Pyramide am LouvreDie magischen Geheimnisse des spektakulären Glaskonstrukts
Paris – Sie ist heute eines der bedeutendsten Wahrzeichen von Paris – die große Glaspyramide im Innenhof des weltbekannten Louvre-Museums, die gleichzeitig sein Eingang ist.
Entworfen von dem inzwischen 101 Jahre alten Architekten Ieoh Ming Pei wurde sie 1989 eröffnet. Ein Bauwerk mit vielen Highlights und Geheimnissen...
Hohn und Spott für den Präsident
Heute, 30 Jahre später, ist nichts mehr zu spüren von der Empörung und dem Spott in der Bevölkerung über die gewagte Konstruktion des chinesisch-amerikanischen Star-Architekten Pei.
Die massive Kritik traf nicht nur ihn, sondern vor allem Präsident François Mitterrand (79), der das der ägyptischen Gizeh-Pyramide nachempfundene Bauwerk initiiert hatte.
Ein Grund war: Um dem Besucheransturm bewältigen zu können, sollte mit dem Projekt der Einlass schneller und sicherer werden. So entstand die Glaspyramide im Innenhof, zudem wurde das unterirdische Einkaufszentrum Carrousel du Louvre eröffnet, und das Finanzministerium zog aus seinen bisherigen Amtsräumen im Louvre aus.
In der Öffentlichkeit wurde Mitterrand als „Pharao“, „Mitterramses“ oder „größenwahnsinnig“ beschimpft. Von einem Machwerk war die Rede, das das ehemalige Königsschloss verschandele und verdecke.
Andere nannten es einen „Schandfleck“, „Disneyland-Anbau“, einen kostspieligen „Akt der Willkür“ oder – in Anspielung auf Mitterrands Partei, „die Grabkammer der Sozialisten“.
Ieoh Ming Pei: „Meine Pyramide ist Leben“
Architekt Pei konterte cool. „Die Form ist älter als alle ägyptischen Modelle. Außerdem ist sie dort aus Stein und schwer, ein Werk für die Toten. Meine Pyramide ist leicht, ist Leben.“
In der Tat ist sie leicht, ihre Lichtdurchlässigkeit stellt den alten Louvre nicht in den Schatten. Das sehen heute auch die meisten Franzosen und Millionen Louvre-Besucher so: Mittlerweile stört das Kunstwerk aus Glas niemanden mehr. Im Gegenteil.
Viele zieht es nicht nur wegen der Mona Lisa in den Louvre, sondern eben wegen der Glaspyramide. Sie ist nun eines der Aushängeschilder des modernen Paris – wie der Eiffelturm, an dem anfangs übrigens auch rumgemäkelt wurde.
Gerade der Kontrast zwischen der alten Bauweise des Museums und der zeitgenössischen der Pyramide gilt als gelungen.
Louvre: Eingang in die Welt der Kunst
Wer den Louvre durch die Pyramide betritt, wird schnell merken, dass ein einziger Tag zur Besichtigung des Museums nicht ausreichen wird. Auf mehr als 73000 Quadratmetern sind rund 35000 Ausstellungsstücke aus aller Welt und allen Epochen zu bestaunen.
Jedes Jahr zieht es mehr als zehn Millionen Menschen in das Haus der Superlative. Die Mona Lisa (La Joconde) von Leonardo da Vinci, das nur 77 x 53 Zentimeter große Bild der Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln, ist sicher für viele das absolute Highlight – ebenso wie die Venus von Milo oder das opulente Gemälde von David, das die Kaiserkrönung Napoleons I. zeigt.
Nicht nur eine Pyramide
Meist wird von der von Wasser umgebenen Pyramide im Louvre gesprochen – der großen Pyramide, die gleichzeitig als Haupteingang zum Museum dient. Sie hat die gleichen Proportionen wie die Cheops-Pyramide in Ägypten. In Wirklichkeit gibt es aber fünf Glas-Pyramiden.
Die Große ist umgeben von drei weiteren, kleineren. Die dienen quasi als Lichtschächte dazu, diverse Innenbereiche des Museums mit ausreichend Licht zu versorgen.
Schließlich gibt es noch die umgekehrte Pyramide, die sich in der Galerie unter dem Haupteingang befindet, wenn der Besucher den Louvre vom Carrousel (Einkaufspassage unter dem Louvre) aus betritt. Dies ist eine buchstäblich auf den Kopf gestellte und quasi aufgehängte Pyramide.
Eine gläserne Sinfonie
Die Pyramide in der „Cour Napoléon“, dem Innenhof des Louvre, ist eine gläserne Sinfonie, eine Konstruktion aus Verbundglas und Metallteilen. Sie besteht aus 603 rautenförmigen und 70 dreieckigen Glassegmenten. Sie ist 21,65 Meter hoch und 35,42 Meter breit. Zur Spitze hin hat sie eine Neigung von 51 Grad.
Die quadratische Grundfläche hat eine Länge von 34 Metern. Die gesamte Konstruktion hat ein Gewicht von 180 Tonnen. Der Architekt wollte eine lichtdurchlässige Form – als Kontrast zu dem alten Gemäuer des ehemaligen Königspalastes und heutigen Kunst-Museums. Ein besonderes Highlight ist an Abenden die Beleuchtung.
Die Residenz der Könige
Das Palais du Louvre war einst die Residenz der französischen Könige: Die Festung, die dort im 12. Jahrhundert erbaut wurde, ließen die Könige über Jahrhunderte zu einem prächtigen Schloss ausbauen und erweitern.
1682 zog der Sonnenkönig Ludwig XIV. aus, um mit seinem Hofstaat in seine neue Residenz in Versailles vor den Toren von Paris umzuziehen – ein Prachtbau, der alles Bisherige in den Schatten stellte. Doch der Louvre behielt seine Anziehungskraft – dank seines Museums.
Stimmt das Geheimnis aus „Da Vinci Code“?
Im Film „The Da Vinci Code – Sakrileg“ spielt die Pyramide eine wichtige Rolle. In der Verfilmung des Romans von Dan Brown aus dem Jahr 2006 wird Protagonist Robert Langdon (Tom Hanks, auf dem Foto mit Audrey Tautou) zu einem Mord im Louvre gerufen.
Bei der Suche nach Hinweisen landet er am Ende wieder dort und entdeckt, dass sich unterhalb der umgekehrten Pyramide das Grab Maria Magdalenas, also der Heilige Gral, befinden könnte. Ist da was dran? Nein, es ist Fiktion.
Immer mal wieder hat aber auch die Konstruktion der Pyramide selbst für Mythenbildungen gesorgt. So wurde verbreitet, dass 666 Glaselemente verbaut worden seien.
666 ist bekanntlich eine satanische Zahl und die Zahl des Wilden Tieres aus der biblischen Apokalypse. Korrekt ist allerdings, dass 673 Elemente verbaut worden sind. Der Teufel hatte also nicht seine Hand im Spiel und die Pyramide ist kein Höllentor und beherbergt auch nicht den Heiligen Gral.