Kommentar zu Toten im VerkehrAggressivität auf den Straßen immer heftiger – das ist die Lösung

Ein zerstörtes Rad liegt nach einem Unfall auf der Kreisstraße 4147 zwischen Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis) und Heidelberg-Wieblingen.

14. Mai 2023: Unser Symbolbild zeigt ein zerstörtes Rad nach einem Unfall auf einer Straße.

Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland steigt. Der Kampf auf den Straßen wird mit unfassbarer Aggressivität geführt. Warum ist das so? Es könnte doch alles so viel sicherer sein – meint unser Autor im Kommentar.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Ich bin gerne mit dem Fahrrad unterwegs, fahre viel durch Köln oder Düsseldorf – doch es vergeht kein Tag ohne Beschimpfungen, Beleidigungen oder brenzlige Situationen.

Letztens musste ich mein Fahrrad im Kölner Grüngürtel vor einer Ampel durch ein versetztes Geländer manövrieren. Eine Joggerin wollte an mir vorbeirennen und brüllte mich an: „Ey Alter, kannst froh sein, dass ich kein Autofahrer bin.“ Sonst hätte sie mich wohl gerne umgefahren.

Oft passiert es auch, dass Autofahrer sehr eng an mir vorbeifahren und dabei hupen. Im Rückspiegel zeigen sie dann an, dass ich nicht auf der Straße fahren soll, selbst wenn neben der Straße nur ein Gehweg vorhanden ist.

Verkehrsteilnehmende werden immer aggressiver

Vor wenigen Tagen hat mich ein Autofahrer in einem Kreisverkehr überholt und dann bei der Ausfahrt geschnitten. Als ich mit Winken auf mich aufmerksam machte, bremste er, drehte, fuhr wenig später neben mir und täuschte mehrfach an, mich in den Graben zu rammen, wollte mich dann ausbremsen. Durch das Fenster schrie er: „Bleib stehen, ich zeige dir, wer der Boss ist.“

Verkehrswahnsinn im Jahr 2023 – warum gibt es so unfassbar viele aggressive und hektische Verkehrsteilnehmer- und Teilnehmerinnen? Und dabei ist es egal, ob es sich um Fußgängerinnen oder Fußgänger, Radfahrende, Autofahrende oder Busfahrer und -fahrerinnen handelt.

Im Straßenverkehr vergessen viele Menschen ihre guten Manieren. Aber viel schlimmer: Mit ihrem Verhalten nehmen viele ernsthafte Verletzungen oder sogar Todesfälle in Kauf. Was läuft da schief? Sollten wir nicht alle mehr aufeinander achten und Rücksicht zeigen, als auf unser Recht zu pochen?

Wie viel Zeit gewinnt ein Autofahrer, wenn er ohne Sicherheitsabstand an einem Radfahrenden vorbei brettert? Oder stehen sie an der nächsten Ampel nicht doch wieder nebeneinander? Ist die Joggerin wirklich so viel langsamer, wenn sie im Stadtwald Rücksicht nimmt? Oder verliert der Radfahrer zu viel Zeit, wenn er an einem Hundebesitzer beim Gassigehen langsam vorbeifährt?

Im Jahr 2022 sind in Deutschland 2782 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das waren 220 Todesopfer mehr als 2021. Die neuesten Zahlen vom Statistischen Bundesamt: Im Februar 2023 gab es in Deutschland 21.600 Verletzte bei Straßenverkehrsunfällen. In den ersten beiden Monaten des Jahres gab es schon 325 Tote. Die Befürchtung: Jetzt, im Mai, nehmen die Unfälle weiter zu – es sind noch mehr Radfahrende und Motorradfahrerinnen und -fahrer unterwegs.

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Natürlich gibt es Verkehrsregeln, an die sich alle halten sollten. Doch viel wichtiger ist eine grundsätzliche Sache, mit der viel Leid und Streit vermieden werden könnte: Respekt!

Wenn man seine Mitmenschen im Straßenverkehr respektiert, wenn jeder Rücksicht nimmt und auf den vermeintlich Schwächeren oder die Schwächere aufpasst, könnten die meisten Unfälle vermieden werden.

Ich denke, heute ist ein guter Start dafür. Ab jetzt sind wir alle im Straßenverkehr respektvoll. Das macht Spaß, gibt ein gutes Gefühl und vor allem eins: mehr Sicherheit für alle.