Normal oder krankhaft?Wenn die Katze oft kotzt: Gefahren kennen, Ursachen angehen

Gras, Fell, Gewölle - manchmal müssen Katzen sich erbrechen. Wann gehört das Würgen zum normalen Verhalten und wann sollte man schleunigst zum Tierarzt? Über Ursachen, Warnzeichen und Hilfe.

Es ist kein schöner Anblick und klingt manchmal kläglich, wenn sich Katzen erbrechen. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich - und nicht immer besorgniserregend. Ein Beispiel: Beim Putzen mit der Zunge schlucken die Tiere Fell. Das ist schwer verdaulich und muss irgendwann wieder raus, insbesondere bei Langhaarkatzen während des Fellwechsels. 

„Wenn Katzen also Haarballen erbrechen, ist dies prinzipiell ein normales Verhalten und erst einmal kein Grund zur Sorge“, sagt Maren Püschel, Teilhaberin der Kleintierklinik Wasbek. Vorausgesetzt, das Tier ist insgesamt munter, verkriecht sich nicht und frisst wie immer. 

Bei Freigängern kann Erbrechen gelegentlich unter bestimmten Umständen vorkommen: „Hat eine Katze eine Maus gejagt und verspeist, ist es möglich, dass sie das Gewölle - also unverdauliche Knochen, Gallenblase und das Fell der Maus - wieder hervorwürgt“, erklärt Denise Riggers, die eine mobile Tierarztpraxis in Putzbrunn betreibt. Doch nicht immer sind die Ursachen so harmlos - manchmal müssen Halter schnell reagieren. 

Woran erkennt man gesundheitliche Probleme?

Eine Verhaltensänderung kann auf eine Krankheit hindeuten - etwa, wenn sich die Katze zurückzieht, weniger frisst oder nicht mehr spielen will. Auch bei häufigerem Erbrechen sollte man stutzig werden. 

Zwar gibt es dazu keinen pauschalen Richtwert. „Die Häufigkeit kann je nach Katzenrasse, Felllänge und Tier variieren. Aber wenn Katzen sich häufiger im Monat erbrechen - egal ob Futter oder Haare - spricht dies für gesundheitliche Probleme“, erklärt Maren Püschel. 

Denise Riggers geht bei ihrer Einschätzung sogar noch weiter: „Kommt es öfter als zwei- bis fünfmal im Jahr zu Erbrechen, ist das ein Alarmsignal.“ 

Tipp: Maren Püschel empfiehlt Haltern, dann ein Tagebuch zu führen. Darin kann man etwa Häufigkeit sowie Konsistenz und Art des Erbrochenen sowie die jeweiligen Umstände aufschreiben. So kann man feststellen, ob es mehr oder weniger wird.

Auf welche Krankheit deutet häufiges Erbrechen hin?

Die Gründe für das Erbrechen können vielseitig sein: „Dahinter können Erkrankungen der Nieren, der Leber oder des Magen-Darm-Trakts stecken. Aber auch hormonelle Ursachen, ein Tumor oder Unverträglichkeiten sind mögliche Erklärungen“, sagt Riggers. 

Aber auch eine Magenschleimhaut- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung könnten Ursachen für häufiges Erbrechen sein, so Tierärztin Maren Püschel. Auch ein Wurmbefall ist möglich.

Tierärzte müssen nach dem Ausschlussverfahren vorgehen: „Wichtig ist ein Rundumblick - also zunächst eine allgemeine Untersuchung des Tieres und dann je nach Verdacht Blutuntersuchungen, Ultraschall- und Röntgenaufnahmen zu machen, um etwa Fremdkörper oder Krankheiten auszuschließen“, so Denise Riggers. Danach könnten weitere Untersuchungen wie etwa eine Endoskopie nötig werden.

Wann ist Erbrechen ein ernstes Anzeichen?

„Wenn das Tier mehrfach am Tag Futter erbricht, sollten Halter unbedingt schnell zum Tierarzt gehen“, rät Riggers. Ursache könne dann ein Darmverschluss sein, etwa weil ein Fremdkörper im Darmtrakt festsitzt. Das kann für das Tier lebensbedrohlich werden. „Auch wenn man Blut im Erbrochenen findet, sollte man schnellstmöglich zum Tierarzt“, so die Tierärztin. Das könne für innere Verletzungen sprechen.

Aber auch abseits solcher Notsituationen sollte man die Ursachen abklären: Häufiges Erbrechen ist nie ein gutes Zeichen und kann zusätzlich zu weiteren Problemen etwa Schäden an der Speiseröhre der Katze führen.

Worauf können Halter vor einer Untersuchung achten?

Halter sollten ihre Katze beobachten. Denn das Brechverhalten des Tieres kann Aufschluss über die Ursache geben. Riggers zählt ein paar Fragen auf, die während einer Untersuchung auftauchen können:

War die Katze dabei in Bewegung oder nicht?Wie sah das Erbrochene aus?Macht die Katze dabei pumpende Bewegungen mit dem Bauch?Musste sie direkt nach dem Fressen brechen oder war das Futter bereits vorverdaut?

Auch äußere Umstände sind für die medizinische Beurteilung entscheidend: 

Was hat das Tier vorher gefressen? Wurde das Futter umgestellt?Hatte die Katze vorher Stress?War sie etwa den ganzen Tag alleine oder gab es irgendein ungewöhnliches Erlebnis?Gibt es weitere Auffälligkeiten oder Verhaltensänderungen?

Gibt es noch andere Gründe für häufiges Erbrechen? 

Konnte ein medizinisches Problem ausgeschlossen werden, gibt es noch andere Erklärungen: „So kann etwa Stress Katzen auf den Magen schlagen“, sagt Riggers und nennt mögliche Stressfaktoren. Etwa wenn:

Halter eine Weile verreist sind und sich andere Personen um die Katze kümmern,das Tier generell viel alleine ist und sich langweilt,mehrere Tiere in einem Haushalt leben und sie sich nicht gut miteinander vertragen, etwa weil sie um das Futter oder um Aufmerksamkeit konkurrieren.

„Das alles kann Katzen dazu führen, dass Katzen gestresst sind und ihr Futter zu schnell herunterschlingen und sich dann erbrechen“, erklärt Riggers. 

Auch vermehrtes Putzen und Belecken infolge von Stress kann zu Erbrechen führen. „Denn wenn dabei zu viele Haare aufgenommen werden, bereiten auch diese der Katze ab einer gewissen Menge Probleme.“ Das kann gerade im Fellwechsel oder bei Langhaarkatzen - auch unabhängig von Stress oder Erkrankungen - vorkommen. Mit regelmäßigem Bürsten kann man dem entgegenwirken, empfiehlt Riggers.

Ein anderer häufiger Grund - die Fütterung passt nicht zu den Katzenbedürfnissen. „Katzen sind Häppchenfresser, fressen also über den gesamten Tag verteilt viele kleine Portionen. Wird nur zwei oder dreimal am Tag gefüttert, nimmt die Katze oft viel zu große Portionen auf einmal auf und muss den restlichen Tag hungern“, sagt Riggers. Auch das sei nicht besonders gut für den Magen. 

Die Tierärztin empfiehlt stattdessen: entweder die Katze den ganzen Tag über häufig - mindestens zehnmal am Tag - mit kleinen Futterportionen versorgen oder ihr diese in Futterspielzeugen zur freien Verfügung geben. So kann die Katze immer wieder einige Happen fressen. (dpa)