Dienstwagen mit 310 PSMordprozess: Zwei Kinder starben bei Autorennen – Raserin (40) fuhr wohl in Gegenverkehr

24.02.2023, Niedersachsen, Hannover: Die Angeklagte sitzt mit verdecktem Gesicht im Gerichtssaal im Landgericht. Eine Frau und ein Mann sind wegen Mordes angeklagt, weil sie den Unfalltod von zwei kleinen Jungen verursacht haben sollen. Beiden wird vorgeworfen, sich auf einer Landstraße bei Barsinghausen ein verbotenes Autorennen geliefert zu haben.

Die Angeklagte sitzt am 24. Februar 2023 in Hannover mit verdecktem Gesicht im Gerichtssaal im Landgericht. Eine Frau und ein Mann sind wegen Mordes angeklagt, weil sie den Unfalltod von zwei kleinen Jungen verursacht haben sollen.

Im Zuge eines illegalen Autorennens sind 2022 zwei kleine Kinder gestorben. Jetzt stehen die verantwortlichen Raser in Hannover vor Gericht.

Nach einem illegalen Autorennen, bei dem zwei Kinder getötet worden waren, hat vor dem Landgericht in Hannover ein Mordprozess gegen eine 40-Jährige und einen gleichaltrigen Mann begonnen. Zum Auftakt wurde am Freitag (24. Februar 2023) die Anklage verlesen, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Die beiden sollen demnach am 25. Februar vergangenen Jahres in der Nähe der niedersächsischen Gemeinde Barsinghausen ein Autorennen gefahren sein. Sie saßen am Steuer hochmotorisierter Fahrzeuge. Die Frau fuhr eine Limousine mit rund 250 PS, er einen SUV mit 310 PS als Dienstwagen. Laut Anklage rasten sie mit bis zu 180 Stundenkilometern nebeneinander her und kollidierten dabei mit mehreren Fahrzeugen.

Hannover: Illegales Autorennen verursachte Unfall mit zwei toten Kindern

Das Auto einer Familie wurde dabei auf einen neben der Fahrbahn liegenden Acker geschleudert. Die auf der Rückbank des Wagens sitzenden Kinder im Alter von zwei und vier Jahren wurden so schwer verletzt, dass sie noch am selben Tag starben.

Knackpunkt des Verfahrens wird dem Vorsitzenden Richter zufolge jetzt sein, ob ein Tötungsvorsatz festgestellt wird. Laut Anklage soll die 40-Jährige einen Unfall mit tödlichem Ausgang für die Insassen der ihr entgegenkommenden Fahrzeuge billigend in Kauf genommen haben. Zur Tatbegehung sei der eigene Pkw verwendet und damit das Mordmerkmal des Einsatzes eines „gemeingefährlichen Mittels“ erfüllt worden. In Bezug auf die verletzten Insassen der anderen Autos wird ihr gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Dem 40-Jährigen wird unter anderem Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Er ließ durch seine Verteidiger eine Erklärung verlesen. Demnach hatte er auf gerader Strecke Musik gehört und war in Gedanken bei seiner Familie. Den Wagen der Frau will er erst wahrgenommen haben, als die Motorhaube links neben ihm auftauchte. Dann habe er gebremst, um dem überholenden Fahrzeug Platz zu machen. Den Eltern der getöteten Brüder sprach der Angeklagte sein „aufrichtiges Mitgefühl“ aus.

Die 40-Jährige ist wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt, der Mann der Beihilfe dazu. Der Sprecherin zufolge ist der Tatbeitrag der Frau höher, da sie auf der Gegenfahrbahn gefahren sein soll. Beiden Beschuldigten wird zudem die Teilnahme an einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge vorgeworfen.

Rettungswagen, Hubschrauber, Polizei und Feuerwehr waren am 25. Februar 2022 schnell am Unfallort. Helfer versuchten vergeblich, den Zweijährigen dort zu reanimieren, der Sechsjährige starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Von dem Unfallgeschehen gibt es auch ein Video aus einer Dashcam, die an einem Auto angebracht war, das hinter dem durch die Luft geschleuderten Familienwagen fuhr.

Am 2. März sollen Zeugen des mutmaßlichen illegalen Rennens und des anschließenden Horror-Unfalls vernommen werden. Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte nach dieser Planung am 30. März gesprochen werden. (afp, dpa)