Ein 29 Jahre alter Oberkommissar und eine 24-jährige Polizeistudentin werden bei einer Verkehrskontrolle erschossen. Jetzt äußerten sich die Ermittler erstmals zu der Bluttat vor der Presse. Und verrieten, was wohl das mutmaßliche Motiv ist.
„Er hat noch 14-mal geschossen“Nach Mord an Polizist und Polizistin: Ermittler verraten Motiv
Einen Tag nach dem gewaltsamen Tod einer Polizistin und eines Polizisten informierten die Ermittler in der Pfalz am Dienstagmittag (01. Februar) über Einzelheiten der furchtbaren Tat. Zwei Verdächtige wurden bereits einen Tag zuvor festgenommen – doch die große Frage ist: Was war ihr Motiv?
Die 32 und 38 Jahre alten Deutschen waren am Montag im Saarland festgenommen worden. In beiden Häusern sei ein großes Waffenarsenal sichergestellt worden, hieß es am Dienstag.
Seit gestern herrsche eine neue Zeitrechnung im Polizeipräsidium, erklärt der Polizeipräsident Westpfalz, Michael Denne, sichtlich ergriffen auf der Pressekonferenz: „Diese Morde machen uns fassungslos“, so Denne. „Die beiden Beamten waren nicht nur Kollegen, sie waren Freunde.“
Anschließend schildert der Vize-Polizeipräsident von Rheinland-Pfalz, Heiner Schmolzi, Einzelheiten des Einsatzes der jungen Polizistin und ihres Kollegen. Man habe einen Einsatz wegen einer Person „mit hohem Fluchtverhalten“ eingeleitet. Die später getötete Zivilstreife habe „dubiose Personen“ gemeldet, die den Kofferraum voller Wild gehabt hätten, erklärt der Vize-Polizeipräsident weiter.
Anschließend sei nur noch der Funkspruch „Kommt schnell, die schießen, die schießen“ sowie ein Schuss zu hören gewesen.
Kusel: Polizeibeamtin wurde mit einem Kopfschuss getötet
Die Polizeibeamtin sei mit einem Kopfschuss getroffen worden, lag bereits tot vor dem Zivilfahrzeug, als die Verstärkung eintraf.
Ihr Kollege lag zunächst schwer verletzt an einer Böschung. Er wurde viermal getroffen, ebenfalls im Kopf, erklärte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen. Später starb er an seinen Verletzungen. „Der Kollege hat sein Magazin geleert, er hat noch 14-mal geschossen“, schildert der Vize-Polizeipräsident später auf Nachfrage.
Die Polizei habe am Tatort neben der getöteten Kollegin einen Führerschein sowie einen Personalausweis sicherstellen können. Dort habe der Name des 38-jährigen Haupttatverdächtigen gestanden. Als klar war, dass der Mann aus dem Saarland kommt, habe man schnell mehrere Objekte als „Fluchtorte“ identifizieren können, erklärt die Polizei auf der Pressekonferenz weiter. Der Mann und ein weiterer Verdächtiger konnten so in einem Haus in Sulzbach widerstandslos verhaftet werden. Beide seien nun in U-Haft.
Mord in Kusel: Verdächtige wurden wohl beim Wildern erwischt
Der Oberstaatsanwalt erklärt, dass beide Verdächtige zuvor beim Wildern erwischt worden seien, man habe mehrere tote Tiere im Auto eines der Verdächtigen gefunden – in jenem Auto, das auch in die Polizeikontrolle geriet. Diese Tat hätten sie verdecken wollen. Was genau das Motiv der Männer war, sei aber noch offen, das Ermittlungsverfahren stehe noch am Anfang.
Die Wirtschaftsverhältnisse der Verdächtigen seien „alles andere als geordnet“ gewesen, die sozialen Verhältnisse „brüchig“, so der Oberstaatsanwalt weiter. Der 38-jährige Hauptverdächtige sei schon vorher wegen Jagdwilderei und Unfallflucht polizeibekannt gewesen. Vorstrafen habe es aber keine gegeben. Es gebe bislang auch keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat.
Kusel: Oberstaatsanwalt geht von „gemeinschaftlichem Mord“ aus
Man gehe von einem „gemeinschaftlichen Mord“ aus, so der Oberstaatsanwalt. Darin sei auch eine erhöhte Fluchtgefahr der Männer begründet. Bei den mutmaßlichen Tatwaffen handele es sich um ein Jagdgewehr sowie eine Schrotflinte.
Der jüngere Verdächtige habe bei der Vernehmung die Wilderei und auch die Schüsse gegen die Polizisten bestätigt. Er habe aber nicht selbst geschossen. Wegen der Bauweise der sichergestellten Waffen gehe die Staatsanwaltschaft aber derzeit davon aus, dass beide Tatverdächtigen geschossen hätten.