Menschen flohen aus ihren HäusernStarkes Erdbeben erschüttert Marokko – schon über 1000 Tote gemeldet

In Marokko hat es das schwerste Erdbeben in der Geschichte des Landes gegeben. Es wurden bereits über 1000 Tote und mehr als 1000 verletzte Menschen vom Innenministerium gemeldet.

Horror in Marokko: Bei dem schweren Erdbeben im Südwesten des Landes sind neuesten Regierungsangaben zufolge mindestens 1037 Menschen ums Leben gekommen.

Mindestens 1204 weitere Menschen erlitten Verletzungen, teilte das Innenministerium in Rabat am Samstag (9. September 2023) mit. In der Bevölkerung brach in der Nacht teilweise Panik aus. Die Naturkatastrophe richtete schwere Schäden in Teilen des nordafrikanischen Landes an. In Gebieten vom Atlasgebirge bis zur Altstadt von Marrakesch wurden Gebäude teils völlig zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt. In Deutschland und anderen Ländern bereiteten sich Hilfskräfte auf Rettungseinsätze vor.

Verheerendes Erdbeben in Marokko: Über 1000 Tote, mehr als 1200 verletzt

Das Erdbeben der Stärke 6,8 ereignete sich laut der US-Erdbebenwarte USGS in der Nacht zum Samstag rund 70 Kilometer südwestlich der Touristenmetropole Marrakesch.

Das Beben ereignete sich am späten Freitagabend um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6,9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken waren Trümmerhaufen, zerstörte Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigten schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Aus vielen Provinzen wurden Tote gemeldet. Kurz nach dem ersten Beben kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4,9. Aus Angst vor weiteren Erschütterungen blieben viele im Freien. Bewohner standen in Straßen oder kauerten auf Gehwegen.

Marokko: Beben war in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren

Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Es wurde befürchtet, dass die offizielle Zahl der Opfer weiter steigt, wenn die Einsatzkräfte entlegene Regionen erreichen. Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, die Streitkräfte und der Zivilschutz setzten alle Mittel ein, um Hilfe zu leisten und die Schäden zu begutachten. Demnach gibt es die meisten Schäden außerhalb der Städte.

Nach Angaben der USGS kam es zu starken Erschütterungen. Menschen rannten in Panik aus ihren Häusern und blieben aus Angst vor Nachbeben im Freien. Der Strom und das Telefonnetz fielen vorübergehend aus.

Mehr als die Hälfte der Toten wurden aus den Provinzen Al Haouz und Taroudant gemeldet. Weitere Opfer gab es laut dem Innenministerium in den Provinzen Ouarzazate, Chichaoua, Azilal und Youssoufia sowie in Marrakesch, Agadir und in der Region Casablanca.

„Die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen dringend humanitäre Hilfe

Die Lage sei noch sehr unübersichtlich, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. „Fest steht aber, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe“, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter laut einer Mitteilung. Das Hilfswerk Action Medeor stand nach eigenen Angaben mit Partnerorganisationen in Kontakt.

Auch Deutschland hat Hilfe zugesagt. Die Vorbereitungen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen bereits, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. „Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe konkret benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden.“ Einem Sprecher des THW zufolge sind etwa Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar.

Erdbeben in Marokko schreckte auch Menschen in Spanien und Portugal auf

Das Erdbeben in Marokko hat auch im Süden Spaniens und Portugals Menschen aus dem Schlaf gerissen. Bei der Notrufzentrale im spanischen Andalusien gingen kurz nach Mitternacht mehr als 20 Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger aus den Regionen um Huelva, Sevilla, Jaén, Málaga, Marbella und Córdoba ein, wie die Organisation auf der früher als Twitter bekannten Plattform X schrieb.

Über Schäden oder gar Opfer sei jedoch nichts bekannt geworden. Auch die Behörden im südportugiesischen Faro, im Raum Lissabon und Setúbal hätten ähnlich berichtet, schrieb die staatliche portugiesische Nachrichtenagentur Lusa.

Aus zahlreichen Ländern trafen Beileidsbekundungen und Hilfsangebote ein. Spaniens Außenminister José Manuel Albares bot an, Rettungskräfte nach Marokko zu entsenden. Der britische Außenminister James Cleverly erklärte, sein Land stehe bereit, „unseren marokkansichen Freunden auf jede mögliche Weise zu helfen“. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: „Wir trauern gemeinsam mit den Menschen in Marokko um die Opfer des furchtbaren Erdbebens. Unsere Gedanken sind bei ihnen und all denen, die in diesen Stunden nach Verschütteten suchen und um das Leben der vielen Verletzten kämpfen.“

Erdbeben in Nordafrika eigentlich selten

Erdbeben treten in Nordafrika nur relativ selten auf. 1960 hatte sich nach Angaben des Senders Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben gekommen waren.

2004 erschütterte ein Beben der Stärke 6,4 den Nordosten Marokkos. Mehr als 600 Menschen kamen damals ums Leben. 926 wurden verletzt. 1980 erschütterte ein Beben der Stärke 7,3 das benachbarte Algerien. Dabei kamen 2500 Menschen ums Leben. (afp, dpa)