In Düsseldorf und Hamburg klebten sich Mitglieder der letzten Generation auf dem Rollfeld am Flughafen fest. Doch wie kann es überhaupt zu so einem Einbruch kommen? Nun äußert sich unter anderem der Flughafen Düsseldorf.
Proteste an FlughäfenSo kamen die Klima-Kleber aufs Rollfeld – Fotos liefern den Beweis
Mit Bolzenschneidern und Kissen klettern Mitglieder der Letzten Generation über den Zaun am Flughafen in Düsseldorf. Auf dem Rollfeld angekommen, kleben sich sieben Aktivistinnen und Aktivisten dort fest. Drei Stunden vergehen, bis die Polizei die Klima-Kleber vom Boden lösen kann.
Die Folge: Der Flugbetrieb am Donnerstag (13. Juli 2023) wird zeitweise unterbrochen, nach Angaben einer Sprecherin fallen 24 Flüge aus, zwei werden umgeleitet. Noch den ganzen Tag über gibt es Verspätungen. Und das mitten in den Sommerferien. Nun äußerten sich Stimmen aus der Politik sowie der Düsseldorfer Flughafen zu den kritisierten Sicherheitsmaßnahmen vor Ort.
Klima-Protest am Düsseldorfer Flughafen: Kritik aus der Politik
„Diese Klima-Chaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle“, schimpft der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU). „Flugzeuge, die die Landung abbrechen müssen, Familien, denen man den Start in den Urlaub verderben will - das hat rein gar nichts mit legitimem Protest zu tun.“
Auch von den Grünen kommt Kritik: „Für das legitime Anliegen mehr Klimaschutz einzufordern, ist diese Protestform mit Eingriff in den Flughafenbetrieb absolut ungeeignet“, sagt der verkehrspolitische Sprecher Martin Metz.
Die Letzte Generation will mit der Aktion nach eigenen Angaben „gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise“ protestieren. Weitere Mitglieder legen auch den Hamburger Airport zeitweise lahm. Schon Ende 2022 hatte es ähnliche Aktionen an den Flughäfen München und Berlin gegeben.
Sehen Sie hier ein Bild von Beamten und Beamtinnen am Düsseldorfer Flughafen bei dem Versuch, die Klima-Kleber vom Boden zu lösen:
„Wer da mitmacht muss wissen: Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr und Nötigung sind Straftaten“, betont Reul. Für gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr sieht das Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren vor.
Klima-Protest am Düsseldorfer Flughafen: So sind die Aktivistinnen und Aktivisten vorgegangen
Laut Polizei durchtrennten die Aktivisten und Aktivistinnen in Düsseldorf den Stacheldraht oberhalb des Metallzauns und legten zum Schutz vor Verletzungen ein Kissen darüber. Dann seien sie über den Zaun geklettert und zum Rollfeld gesprintet, schildert ein Sprecher. Nach Aufnahme ihrer Personalien seien sie wieder auf freien Fuß gekommen. Mehrere Beteiligte seien bereits durch andere Fälle polizeibekannt.
Sehen Sie hier ein Bild des Zauns am Düsseldorfer Flughafen:
„Der Flughafenbetreiber ist da in der Verantwortung“, kritisiert der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, in der „Rheinischen Post“. „In Zeiten wie diesen reicht es nicht aus, Flughäfen mit Zäunen und Stacheldraht zu sichern, auf die man einfach eine Matte legen und dann darüber klettern kann.“
Die Pflicht zum Errichten des Zauns liegt nach Angaben des Flughafenverbands ADV beim Flughafen. Die Bewachung erfolge in enger Zusammenarbeit mit der Polizei. Bei großen Flughäfen sei der Zaun aber bis zu 30 Kilometer lang. „Ein 100-prozentiger Schutz gegen das Durchdringen ist damit unmöglich.“ Viele Flughäfen hätten an den Zäunen zusätzliche Überwachungssysteme wie Videokameras, Bewegungsmelder oder Kontaktdrähte installiert.
Klima-Protest in Düsseldorf: Nun äußert sich der Flughafenchef
„Unsere Prozesse und Alarmsysteme haben gut funktioniert, die Sicherheit des Flugbetriebs war zu jeder Zeit gewährleistet“, teilt der Düsseldorfer Flughafenchef Lars Redeligx mit. „Der Airport schützt auf Basis seines regelmäßig aktualisierten Sicherheitskonzeptes durch die Kombination von personellen, physischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen das Flughafengelände auf bestmöglich Weise.“
Der Vorfall vom Donnerstag (13. Juli 2023) werde gemeinsam mit den Behörden analysiert, daraus gewonnene Erkenntnisse würden in das Sicherheitskonzept integriert. Die tausenden Passagiere und Passagierinnen, die wegen der Protestaktionen Verspätungen in Kauf nehmen müssen, werden wohl keine zusätzlichen Entschädigungszahlungen erhalten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handle es sich bei den Protesten um einen außergewöhnlichen Umstand, weil die Fluggesellschaften daraus entstehende Flugausfälle nicht selbst verschuldet haben, meint Claudia Brosche vom Fluggastrechte-Portal Flightright. (dpa, js)