Zeremonien sind der katholischen Kirche heilig. Das trifft auch für das Protokoll nach dem Tod des Pontifex zu. Aber wie verhält es sich bei einem emeritierten Papst?
Beisetzung von Benedikt XVI.Wie läuft das Begräbnis, wenn ein emeritierter Papst stirbt?
Mit den Trauerfeiern und der Beisetzung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt der Vatikan protokollarisches Neuland. Anders als das Prozedere beim Tod eines amtierenden Papstes war offiziell nicht geregelt, wie zu verfahren ist, wenn ein Papa Emeritus stirbt.
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger starb an Silvester um 9.34 Uhr. Laut der von Papst Johannes Paul II. verfassten Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis“ von 1996 hätte der Kardinalvikar von Rom die Bevölkerung über den Tod unterrichten müssen. Diese Aufgabe übernahm aber wie erwartet Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhles, mit einer Presseerklärung um 10.32 Uhr in sechs Sprachen.
Etliche Vorschriften der Konstitution, etwa über die Fortführung der Amtsgeschäfte, müssen nach dem Tod von Benedikt nicht angewandt werden, weil ja Papst Franziskus im Amt ist und es daher keine Sedisvakanz - also keinen unbesetzten Papststuhl - gibt.
Nach dem Tod Benedikts: Was passiert vor und bei der Beisetzung?
Benedikt wurde von Montag (2. Januar 2023) an im Petersdom öffentlich aufgebahrt, damit sich die Gläubigen dort von ihm verabschieden konnten. Die Basilika war dazu am Montag von 9.00 bis 19.00 Uhr und am Dienstag und Mittwoch jeweils von 7.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.
Am Donnerstag, 5. Januar, findet auf dem Petersplatz das Requiem, also die Totenmesse statt. Diesen Gottesdienst wird Franziskus zelebrieren - dass ein Papst einen anderen beerdigt, ist ein Novum. Die Feier beginnt um 9.30 Uhr. Gläubige können daran nach Angaben des Vatikans teilnehmen, ohne sich Eintrittskarten besorgen zu müssen. Bis zu 60 000 Menschen werden erwartet.
Abschied von Papst Benedikt XVI.: So läuft die Trauerfeier auf dem Petersplatz ab
Der Abschied von Papst Benedikt XVI. ist in drei Teile untergliedert. Im Wesentlichen folgt die Beisetzung dem Ablauf, wie er von früheren Papstbegräbnissen bekannt ist.
Die erste Zeremonie hat bereits am Mittwochabend (4. Januar 2023) im Petersdom mit dem Ritus der Sargschließung begonnen. So läuft die Beisetzung ab:
- Die Sargschließung: die Pontifikats-Urkunde, das sogenannte Rogitum, wird verlesen. Es enthält wichtige Stationen aus dem Leben und Wirken des Verstorbenen. Im Anschluss unterschreiben es die Anwesenden – unter anderen der Zeremoniar, der Erzpriester von Sankt Peter sowie mehrere Kardinäle und der Privatsekretär des verstorbenen Ex-Papstes, Erzbischof Georg Gänswein.
- Danach wird das Gesicht von Papst Benedikt XVI. mit einem Tuch verhüllt. Vor der Schließung des Sarges werden Münzen und Medaillen aus den Pontifikatsjahren sowie das Rogitum zu dem Verstorbenen in den Sarg aus Zypressenholz gelegt.
- Das Requiem: wird öffentlich auf dem Petersplatz zelebriert.
- Papst Franziskus feiert die Messe den Toten Pontifex. Der geschlossene Sarg des emeritierten Papstes wird dabei vor dem Petersdom stehen. Die überwiegend auf Latein gehaltene Messe unterscheidet sich nur wenig von einer „normalen“ Messfeier für Verstorbene. Darauf folgt die mit Spannung erwartete Predigt von Papst Franziskus.
- Vor dem Ende der Messe, das etwa gegen 11 Uhr erwartet wird, sollen Fürbitten auf Deutsch für Benedikt XVI. und in unterschiedlichen Sprachen Fürbitten für den amtierenden Papst gebetet werden.
- Aussegnung und Begräbnis: Mit der Aussegnung und Verabschiedung wird der letzte Teil der Beisetzung eingeläutet. Der Sarg des Verstorbenen wird in die Grotten unter dem Petersdom getragen. Dort wird Benedikt XVI. im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. beigesetzt.
- An der Beisetzung nehmen nur wenige Kardinäle, der Zeremoniar sowie der Privatsekretär teil. Unklar ist noch, ob Papst Franziskus trotz seiner Gehbehinderung ebenfalls dabei sein wird.
- Der Sarg aus Zypressenholz wird versiegelt und in einen Zinksarg gegeben, der sofort verschweißt und ebenfalls mit Siegeln versehen wird. Der Zinksarg wiederum wird in einen weiteren Holzsarg gelegt, der dann schließlich in die Grablege hinabgelassen wird.
Zwei offizielle ausländische Delegationen sind eingeladen: eine aus Benedikts Heimat Deutschland, von wo sich bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angekündigt hat; die andere aus Italien. Als Papst war Benedikt automatisch auch Bischof der italienischen Hauptstadt Rom.
Darüber hinaus werden viele Kardinäle - vor allem jene, die Benedikt selbst während seines Pontifikats in das Kardinalskollegium geholt hatte - in Rom erwartet.
Trauerfeier und Beisetzung von Benedikt XVI.
Benedikt hatte sich nach Angaben von Vatikan-Sprecher Bruni eine Trauerfeier und Beisetzung gewünscht, die jeweils schlicht seien. Dieser Wunsch werde ihm erfüllt, sagte Bruni.
Nach der Feier auf dem Petersplatz wird Benedikt in der Krypta des Petersdoms an der Seite etlicher anderer Päpste beigesetzt. Der Deutsche hatte sich gewünscht, an jener Stelle beigesetzt zu werden, wo Johannes Paul II. nach seinem Tod zunächst seine Ruhestätte gefunden hatte, ehe der Pole nach der Seligsprechung in eine Kapelle im Petersdom gebracht wurde. (dpa)