Sie sollen einen Bekannten „in die Falle gelockt“ und ermordet haben - dafür hat das Gießener Landgericht zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Prozess dauerte fast vier Jahre.
Mord ohne LeicheUrteil in Aufsehen erregendem Fall gesprochen – nach vier Jahren Prozess
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Das Landgericht Gießen – hier wurde der Mord ohne Leiche verhandelt.
Im Prozess um einen Mord ohne Leiche sind die beiden Angeklagten vom Gießener Landgericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Aus Sicht der Kammer sei auszuschließen, dass einer der beiden Angeklagten im Alter von 48 und 44 Jahre alleine gehandelt habe, sagte die Vorsitzende Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Es komme nur eine gemeinsame Tatbegehung infrage.
Schon vor der eigentlichen Tat hätten die Angeklagten das Entführungsszenario immer wieder mit der Tötung des Opfers in Verbindung gebracht. Für den Tötungsvorsatz spreche auch das Mitführen einer Waffe mit Schalldämpfer, so die Vorsitzende. Die während des umfangreichen Prozesses festgestellten Details der Tatbegehung wären „als Film ihr Geld wert gewesen“. Dabei sei das Mordmerkmal der Heimtücke verwirklicht.
Leiche und Tatwaffe bis heute nicht gefunden
Die beiden Männer sollen ihren Bekannten im November 2016 entführt haben unter dem Vorwand, gemeinsam eine Immobilie zu besichtigen. Das Opfer hätten sie so „in eine Falle gelockt“, sagte die Vorsitzende. Motiv sei möglicherweise gewesen, Lösegeld zu erpressen, möglicherweise aber auch, für künftige ähnliche Taten zu „üben“, genau habe sich das auch im Rahmen des langwierigen Prozesses nicht klären lassen. In Hungen im Landkreis Gießen sollen die Angeklagten den Mann mit Schüssen aus einer Pistole getötet und die Leiche später fortgeschafft haben.
Trotz aufwendiger Ermittlungen, die auch während des Prozesses fortgesetzt wurden und bis an den Starnberger See in Bayern führten, wurden bis heute weder die Leiche des 39-jährigen Opfers noch die Tatwaffe gefunden. Die Leiche des Opfers soll zerstückelt und die sterblichen Überreste sollen unter anderem im Wald vergraben worden sein.
Fast vier Jahre Prozessdauer und nahezu 130 Verhandlungstage
Mit dem Urteilsspruch geht ein Mammutprozess zu Ende, während dem sich die beiden Angeklagten teils gegenseitig die Alleintäterschaft zugeschoben hatten. Eine Dauer von fast vier Jahren und fast 130 Verhandlungstagen umfasste die Hauptverhandlung - damit handelte es sich nach Angaben eines Gerichtssprechers um das längste Strafverfahren in der jüngeren Geschichte des Landgerichts Gießen. Neben rund 70 Zeugen wurden auch 7 Sachverständige befragt.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe für die beiden Angeklagten sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld wegen gemeinschaftlichen, heimtückischen Mordes für das Duo gefordert. Für die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sah das Gericht jedoch keine ausreichende Begründung, wie die Vorsitzende sagte. Dagegen hatten die Verteidiger beider Angeklagter auf Freispruch vom Vorwurf des gemeinschaftlich begangenen Mordes für ihre Mandanten plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (dpa)