Für 250 EuroStreicheln gegen Geld – Alexandra (41) kennt nur eine Grenze

Copyright: Florian Quandt
„Endlich gestreichelt“: Alexandra Ueberschär (41) hat keine Scheu vor Berührung.
Altona – Massagen, Reiki, Ayurveda – das Wissen, dass der Mensch Berührung braucht, um gesund zu bleiben, ist uralt. Aber was ist, wenn der Mensch alt ist, krank, vielleicht entstellt, oder einfach nur einsam? „Endlich gestreichelt“ heißt das Unternehmen, das Alexandra Ueberschär (41) aus Hamburg gegründet hat. Professionelle Streicheleinheiten? In der „Hamburger Morgenpost“ erklärt sie, was es mit der hautnahen Dienstleistung auf sich hat.
In ihrer Ausbildung in der Krankenpflege und später in der ambulanten Pflege ist ihr die Bedeutung von Berührungen erstmals aufgefallen.
„Ich bemerkte die Sehnsucht, liebevoll berührt zu werden“
„Ich bemerkte die Bedürftigkeit der alten Menschen, diese Sehnsucht, einfach mal liebevoll berührt zu werden“, erzählt Alexandra Ueberschär, „etwa wenn ein Patient oder eine Patientin die Hand gar nicht mehr loslassen mag, oder die Umarmung zur Begrüßung möglichst lange ausdehnt.“

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Drei Stunden Streicheleinheiten mit Alexandra kosten 250 Euro.
„Mangel an Berührung kann krank machen“
Als junge Frau konnte sie „nur traurig rausgehen“: „Ich wusste, dass der Mangel an Berührung regelrecht krank machen kann. Nach langer Zeit ohne Berührung fühlt der Mensch sich buchstäblich nicht mehr wohl in seiner Haut, das Herz schließt sich, der Mensch wird bitter, und es kann zu Depressionen kommen.“
Viele Jahre später reifte der Entschluss, Zärtlichkeit anzubieten für die, denen lebensnotwendige Streicheleinheiten fehlen, Männer, Frauen, jedes Alter. Ein rund dreistündiges Treffen kostet 250 Euro.
Warum ist die Streichel-Therapie so teuer?
„Das gibt mir und meinem Gegenüber einen sicheren Rahmen“, sagt sie. Was sie anbietet, ist ja eine sehr private Annäherung, fast intimer als Sex: „Und durch die Bezahlung ist klar: Es ist eine Dienstleistung.“
Die Abgrenzung zur Prostitution zieht sie mühelos: „Prostitution ist der Deal Geld gegen Körperlichkeit. Seelisch bleibt der Freier unbefriedigt. Aber jeder Mensch hat die Sehnsucht, gesehen und persönlich gemeint zu werden. Ich ermögliche Momente der authentischen Nähe.“

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Zärtlicher Service: Alexandra Ueberschär (41) berührt ihre Kunden auf besonders liebevolle Art.
„Wenn ich Not spüre, fühle ich besondere Zärtlichkeit“
Das Vorgehen: „Ich treffe die Menschen zunächst zu einem Vorgespräch, etwa in einem Park oder Café. Das Streicheln findet dann bei ihm oder ihr zu Hause statt.“
Hat sie keine Angst, dass sie mal auf Menschen trifft, die zu streicheln ihr zuwider ist? Alexandre Ueberschär schüttelt lächelnd den Kopf: „Wenn ich Not spüre, fühle ich besondere Zärtlichkeit.“
Geschlechtsverkehr ist ausgeschlossen
Aber was, wenn ein männlicher Klient durch die innigen Berührungen erregt wird? „Es geht bei mir nicht um die Energie zwischen Mann und Frau, aber es gibt eine Grauzone“, sagt Alexandra Ueberschär, „ich möchte die Sexualität nicht schambehaftet ausgrenzen, sondern achtsam darauf reagieren.“ Geschlechtsverkehr ist allerdings ausgeschlossen.
Die ersten Erfahrungen: positiv. „Es ist schön, jemanden zu begleiten, wie er aus seiner inneren Verhärtung findet.“ Am Ende liegen die Klienten oft mit dem Kopf in ihrem Schoß, fühlen sich in ihre Kindheit versetzt – als Streicheln das Normalste der Welt war.
Info: endlich-gestreichelt.de.