Als lehrende Person an einer Grundschule gibt es tagtäglich alle Hände voll zu tun. Neben verständlicher Vermittlung des Unterrichtsstoffs sind Lehrkräfte häufig auch Ansprechpartner oder Ansprechpartnerinnen für Sorgen der Schülerinnen und Schüler. Was jedoch nicht zu den Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern gehört, ist das Wechseln von Windeln der Kinder.

In der Schweiz schlagen Expertinnen und Experten nämlich Alarm: Es soll immer mehr Schulkinder geben, die noch Windeln tragen. Entwicklungspädagogin Rita Messmer erklärte der Schweizer „Sonntagszeitung“, dass sie erst letztlich einen Elfjährigen betreut hatte, der den Gang auf die Toilette nie richtig gelernt hatte. 

Mögliche Ursachen für das Tragen einer Windel bei Schulkindern

Im Schnitt benötigen Kleinkinder im Alter von drei Jahren keine Windel mehr. Dennoch kann das Trockenwerden von Kind zu Kind verschieden sein. Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), zeigte sich gegenüber dem Portal „20 Minuten“ jedoch erst einmal wenig überrascht, dass Kinder auch in der Schule noch auf Windeln angewiesen sind: „Kinder werden heutzutage bereits mit vier Jahren eingeschult, da kann es tatsächlich vorkommen, dass einige noch Windeln tragen“, so die Expertin.

Grundsätzlich gäbe es für Eltern erst einmal keinen Grund zur Sorge, wenn das eigene Kind noch etwas länger als andere Kinder Windeln trägt. So heißt es beispielsweise auf „kindergesundheit-info.de“, ein Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass das Trockenwerden meist ganz von selbst komme. 

Weiter heißt es: „Manche Kinder sind schon mit drei Jahren tagsüber und auch nachts sauber und trocken, andere machen noch mit sechs und mehr Jahren nachts in das Bett. Meist ist das kein Problem, solange Ihr Kind nicht darunter leidet oder von anderen deswegen gehänselt wird und Sie als Eltern gelassen bleiben können.“

Problematisch wird es jedoch, je älter die Kinder werden. Schließlich ist es in erster Linie die Pflicht der Eltern, dafür zu sorgen, dass deren Kind im Schulalter ohne Hilfsmittel auf Toilette gehen kann. Trägt ein Schulkind nach wie vor eine Windel, kann dies verschiedene Gründe haben.

Sind keine körperlichen Beeinträchtigungen die Ursache, können auch entwicklungspsychologische Störungen dahinterstecken. Psychotherapeut Felix Hof erklärte dazu: „Wenn es nicht an einer körperlichen Beeinträchtigung liegt, kann ein solches Verhalten auf Vernachlässigung oder eine extrem belastete Familiensituation hinweisen.“ So könne auch eine schwer gestörte Eltern-Kind-Beziehung, Traumatisierungen oder schmerzlichste Verlustereignisse die Ursache sein.

Schulkinder mit Windeln: Lehrkräfte müssen sensibel mit dem Thema bleiben 

Vor allem für die betroffenen Schülerinnen und Schüler kann das andauernde Tragen einer Windel ein sensibles Thema sein. Deshalb gilt es für Lehrpersonen darauf zu achten, das Kind nicht dafür zu verurteilen. „Lehrpersonen müssen in jedem Fall sensibel mit dem Thema umgehen und diskret sein“, so Rösler.

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„Auch wenn keine gesundheitlichen Probleme vorliegen, ist ein Gespräch mit den Eltern zwingend notwendig, um das Problem anzugehen und sie in die Verantwortung zu nehmen.“

Schließlich ist es nicht unüblich, dass die betroffenen Schülerinnen und Schüler ohnehin bereits im Schwimm- oder Sportunterricht von ihren Mitschülerinnen und -schülern dafür gehänselt werden. Außerdem seien die Lehrpersonen nach Aussagen der Zentralpräsidentin nicht dafür verantwortlich, die Windeln ihrer Schülerinnen und Schüler zu wechseln. (js)