Schreckliches Drama vor GriechenlandMindestens 79 Tote – Suche im Mittelmeer dauert an

Es ist schon jetzt eines der schwersten Schiffsunglücke im Mittelmeer: Südwestlich von Griechenland ist ein Boot mit Migranten gesunken – es sollen Hunderte Menschen an Bord gewesen sein. Mindestens 79 Menschen sind ums Leben gekommen.

Die Suche nach weiteren Überlebenden des schweren Bootsunglücks vor Griechenland ist in der Nacht zum Donnerstag ohne Erfolg fortgesetzt worden. „Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt“, sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache am Donnerstagmorgen im Staatsrundfunk.

An Bord des untergegangenen Fischkutters könnten nach Aussagen von geretteten Migranten mehr als 700 Menschen gewesen sein. Die meisten konnten offensichtlich nicht rechtzeitig das rund 30 Meter lange und verrostete Boot verlassen, als es am Mittwochmorgen rund 50 Seemeilen (rund 92 Kilometer) vor der südwestlichen Küste Griechenlands kenterte und unterging. Unter den Menschen an Bord sollen zahlreiche Kinder gewesen sein.

Drama vor Griechenland: Suchaktion dauert an

Schiffe der griechischen Küstenwache und Kriegsmarine brachten bislang die Leichen von 79 Menschen zum südgriechischen Hafen von Kalamata. Die 104 Überlebenden wurden in Zelten im Hafen dieser Hafenstadt untergebracht. 26 von ihnen hätten im Krankenhaus hauptsächlich wegen Unterkühlung behandelt werden müssen, teilten die Behörden mit. Die Suchaktion dauere an, hieß es.

Griechenland ist neben Italien und Spanien eines der Hauptankunftsländer für zehntausende Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten, die nach Europa wollen. Im vergangenen Monat war die griechische Regierung international in die Kritik geraten, nachdem auf Videoaufnahmen die gewaltsame Zurückweisung von Flüchtlingen auf dem Meer zu sehen war.

Mittelmeer: Wieder mehr Tote auf Migrationsrouten

Allein im vergangenen Jahr sind den Vereinten Nationen zufolge so viele Menschen auf Fluchtwegen aus dem Nahen Osten und Nordafrika sowie innerhalb dieser Regionen gestorben wie seit 2017 nicht mehr.

Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) in einem am Dienstag (13. Juni) veröffentlichten Bericht schrieb, kamen in der Region im Zeitraum von Januar bis Dezember 2022 knapp 3800 Migranten ums Leben. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle liege wahrscheinlich weit darüber. Es mangele jedoch an offiziellen Daten, hieß es. Noch mehr Tote gab es zuletzt nur 2017, als in der Region demnach 4255 Menschen starben.

Die tödlichste Route für die Migranten sei der Weg über das Mittelmeer: Dort starben der IOM zufolge 2022 knapp 2400 Menschen auf der Flucht, ebenfalls so viele wie seit 2017 nicht mehr. Seit 2014 sind nach UN-Angaben mehr als 20.000 Migranten auf dem Mittelmeer gestorben

Bei der wohl bisher schlimmsten Katastrophe auf dem Mittelmeer verloren im April 2015 mehr als 1000 Menschen vor der libyschen Küste ihr Leben. Im April 2016 starben bis zu 500 Menschen bei einem Schiffbruch auf dem Weg von Libyen nach Italien. Nur einen Monat später kamen bei mehreren Unglücken binnen einer Woche mehr als 1000 Menschen ums Leben: unter anderem starben vor Kreta 300 Migranten. (afp/dpa/mg)