolle Parameter sind PCR-Positivitätsraten & Abwassermonitoring“, schreibt sie. Während in den vergangenen beiden Jahren immer mehr Proben sequenziert wurden und so auch die Fallzahlen der Delta- und der beiden Omikron-Varianten zumindest grob bekannt waren, fürchtet die Wissenschaftlerin nun einen Blindflug.

„Die Kenntnis über Varianten-Zirkulation wird bald auch auf nur noch wackligen Füßen stehen, da Surveillance-Programme bald massiv reduziert werden.“

Corona: Virologin Eckerle sieht Gefahr in der Virus-Dynamik

Die Gefahr: Dass sich eine neue, gefährlichere Variante in diesem massiven Ausbruchsgeschehen verbreiten könnte. „Keine gute Situation für ein Virus mit so einer hohen Dynamik in Hinblick auf die Virusevolution. Das Virus ist noch weit davon entfernt, genetisch einen ‚stabilen‘ Zustand zu erreichen.“

Mahnungen, die die Politik derzeit nicht hören will. Denn dort hat man den Kampf gegen das Corona-Virus offensichtlich aufgegeben.